Ahoj zu einem endlich mal wieder pünktlichen Blogeintrag! Dass dieser Eintrag so pünktlich kommt, liegt vermutlich vor allem daran, dass ich es kaum erwarten konnte, die vergangene Woche festzuhalten. Naja, zumindest den ersten Teil.
In meinem letzten Eintrag habe ich euch ja den Sonntag vorenthalten und zudem angedeutet, dass ich mal wieder irgendwohin unterwegs war. Wohin, mit wem und was wir dort erlebt haben, dazu kommen wir jetzt.
Nachdem ich also am Samstag meinen Rucksack gepackt hatte, ging es für mich in aller Frühe los zum Bahnhof, um meinen Zug zu erwischen und einen weiteren Punkt von meiner FSJ-Bucket List abzuhaken, denn… Es ging nach Budapest! Voller Vorfreude auf eine Stadt, die ich bisher nur aus Erzählungen und von Bildern kannte, machte ich es mir also auf meinem Sitz bequem, was mir dieses Mal besonders gut gelang, da ich in Ermangelung an Alternativen, im „Relax“-Abteil des Regiojet-Zuges fuhr. Was ich zunächst für rausgeschmissenes Geld hielt, lohnte sich dann insofern, als dass man kostenlosen Kaffee bekam und ich endlich mal wieder WLAN hatte. So erholt und auf dem neusten Stand was das Weltgeschehen angeht, naja, zumindest in der Welt meiner Freund:innen und Familie, kam ich also in Budapest an, wo auch schon Maria, Erik und Daniel, Freiwillige aus der Slowakei auf mich warteten. Gemeinsam machten wir uns mit der Straßenbahn auf den Weg in Richtung Hostel wobei ich schonmal begeistert feststellte, dass die Straßenbahnen, fast noch schöner sind, als die in Brno. Aber auch nur fast!
Zu Fuß überquerten wir dann die Liberty-Bridge und somit auch die Donau und checkten im Hostel ein, wo wir auch direkt einen Teil unserer Zimmermitbewohner kennenlernten, die uns ein paar hilfreiche Tipps gaben, insbesondere was das Essen anging.
Bevor wir uns darüber aber ausführlicher Gedanken machen konnten, stand auch schon der erste Programmpunkt auf dem Plan, da wir uns für den Nachmittag für eine Free-walking-tour angemeldet hatten. Den Wegbeschreibungen folgend stiegen wir also an der richtigen Bushaltestelle aus und machten uns auf die Suche nach einer Sissi-Statue und einem blauen Regenschirm und wurden schließlich, so dachten wir, auf dem Elizabeth-Square neben einem Brunnen mit Statue, fündig, wo wir auch direkt herzlich von einer Frau begrüßt wurden. Erst, als wir uns in eine Liste eintragen sollten, wurde uns klar, dass dies nicht unserer Tour sein konnte, da diese im jüdischen Viertel stattfand, wir aber eine allgemeine Stadttour gebucht hatten.
Die Hektik die daraufhin folgte erspare ich euch an dieser Stelle und komme direkt zum entscheidenden Punkt: 15min nach Beginn der Tour fanden wir tatsächlich durch Zufall unsere eigentliche Gruppe, die gerade auf dem Weg zum Elizabeth-Square war. Erleichtert schlossen wir uns der Gruppe an, um dann wenige Minuten später festzustellen, dass es sich bei der Statue, die wir von hinten für Sissi gehalten hatten, in Wahrheit um den Flussgott der Donau handelte. Tja, so kann man sich täuschen.
Der Rest der Tour durch die Pest-Seite der Stadt war dann aber ein voller Erfolg, da wir einen Überblick über die Stadt bekamen und ein paar interessante Infos zu Budapest und Ungarn allgemein, wobei mir vor allem im Gedächtnis blieb, was alles NICHT typisch Tschechisch sondern Ungarisch ist, obwohl ich das immer angenommen hatte (Trdelnik, um nur ein Beispiel zu nennen). Aber da sich darüber bis heute die Länder streiten, werde ich es wohl weiter als tschechische Spezialität betrachten. Außerdem erfuhren wir, das Budapest in so ziemlich allem die erste Stadt in CONTINENTAL EUROPE war, da die Engländer in London natürlich wirklich die erste U-Bahn, das größte Parlament Europas, usw. bauten.
Die dritte wesentliche Information, die mir in Erinnerung geblieben ist, hat ebenfalls nichts mit Budapest zu tun, sondern mit Reiterstatuen rund um die Welt (oder zumindest in Europa). Denn anscheinend zeigen einem die Anzahl der Pferdebeine, die auf dem Boden sind, wie der Reiter gestorben ist. Befinden sich alle vier Beine auf dem Boden, ist er eines natürlichen Todes gestorben, ein erhobenes Vorderbein bedeutet Tod durch eine Verletzung und zwei erhobene Vorderbeine bedeuten, dass er im Kampf gefallen ist. Definitiv nützliches Wissen, wenn man bei der nächsten Stadttour seine Begleiter:innen beeindrucken will 🙂
Auf den Rest der Tour, also die eigentlichen Sehenswürdigkeiten nehme ich euch aber lieber in Form von Bildern mit:
Hungrig vom vielen Laufen machten wir uns am Abend schließlich auf den Weg zum Hostel, von wo aus wir nach einem kurzen Zwischenstopp auch schon wieder aufbrachen, um eine ungarische Spezialität zu probieren: Langos. Und ich muss sagen, dass waren wirklich die besten Langos die ich je gegessen habe, was vor allem daran lag, dass sie bei Weitem nicht so fettig waren, wie ich sie bisher kannte. Die Ungarn beherrschen ihre Spezialität eben!
