Am 31. Oktober 1887 kämpften in dem kleinen Ort Xikou im Landkreis Fenghua ein Tiger und ein Schlange miteinander. Die Dorfbewohner schauten gespannt zu und es sprach sich schnell herum, dass diese Tiere gegeneinander kämpften, denn so etwas war sehr selten. Es war ein besonderer Tag, der Tag an dem Chang-Kai Shek in Xikou geboren wurde. Und der Kampf der beiden Tiere sollte eine besondere Bedeutung für sein ganzes Leben haben. Denn wenn so ein Kampf am Tag einer Geburt entsteht wird einmal etwas ganz besonderes aus dem Kind werden. Später sagte man sogar die beiden Tiere standen für Japan und China und der Kampf für den Krieg der beiden.
„Achwas und welches Tier hat gewonnen?“, fragte ich Vanilla. „Weißt du Janna“, sagte sie, „ früher, wenn eine Person in China sehr berühmt wurde, hat man sich immer eine Geschichte ausgedacht, was bei der Geburt fantastisches passiert ist…aber heute weiß doch keiner mehr ob das wirklich stimmt und wer gewonnen hat.“
Wir gingen also weiter durch das von Bergen umschlossene, recht idyllische aber doch von Touristen überströmte Dorf, dass am Fluss Shanxi liegt. Der Name Fenghua bedeutet deswegen auch Mund des Gebirgsbaches.
Zusammen mit dem französischen Chinesischlehrer und ein paar anderen Lehrern der Schule wanderten wir auf den Spuren Chiang-Kai Shek.
Chiang- Kai Shek war ein chinesischer Politiker, Militär und Diktator, der später nach Taiwan flüchtete und dort Präsident wurde. Über ihn habe ich an diesem Wochenende allerdings hauptsächlich nur persönliche Geschichten erfahren.
Wie viele „historische“ Gebäude, die ich bisher hier kennengelernt habe, so auch die Domizile Chiang- Kai Sheks,sind nicht älter als 15 Jahre. Ursprünglich bei Übergriffen Japans zerbombt, wurden seine Wohnungen als Touristenattraktion wieder aufgebaut. Schon in den 80er Jahren begann man mit ersten Aufbauarbeiten, da der Ort für taiwanesische Anhänger Chang-Kai Sheks zu einer Pilgerstätte wurde. Für diese war es nämlich erst wieder in den 80ern erlaubt worden in das Chinesische Festland einzureisen.
Um den Rundgang durch das Dorf zu beginnen geht man ersteinmal durch das Wuling- Tor.
Zuerst gingen wir in den Salzladen, in dem Chang- Kai Shek geboren wurde.Seine Eltern waren Salzhändler und hatten daher ein hohes Ansehen in der Region.
Mit 14 wurde er verheiratet. Seine Frau wurde von seiner Mutter unter anderem nach dem Kriterium ausgesucht, dass sie nur halb abgebundene Füße hatte, und damit eine Bessere Arbeitskraft wäre. Auch seine Mutter hatte abgebundene Füße, da Kleine Füße früher als Schöhnheitsideal galten. Die Treppe zu ihrem Gemach ist daher besonders schmal und mit nur sehr kleinen Absätzen gebaut, da sie sich an beiden Seiten der Treppe festhalten musste um überhaupt hinaufsteigen zu können. Den ganzen Tag über erfuhren wir also viele sehr persönliche Dinge aus dem Leben dieses Mannes. Der französische Lehrer gab dann irgendwann einmal zu bedenken, dass dieser Mann ja auch etliche Gräueltaten begangen hat, Kriege, Folter und vieles mehr. Aber das schien die anderen Touristen eher wenig zu interessieren. Darüber erfuhren wir von unserer Reisegruppenleiterin auch eher wenig, zumindest übersetzte Vanilla mir zu diesen Themen kaum etwas. Schon befremdlich und auch fragwürdig, warum dieser Ort so wie er uns dargestellt wurde heute eine Touristenattraktion darstellt. Zum einen weil Chiang Kai Shek in China wohl nicht immer ein großes Ansehen hatte, zum anderen eben wegen seiner Politik und Waffengewalt. Was ich mich eigentlich bei dem Schreiben des Artikels frage ist: Würde in Deutschland jemand ein Museum besuchen, in dem ,um es überspitz zu sagen, ein Diktator dargestellt würde, wie er seine Mutter umarmt und seine Butter aufs Brot schmiert und wie er eben so seinen Alltag begangen hat. Oder würden die Leute sich dann doch empören wenn man nur das in dem Museum erfahren würde und der Rest einfach mal unter den Tisch fällt. Dann stellt sich aber auch die Frage wie viele Menschen sich vielleicht auch in China darüber empört haben, von denen ich einfach nur nichts mitbekam. Auf Taiwan beispielsweise setzte man sich in den letzten Jahren kritisch mit seiner Person auseinander. Der Flughafen, der einst nach ihm benannt war, wurde umbenannt und auch Statuen wurden abgerissen Dazu kommt noch, dass ich ja schließlich nicht als grade mal 24 jährige Kulturweitfreiwillige daherkommen kann und will , die sich über die Geschichtsdarstellung beklagt und dann auch noch sagt also der Chinese an sich der findet das so ok wie es gezeigt wurde. Also ein ganz schwieriges Thema. Das wie ich finde trotzdem so wichtig ist, dass es hier einen Platz finden soll und dennoch zu keinem eindeutigen Schlusswort kommt oder auch kommen kann.
Aber vielleicht könnt ihr ja ein gelungenes Schlusswort zu dem Thema finden oder habt eigene Ideen wie man ein solches Thema reflektiert darstellen kann. Die Bühne steht euch frei, Diskussionen sind erwünscht !