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Henrique Iglesias

Letzte Woche habe ich mit meinem Spanisch Kurs angefangen. Auch wenn ich eigentlich schon sicher spanisch sprechen kann, habe ich noch ein ganz bestimmtes Ziel: Dass ich nicht nach zwei Sätzen gefragt werde, wo ich denn her komme. Für mich mit meinem insgesamt doch recht blondem Aussehen eine doppelte Herausforderung. Auch mein Name verrät mich leicht. Den Satz „Ich dachte du wärst ein Mann“ habe ich nun schon so um die 10 Mal gehört. Und nein, das liegt (ziemlich sicher) nicht an meiner männlichen Erscheinung, sondern daran, dass man hier denkt, Enrique Iglesias und ich hätten den gleichen Vornamen. Weil ich nicht nicht aussehe wie ein Enrique, wird mir mein Vorname meistens einfach nicht geglaubt. Mir werden lieber neue Namen gegeben wie Enriqua, Erika oder Enriquetta. Auch mein Spitzname „Henni“ fällt nicht leicht, da das „H“ im spanischen nicht gesprochen wird. Ich muss mir also angewöhnen auf „Jenny“ und „Enri“ zu reagieren. Immer öfter steige ich auch auf meinen Zweitnamen „Marie“ um (z.B. läuft meine Paybackkarte für den Supermarkt auf diesen Namen) . Daraus wird zwar auch meistens Maria, aber immerhin sorgt das für weniger Verwirrung um mein Geschlecht. Da haben meine Eltern vor 18 Jahren einfach nicht drüber nachgedacht, was ich für Probleme in Argentinien haben könnte.

Marie hieß ich auch bei einem Tango-Nachmittag im Kulturzentrum im Stadtteil Boedo. In einer großen Halle kamen am letzten Sonntag ca. 50 Argentinier aus der Nachbarschaft zusammen um Tango zu tanzen, neue Schritte zu lernen und natürlich Mate zu trinken. Wie bei so vielen der kulturellen Veranstaltungen hier, war der Eintritt kostenlos und für jedermann. Eine schöne Alternative zum Tatort auf der Couch, finde ich. Tatort hätte man natürlich nicht gesehen, sondern Fussball. Letzten Sonntag spielten nämlich die „Clasicos“. River gegen Boca, arm gegen reich, Süd gegen Nord. Straßen leer, alle vor den Fernsehern. Oder halt beim Tango.

Was mir immer wieder auffällt und auch die zahlreichen Brandblasen an meinen Händen beweisen, ist, dass es in Argentinien eigentlich nur Gasherde gibt. Verständlich, wenn man bedenkt, dass  man, vor allem in der Provinz, mit häufigen Stromausfällen rechnen muss. Zitat: „Stell dir das mal vor, der Strom fällt aus und du kannst dir nicht einmal mehr eine Mate machen!“ Horrorszenarien.

Auch die Geschirrspülmaschine findet man in den meisten argentinischen Küchen nicht. Ich wurde gefragt, ob wir diese große Maschine zuhause in Deutschland denn überhaupt voll bekommen mit nur vier Personen. Diese Frage hatte sich mir bis dahin noch nie gestellt.

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