Auf der Flucht vor der Deutschenblase

Auf der Flucht vor der Deutschenblase

Uruguay macht es einem als Einsatzland nicht leicht. Bereits mehrmals habe ich über den Einfluss der europäischen Einwanderer auf das paísito geschrieben: von der Sprache, die italienische und französische Wurzeln aufweist, über das Essen, das (nicht nur) italienisch geprägt ist, bis hin zu deutsch-schweizerischen Traditionen, die mir hier in Nueva Helvecia auf Schritt und Tritt begegnen und auf die das kleine Dörfchen zu Recht stolz ist, weil es ihm eine Sonderstellung innerhalb des Landes (und damit Touristen) verschafft. Ein durchschnittlicher Uruguayo würde in Europa locker als Spanier durchgehen, einzig der Akzent würde ihn für einen Hispanohablante als Uruguayo kennzeichnen. Rund 88 Prozent der Bevölkerung sind europäischer Abstammung[1], und nachdem die ganzen Indígenas nach der Unabhängigkeit alle umgebracht wurden, bleibt für die restlichen 12 Prozent nicht viel „typisch uruguayisches“ übrig. Wenn ich also alle Naselang auf deutsche Spuren stoße, ist das nicht meine Schuld: es bleibt mir schlicht nichts anderes übrig. Ein Fluchtbericht.

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¡Feliz Día del Ñoqui!

¡Feliz Día del Ñoqui!

Alle Monate wieder kommt der Día del Ñoqui, so auch heute. „Ñoqui“ bedeuet Gnocchi und ist nicht nur ein weiteres Beispiel für die mangelnde Anpassungsfähigkeit unserer Sprache im Vergleich zu anderen Sprachen an Fremdwörter, sondern auch ein typisch uruguayisches Gericht. Bitte? Typisch uruguayisch? Vielleicht in Geografie nicht ganz aufgepasst? Doch, tatsächlich. Ich habe bereits einmal über den Einfluss der Einwanderer auf Uruguay, insbesondere auf die Sprache, geschrieben, das Essen ist ein weiteres Beispiel. Die Italiener brachten ihre Kartoffelklöße mit in ihre neue Heimat, wo sich bald darauf die Tradition des „Tags des Gnocchi“ etablierte: an jedem 29. eines Monats kommen deswegen hierzulande Gnocchis auf den Tisch – so auch bei uns. Guten Appetit!

Drei Soli

Schon einmal wurde ich gefragt, ob ich bereits einen „Kulturschock“ erlitten hätte angesichts der vielen fremden Eindrücke. Auf der anderen Seite wurde ich gewarnt, ich dürfe mich nicht in der „Deutschenblase“ verstecken und müsse offen sein für die Kultur meines Gastlandes. Um beides und noch viel mehr ging es bei dem gestrigen Fest an meiner Einsatzstelle – doch von Anfang an.

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Oh Gott, Lateinamerika!

Zur Single-Story-Thematik in Uruguay

Vor kurzem ging auf meinem Blog folgender Kommentar zu meinen Bildern aus Montevideo ein: „Sieht alles sauber und schick aus. Ist das Land wirklich so reich oder sind das nur die wenigen Ausnahmen auf deinen Bildern? Favelas? Baracken? Straßenmüll?“ Hinter dieser scheinbar so einfachen Frage verbirgt sich ein komplexes Themenfeld, das auf dem Vorbereitungsseminar mit dem Schlagwort „Single Story“ umrissen wurde. Bereits vor meiner Abreise hieß es: „Oh Gott, Lateinamerika! Da willst du hin? Spinnst du?!!“. Es wird also Zeit, ein wenig aufzuklären.

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Monte vido eu!

Montevideo ist die größte und wichtigste Stadt Uruguays, rund 40 Prozent der Bevölkerung leben hier. Auch ich statte der Stadt regelmäßig meinen Besuch ab und entdecke ihre Geheimnisse. Meine Erfahrungen, Geschichten und Fotos sammele ich hier in diesem Beitrag.

