Expo 2010 – Ich war da!

An meinem letzten Tag in SH, entschließ ich mich zur Expo zu gehen. Manche Leute rieten mir, es lieber zu lassen und mir stattdessen SH näher anzuschauen, weil man auch in die Länder selbst reisen kann, um sich das anzuschauen. Andere schwärmten nur so von den tollen Pavillons. Ich hatte mir vorgenommen dorthin zu gehen, also bin ich auch hin.

Zum Glück habe ich mir am Vortag das Ticket gekauft und musste so nicht noch beim Schalter anstehen. Unser Freiwilligenausweis ist echt Gold wert: Mit dem habe ich ein Schülerticket für 100 Yuan (etwa 10 €) statt der üblichen 160 Yuan bekommen und auch sonst bringt er fast überall Vergünstigungen mit sich. Ich nahm den Eingang am europäischen Teil der Expo. Es war so was von voll! Auf der Shoppingstraße Nanjing Dong Lu schlendern die Chinesen gemütlich und langsam und es fällt schwer sich durch die Masse zu bewegen, wenn man es mal eiliger hatte. Aber auf dem Weg zum Eingang der Expo rannten sie förmlich. Jeder wollte der Erste sein. So schnell laufen hab ich die Chinesen noch nie gesehen… Angekommen rannten alle zu der kürzesten Schange, die dann zur Längsten wurde. Ich folgte einem chinesischen Paar, dass sich eine Abkürzung suchte und den Sicherheitsmann bequatschte. Tatsächlich ließ er uns durch und wir ergatterten einen guten Platz, sodass ich nur etwa 15 min anstehen musste. Andere brauchten vielleicht eine halbe Stunde… Am Eingang musste man einen Sicherheitscheck durchlaufen, der dem am Flughafen in Nichts nachstand: Tasche rein in die Röntgenkontrolle und man selbst durch einen Metalldetektor. Mein Wasser durfte ich mitnehmen, nachdem ich einen Schluck getrunken hatte, was aber eigentlich nicht nötig, war, weil überall auf dem Gelände Trinkbrunnen zugänglich waren. Ich, froh endlich drin zu sein, marschiere Richtung deutschem Pavillon. Zuvor machte ich noch einen kurzen Stop beim niederländischen Pavillon, der nicht soo spannend war. Ausgestellt wurden einige technische Errungenschaften und Kunst. So richtig geöffnet war der Pavillon anscheinend auch noch nicht. Es war angenehm leer, was sich zur Mittagsstunde aber ganz schnell änderte.

Danach bin ich zum deutschen Pavillon. Die Schlange davor war riesig! Ich hätte nicht gedacht, dass der deutsche Pavillon so beliebt ist. Die Leute haben bestimmt mindestens eine, wenn nicht sogar zwei Stunden, anstehen müssen. Ich aber, bin total lässig und mit Sonnenbrille zu einem der Tausend Freiwilligen auf der Expo hin und hab mich erkundigt, wo denn der VIP Eingang wäre. Ja, da kam ich mir ziemlich toll vor :D! Mit den Wartenden hatte ich Mitleid, aber es war schon ein geiles Gefühl sich als „VIP“ bezeichnen zu dürfen, wenigstens für einen Pavillon ;). Angekommen beeindruckte ich die deutschen Mitarbeiter mit meinem flüssigen Deutsch (natürlich hatten sie das nicht erwartet) und wedelte mit meinem deutschen Pass. Der Pavillon war echt gut gemacht. Es gab Ausstellungen über Energiesparmaßnahmen, die Entwicklung von deutschen Städten wie Berlin zu einer infrastrukturell sehr gut ausgestatteten Metropole, Gartenzwerge, deutsche Literatur und Oper, Autos und andere technische Finessen aus Deutschland sowie die Show mit der Energiekugel, die angeblich durch dir Ener

gie der Menschen in Bewegung gesetzt wird. Aber das glaub ich nicht so recht. Ich denke, das ist alles eine vorprogramierte Show und das Publikum ist nur Schein-beteiligt. Aber die Show ist gut. Auf der Kugel werden kurze Sequenzen über Deutschland gezeigt, wie die Wiedervereinigung mit tanzenden Menschen auf der Mauer, Fußball und Marathon. Außerdem fängt die Kugel auch an hin und her zu schwingen.


Der Energieball. Der schwingt so im Kreis rum. Gerade wird ein Fußbald gezeigt.

Der Vietnam-Pavillon war mir auf Anhieb sympathisch: Sie hatten Kronleuchter an der Decke! In der Mitte spielte eine Live-Band vietnamesische Musik und es erinnerte mich an Mama und Papa’s Filmabende. Im Souvenirshop kaufte ich noch ein Geschenk für meine Eltern und sprach mit einem Vietnamesen auf Chinesisch, weil mein Vietnamesisch nur ausreichte, um ihm zu sagen, was ich kaufen wollte. Die Antwort verstand ich nicht und outete mich sogleich als Nicht-Vietnamese. Darauf folgte eine Diskussion über meine Herkunft, mein Alter und was ich in China mache.

Kronleuchter 😀

Diese Sachen kann ich mittlerweile gut auf Chinesisch darstellen, weil ich sie so ziemlich jedem erzähle, mit dem ich mehr als ein paar Wörter wechsel, da sich doch recht schnell herausstellt, dass ich keine Chinesin bin. Manche halten mich für eine Taiwanesin aufgrund meines Akzents im Chinesischen. Wenn ich ihnen aber erzähle, dass ich aus Deutschland komme, gibt es fast immer erstaunte Gesichter und ein entsetztes „de guo?!?“. Manche sagen dann, dass ich aber chinesisch aussehe und dann sind wir wieder bei der Diskussion über meine Wurzeln angelangt.

