Hallo!
Heute beschäftige ich mich mit der Frage, die oft als Erstes kam, wenn ich jemandem in Deutschland erzählte, dass ich für ein Jahr in die Slowakei fahren würde: „Ja aber kannst du denn schon Slowenisch?“ Nein, und ich werde es in naher Zukunft auch nicht lernen. Denn die Slowakei und Slowenien sind unterschiedliche Länder, mit unterschiedlichen Sprachen. Hier spricht man Slowakisch, was verwandt ist mit Tschechisch, Polnisch und Sorbisch. Nur leider spreche ich keine dieser Sprachen, wodurch ich hier sprachlich quasi von null anfange.
Die ersten Wochen, noch ohne Sprachkurs, funktionierten auch so irgendwie. An der Supermarktkasse braucht man ja auch nicht viel mehr als Guten Tag (Dobrý Deň), Danke (D’akujem) und Auf Wiedersehen (Dovidenia). Und alles was darüber hinausgeht habe ich möglichst vermieden oder den Handy-Übersetzer bemüht. Denn auch die übliche Strategie im Ausland, einfach zu Englisch zu wechseln, funktioniert hier nur mäßig. Laut Wikipedia sprechen nur ca. 26% der Slowak*innen gut genug Englisch, um eine Konversation zu führen. Und das sind oft die Jüngeren, denn erst seit den 1990ern wird in der Schule flächendeckend Englisch gelehrt. Die meisten Menschen über 40 dagegen sprechen nur rudimentär englisch. Das sorgt für mich regelmäßig für Abenteuer, etwa beim Pakete abholen auf der Post oder bei der Fahrkartenkontrolle im Zug. In der Schule gibt es da selten Probleme, denn die Schüler*innen lernen wie in Deutschland alle Englisch. Auch die Lehrer*innen sprechen meist Englisch oder sogar Deutsch. Allgemein sprechen hier viele Menschen Deutsch, ca. 22%, das liegt auch daran, dass in den Dörfern hier in der Nähe eine deutsche Minderheit lebt, die Karpatendeutschen. Aber viele meiner Schüler*innen wollen auch Deutsch lernen, um dort zu studieren oder einen Job bei einer der großen deutschen Firmen zu finden, die hier ansässig sind, wie die Telekom, BASF, VW oder (für mich besonders lustig) Handtmann aus Biberach.
Aber was ist jetzt eigentlich mit der slowakischen Sprache? Na ja, ich hatte bisher vier Sprachstunden mit einer Deutsch- und Slowakisch-Lehrerin von meiner Schule, Zlata. Die Stunden sind sehr unterhaltsam, auch weil wir drei Freiwillige sind, die das gemeinsam über Skype machen. Die Sprache selbst ist komplett anders als alles was ich bisher gelernt habe, insofern sind wir noch bei den Grundlagen. Das slowakische Alphabet hat 46 Buchstaben, und für meinen Geschmack zu viele zu ähnliche Konsonanten. Außerdem kann man die Konsonanten l und r auch als Vokal verwenden, wodurch „Strč prst skrz krk“ ein bekannter Zungenbrecher und ein grammatikalisch vollkommen korrekter Satz ist. Na super. Aber bisher habe ich noch keinen Plan von Grammatik, weil wir noch bei typischen Small Talk-Sätzen sind. Ich kann sagen wie ich heiße, dass ich aus Deutschland komme, dass ich Freiwillige bin und wie alt meine gesamte Familie ist. Die wichtigen Sachen eben. Aber ich habe Hoffnung, dass ich mit dieser Sprache ganz gut zurechtkomme, und mich am Ende dieses Jahres zumindest rudimentär verständigen kann. Und da Slowakisch als das „Esperanto Osteuropas“ gilt, kann ich dann ja direkt weitermachen und Polnisch, Sorbisch und Tschechisch lernen!
Ansonsten geht jetzt die Weihnachtsmarktsaison los, es ist schon eiskalt, aber geschneit hat es noch nicht. Aber das passiert sicher in den nächsten Tagen…
Bis bald!
Cora :)
Super dein Beitrag. erfrischend geschrieben und äußerst informativ. Wir wünschen eine schöne Adventszeit. Liebe Grüße Marianne und family