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Einigkeit und Recht und Freiheit

Eine der am häufigsten genannten Kritikpunkte an kulturweit, der auch auf dem Vorbereitungsseminar diskutiert wurde, lautet, dass kulturweit letztlich nichts weiter als Elitenförderung sei. Der heutige Tag ist vielleicht der beste Beweis dafür. Denn die zahlreichen Einladungen in die jeweilige Deutsche Botschaft vor Ort, die, dem Blog zufolge, wohl an ziemlich alle Freiwilligen ergingen, haben natürlich bei Weitem nichts mehr mit der „Entwicklungshilfe“ zu tun, als die kulturweit offiziell in Berlin in den Kassenbüchern steht (wenn übrigens, der Ankündigung der Bundeskanzlerin folgend, Deutschland seine Entwicklungsausgaben künftig auf 0,7 (ach, so viel!) Prozent des BIP steigern möchte, wäre es sehr zu begrüßen, wenn dann auch ein paar Cent mehr für den kulturweit-Blogserver übrigblieben… Der stürzt nämlich ständig ab). Fügen wir der Reihe an „Ich-war-in-der-Botschaft!“-Artikeln also noch einen weiteren hinzu.
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Eine vergessene Geschichte

Auf den Spuren deutschsprachiger Einwanderer in Uruguay

Vergangenen Sonntag hat einer der ältesten Chore Uruguays, der Coro Concordia in Nueva Helvecia, sein einhundertjähriges Bestehen gefeiert. Das klingt nach wenig in deutschen Ohren, aber 100 Jahre sind ganz schön viel für ein Land, das erst 1825 unabhängig geworden ist.
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Warum ich heute Morgen müde war…

Warum ich heute Morgen müde war…

…das lag schlich und einfach daran, dass ich gestern zu spät ins Bett gegangen bin. Schließlich gab es eine Mondfinsternis zu bestaunen, und Uruguay hatte von der Lage her den klaren Vorteil, dass man dort, im Gegensatz zu Teilen Ostdeutschlands, die komplette Finsternis betrachten konnte, und das auch noch zu halbwegs humanen Uhrzeiten. Tja, die Ossis, die waren eben immer schon arm dran.

Dabei habe ich auch gleich meinen Spanischwortschatz um das Wort „un eclipse“ erweitert und bedauert, dass ich kein Fernglas mitgenommen hatte. Ich erinnere mich noch gut an den Tag, als ich gemeinsam mit meinem Vater mein Zimmer ausmistete und wir mein Fernglas in der Hand hielten. „Nimmst du das mit?“ – „Nee, was soll ich denn damit in Uruguay?“ – „Na gut, dann behalt ich’s.“ Tja. Was soll man da noch schreiben. Vielleicht, das genau dann, wenn es mal was zu fotografieren gibt, wie immer zuverlässig der Akku meiner Kamera leer ist. Nach gutem Zureden entstand mit dem letzten bisschen Strom das obige Foto. Nicht wirklich was, um damit anzugeben…

Nachtrag:
Neulich erneut einmal den Sternenhimmel betrachtet. Wenn ich Astronom wäre, wäre mir aufgefallen, dass ich hier zum ersten Mal in meinem Leben die Gelegenheit habe, einen Sternenhimmel zu betrachten, der anders ist als der europäische, den ich von Kindesbeinen an kenne: ich befinde mich auf der Südhalbkugel. Die altbekannten Sternbilder sind verschwunden (ich konnte sowieso immer nur den Großen Wagen finden, mehr nicht), neue sind aufgetaucht. So. Für mehr reichen meine astronomischen Kenntnisse nicht. Gute Nacht.

Besuch beim Faschingsmeer in Colonia del Sacramento

Besuch beim Faschingsmeer in Colonia del Sacramento

Am Samstag stand ein kleiner Ausflug zu meinem Arbeitgeber an. Ja, richtig, denn Colonia del Sacramento ist UNESCO-Weltkulturerbe und hinter kulturweit steht ja im Wesentlichen die Deutsche UNESCO-Kommission, womit ich quasi meinen Arbeitgeber besuche, auch wenn ich mir „nur“ die Altstadt ansehe und die örtliche UNESCO-Kommission gar nicht erst im Stadtplan zu suchen beginne.
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Eine Woche Einsamkeit?

Eine Woche Zwangsurlaub, wegen der uruguayischen Frühjahrsferien (jaja, liebe Daheimgebliebenen, hier ist noch Frühjahr!). Was nun anfangen mit der unverhofft vielen freien Zeit? Reisen, zum Beispiel. Nach San José de Mayo de Mayo, einem kleinen Ort in Richtung Montevideo.
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