SH – Leben im Vorgestern und Übermorgen

Schon krass manchmal, wie Neu und Alt so nah nebeneinander existieren können. Eine Bruchbude im Vordergrund, bei der fraglich ist, ob sie überhaupt fließendes Wasser hat, und unmittelbar dahinter Wolkenkratzer der neusten Generation mit allem erdenklichen Komfort... DAS ist China!

Seit 2 Tagen bin ich nun in Shanghai. Und es macht riesen Spaß :D. Endlich sieht man die Leute vom Vorbereitungsseminar wieder, kann ungehemmt auf Deutsch plaudern und lernt eine Riesen-Metropole kennen. Am Dienstagmorgen bin ich angekommen. Vormittags habe ich Xiaoli, Yiyi und Yizhen getroffen, PASCH-Schüler, die ich dieses Jahr in Celle kennengelernt habe. Zusammen waren wir ein bisschen shoppen und ich habe mir ein Paar der hier weitverbreitetn farbigen Kontaktlinsen gekauft. Eigentlich steh ich nicht so drauf, aber neugierig war ich. Mal schauen wie oft ich dir überhaupt tragen werde…

Nachmittags traf ich David und Nico. Wir waren noch am Bund und sind dann nach Hause gelaufen. Eine geschlagene Stunde lang. Und es war kalt. Am nächsten Morgen war ich erkältet, aber immer noch fit genug, um SH zu erkunden. David, Nico und ich sind nach Pudong gefahren und einfach ziellos durch die Gegend gestreunert. Pudong hat einfach mal nur Hochhäuser und einpaar kleine gammlige Wohnhäuser. Nicht besonders schön das ganze. Es wirkte alles so gekünstelt und kalt.

Anonyme Hochhäuser-Wüste

Das Mittagessen war lustig. Wir waren zu sechst jiaozi essen (vergleibar mit Maultaschen) und bestellten zunächst 6 Portionen. Aber wir wussten nicht, dass eine Portion nur 6 Stück hatte. Also bestellten wir pro Person nochmal 12 Stück, sprich 72. Die Kellnerin war ziemlich geschockt über die Menge und fragte gleich, ob nur Männer am Tisch saßen. Vielleicht essen die Chinesen jiaozi nicht pur, sondern nur als Beilage… keine Ahnung. Abends ging es dann noch zum KTV. Wir haben ein ziemlich teures Lokal erwischt, aber den Preis runterhandeln können und kostenlosen Tee bekommen. Letzendlich sind wir nur eine Stunde geblieben. Aber es war extremst lustig, und ungeahnte Talente kamen zum Vorschein. Das muss unbedingt wiederholt werdem im Dezember!!!

Am nächsten Tag war ich mit Phillip in der Französischen Konzession spazieren. Die Franz. Konzession war eine der ausländischen Konzessionen, die nach den Opiumkriegen in Shanghai entstanden sind und Shanghai für den Handel mit Europa öffneten. Nach den Briten am Bund 1842, ließen sich 5 Jahre später auch die Franzosen in Shanghai nieder und prägten die Architektur im Südwesten der Stadt. Noch heute sind die vielen alten Häuser mit hohen Mauern drum herum erhalten geblieben und geben dem sonst so chinesischen Shanghai einen gewissen europäischen Touch. Heute haben sich dort viele teure Boutiquen und Restaurants mit europäischer Küche angesiedelt. Wir waren auch in einem „Feinkostladen“, in dem man Trockenfleisch, getrocknete Innereien und sogar mancher Tiere Zunge, kandierte Pflaumen und anderweitig behandelte Früchte in kleinen Packungen kaufen kann. Unter anderem gab es auch die Möglichkeit den Inhalt zuerst zu probieren bevor man ihn kaufte…

…diese Gelegenheit nach gratis Essen ließ ich natürlich nicht aus und wir probierten uns

chinesische "Süßigkeiten"

durch die verschiedensten Sachen. Von jedem ein bisschen. Nach etwa 10 min reichte es der Verkäuferin anscheinend und sie nötigte uns höflich zum Kauf einiger Sachen, in dem sie uns verfolgte und den tollen Geschmack aller Sachen anpries, die wir länger als eine Sekunde betrachteten. Ich hab dann aus Höflichkeit 2 kleine Packungen  genommen und sie der Verkäuferin zum Wiegen gegeben. Die schmiess die Sachen förmlich auf die Waageund war auch sonst nicht grad gut gelaunt; wahrscheinlich weil wir so wenig gekauft haben (die Packungen haben insgesamt 1,5 Yuan gekostet, was etwa 16 Cent entspricht. Phillip hat nicht viel mehr gekauft) ^^. Dann hat er noch meine ReiseBibel im Geschäft vergessen, aber die Verkäuferin dachte überhaupt nicht dran uns Bescheid zu sagen. Als wir wiederkamen, war ich froh, dass das Buch noch ganz und da war…

Und so geht ein weiterer Tag in der Stadt von Übermorgen zu Ende.

Am nächsten Tag mussten alle arbeiten, nur ich nicht. Also habe ich mich auf den Weg zum Yi-Yuan-Garten gemacht. An der U-Bahn Haltestelle fragte ich eine Chinesin nach den Weg und es stellte sich heraus, dass sie auch dort hin wollte. Also gingen wir gemeinsam hin. Das Viertel um den Garten ist vollends touristisch ausgerichtet. Schilder erleichtern die Orientierung und überteuerte Imbisse schreckten vom Kauf ab. Dennoch war es wunderschön dort. Ein kleiner See mit Brücke und vielen Kois drin, die man füttern konnte. Für den Garten selbst zahlte ich 40 Yuan (4 €) Eintritt, die sich auf jeden gelohnt haben. Es war ein wunderschöner Steingarten mit Torbögen, filigran geschwungenen Dächern, detailreiche Dekorationen überall und einem kleinen Teich. Man möchte einfach nur auf einer Bank sitzen und das hektische Leben außerhalb an sich vorbei ziehen lassen und dabei die Steinformationen betrachten.


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Eine Antwort zu SH – Leben im Vorgestern und Übermorgen

  1. lina sagt:

    waaah, das klingt ja toll! wie meinst du das mit ‚ungeahnte talente kamen zum vorschein‘? erzähl 😉 hier in hannover ists auch ungefähr so warm wie in Qingdao (laut diesem wetterteil, das du da links auf dem blog hast), und es regnet nicht. ich hatte gestern ein fußballspiel und hab wieder massenhaft mückenstiche an den beinen, die drauf und dran sind, handtellergroß anzuschwellen :'( . Naja, ist aber schön wieder von dir zu hören! Wir haben grad so ne dumme Projektwoche mit Orientierungsunterricht, damit wir das richtige Profil wählen…blaaa.. aber dafür hab ich früh schluss! bis auf morgen, da hab ich doppelstunde mathe, doppelstunde Physik und doppelstunde rechtskunde. super, ne? 😀

    noch ganz viele liebe grüße aus hannover,
    lina+mama+papa

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