Ich war noch im Mongolei-, Kombodscha-, Malediven-, Brunei-, Hongkong-, Irland- und USA-Pavillon. Der Hongkong-Pavillon war cool. Viel Glas und viele Spiegel drinnen und es gab eine 3D-Show über Hongkong. Das Motto war auch sehr passend: Hongkong – potential unlimited.

Zum Schluss bin ich nochmal in den deutschen Pavillon, weil ich unbedingt (!) diesen Pin mit der deutschen und der chinesischen Flagge haben wollte. Ich bequatschte die Frau am Infotresen und die Leute am VIP Eingang, aber sie hatten alle keinen Pin. Also suchte ich drinnen weiter. Der Security-Mann hatte einen,  also versuchte ich ihn zu überreden, ihn mir zu geben. Ich gab meinen Stammbaum zum besten und bot ihn einen meiner Goethe-Buttons an, die ich den Tag zuvor beim Sprachlernzentrum bekam. Leider erfolglos. Den zweiten Security-Mann mit Pin wollte mir seinen auch nicht geben. Ich versuchte es bei den Mitarbeitern. Die eine Mitarbeiterin beschrieb mir eine Kollegin, die angeblich noch viele haben sollte. Ich fragte alle, die mir begegneten. Zum Schluss sollte ich im Show-Raum nochmal gucken, aber als die Türen dazu aufgingen, drükte mir einer der zuvor gefragten Mitarbeiter den gesuchten Pin in die Hand. Ich war so glücklich. Eigentlich verrückt einem Pin so hinterher zu laufen, aber er war was Besonderes für mich…lol. (Hört sich irgendwie krank an xD) Ich bin jedenfalls super froh ihn zu haben. Ich hab mir auch einen I♥SH-Pin gekauft.

Skyline Bilder konnte ich leider keine Guten schießen, weil das Schiff so gewackelt hat. Aber hier eine schön beleuchtete Brücke.

Danach wollte ich noch nach Puxi (die andere Seite des Flusses) und mir den Hannover-Stand anschauen. Ich bin zur Fähre hin und habe mich mit einer Masse von Chinesen auf das Schiff gequetscht. Während der Überfahrt konnte man viele wunderschön beleuchtete Pavillons sehen. Auf der anderen Seite angekommen stürmten alle raus und quetschten sich in den Bus, ich mitten drin.

Die Chinesen sind echt gut im Drängeln, Quetschen und gratis Give-aways ergattern. Besonders die älteren Frauen haben’s echt drauf. Beim Schlange stehen versuchte eine ältere Dame immer, sich an mir vorbei zu quetschen, aber ich versperrte ich höflich den Weg. Ich mags ja überhaupt nicht, wenn man so dicht gedrängt steht und zu allen möglichen Leuten Körperkontakt hat. Deshalb bin ich von der Frau hinter mir auch immer weggerutscht; leider ist sie jedes Mal nachgerutscht. Und Busse scheinen ständig überfüllt zu sein. Schlimmer als beim Altenbekener Damm morgens. Denn die Türen haben keinen Sensor, der die bei Gegendruck wieder öffnet. Also versuchen die Türen unter jeglichen Bedingungen zu zu gehen und die Menschen versuchen dabei auf der richtigen Seite der Tür zu stehen. Ich war froh, dass ich einen Sitzplatz auf der Gepäckablage hatte. Bei den Give-Aways schlagen sich die Leute förmlich drum. Und sei es nur eine Werbe-CD mit den Filmen, die sie soeben im Pavillon gesehen haben. Touristen eben.

digitales Deckengemälde

Jedenfalls bin ich dann irgendwann am Pavillon angekommen, in dem der Hannover-Stand sein sollte. Es war erst 19.30 Uhr und die Pavillons schließen gewöhnlich um 21 Uhr. Also fragte ich einen Freiwilligen, wie ich denn zum Hannover-Stand komme, woraufhin er antwortete, dass der Pavillon schon geschlossen hatte. Komisch, dachte ich und hab mich trotzdem mal auf die Suche danach gemacht. Ich bin bei einem Ausgang rein und wurde sogleich vom Security-Mann gefragt was ich denn suche. Der führte mich zu einem anderen Freiwilligen, der mir wiederum bestätigte, dass der Pavillon schon seit 18 Uhr zu hatte. Frustriert und etwas enttäuscht machte ich mich somit auf den Heimweg. Hätte ich das gewusst, wäre ich früher gekommen. Aber ich tröstete mich mit meinem schönen Deutschland-China-Pin :).

Meine Pins ♥ 😀

Ich wurde noch von einem Bekannten aus Xian zum Essen eingeladen und er erzählte mir Einiges über SH. Dann war ich auch bettfertig, denn am nächsten Tag hieß es um 5.45 Uhr aufstehen, um den Heimzug zu kriegen. Leider verschätzte ich mich ein wenig mit der Zeit (wie immer eigentlich) und musste das letzte Stück ziemlich rennen, um meinen Zug noch zu erwischen. Aber mit massig Gepäck auf dem Rücken war das nicht grade einfach. Die Zugfahrt verbrachte ich damit mein neues chinesisches Handy mit Kontakten zu füllen,Musik zu hören und Fotos vom Sonnenuntergang zu schießen.

Sonnenuntergang

Morgen geht’s mit dem Flieger nach Beijing.

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