Die nächsten zwei Stunden standen ganz unter dem Motto: „Wo ist Paul?“. Paul, das ist ein Mitfreiwilliger aus Rumänien, der gemeinsam mit anderen Freiwilligen ebenfalls in Budapest war und mit denen wir uns treffen wollten. Die Suche gestaltete sich schwieriger und langwieriger als gedacht, da wir währenddessen auch vor der großen Herausforderung standen, eine Flasche Wein ohne Korkenzieher oder Ähnliches zu öffnen. Die Lösung boten schließlich eine Gruppe Tschechen, die uns empfohlen, einfach in einem Restaurant nachzufragen (und da sag nochmal einer, es lohnt sich nicht, Tschechisch zu lernen!). Inzwischen kennen wir auch noch die ein oder andere Möglichkeit, da scheinbar jede:r, dem /der wir die Geschichte hinterher erzählten, ebenfalls eine Lösung parat hatte. Nach dieser nächtlichen Tour durch die Stadt (die ich nur jedem empfehlen kann, da die Gebäude wirklich schön beleuchtet sind), fanden wir schließlich die anderen Freiwilligen in einer der berühmten Ruinenbars und auch wenn wir uns noch das ein oder andere Mal aus den Augen verloren, mussten wir zum Glück keine solche Suchaktion starten wie ein paar Stunden zuvor, sondern konnten den Abend in vollen Zügen genießen.
Am nächsten Morgen dauerte es dann auch ein Weilchen, bis wir alle einigermaßen wach waren, wobei der kostenlose Kaffee im Hostel eine große Hilfe war. Nach einem Frühstück an der Donau und einer spontanen Skateboardstunde mit einem Einheimischen (spätestens da war mir klar: Budapest ist einfach klasse) machten wir uns schließlich auf den Weg ins jüdische Viertel.
Dort trafen wir die anderen Freiwilligen dieses Mal ohne langes Suchen und schlenderten gemeinsam ein wenig durch die Stadt , bis wir uns auf den Weg zur Margarethen-Insel machten, wo wir einem Regenschauer entwischten und in einem Café den Blick auf die Donau genossen.
Dort trennten sich dann auch unsere Wege, denn während es den einen Teil der Gruppe in eine der vielen Thermen zog (was wohl absolut zu empfehlen ist), machte ich mich gemeinsam mit Daniel, Luca aus Košice und dessen Freund Richard, die ebenfalls in Budapest waren, auf den Weg in Richtung Buda-Seite, wo wir uns das Schloss und die Kirche anschauen wollten.
Ich habe mich dann an dieser Stelle auch endgültig in die Stadt verliebt, denn der Ausblick von dort oben ist wirklich atemberaubend und die vielen kleinen, beinahe weißen Türmchen und Gebäude vermitteln einem den Eindruck, man sei in einer fremden Welt.
Von dort aus ging es wieder in Richtung Donau, wo wir Maria trafen und es uns am Ufer der Donau gemütlich machten, uns unterhielten und uns die Sonne ins Gesicht scheinen ließen, bis uns der Hunger schließlich dazu brachte, uns auf die Suche nach etwas zu Essen zu machen. Fündig geworden, zog es uns wieder ins jüdische Viertel, in dem sich der größte Teil des Budapester Nachtlebens abspielt.
Dort trafen wir dann auch die Gruppe aus der Therme wieder, die völlig tiefenentspannt und erholt war, diesmal ohne größeres Suchen. Eins muss man Budapest wirklich lassen. Das Bar- und Kneipenangebot ist großartig und man kommt unweigerlich ins Gespräch mit Leuten aus der ganzen Welt, aber auch mit Einheimischen.
Als die Kneipe schließlich schloss (es war nun mal Montag) waren wir also noch lange nicht müde und zogen gemeinsam mit neuen Bekanntschaften weiter, bis wir schließlich einige Stunden später todmüde aufbrachen um uns noch ein paar Stunden Schlaf im Hostel zu gönnen, bevor wir dort auschecken mussten. Besonders erfolgreich war dieser Plan allerdings zumindest in meinem Fall nicht, da einer unserer Mitbewohner, der auch noch unter mir schlief, ca. eine Stunde lang lautstark packte, bevor er unter viel Gepolter das Zimmer verließ, sodass an Schlaf nicht mehr zu denken war.
Ich hoffe, dass wir ein wenig leiser packten, als es schließlich Zeit wurde, auszuchecken und wir noch einen letzten kostenlosen Kaffee genossen, bevor wir uns auf den Weg zur Central Market Hall machten wo man, so hatte uns unsere Touristenführerin am ersten Tag verraten, relativ preisgünstig ungarische Spezialitäten und Souvenirs erhält.
Mit unserer Ausbeute machten wir uns anschließend wieder auf den Weg in Richtung Donau, um dort zu frühstücken und die letzten Sonnenstrahlen zu genießen, bevor die Wolken langsam aber sicher die Überhand gewannen und der Wind immer kräftiger blies. Schneller als uns lieb war, wurde es auch schon Zeit Abschied zu nehmen, da unsere Züge alle in den nächsten Stunden fuhren und sich jede:r auf den Weg zu anderen Bahnhöfen machen musste. Mir blieb noch ein wenig Zeit, sodass ich eine der Bibliotheken erkundete, die mir empfohlen worden war und mit deren Besuch ich die Zeit bis zur Abfahrt wunderbar überbrücken konnte.
Schließlich hieß es dann aber auch für mich „Auf Wiedersehen Budapest!“ und ich stieg gerade rechtzeitig, bevor die ersten Regentropfen fielen, in den Zug, wobei ich mir sicher bin, dass wir uns wiedersehen werden, denn so wie Budapest hat mich bisher noch keine andere Stadt in ihren Bann gezogen. Sicher ist das auch all den tollen Menschen zu verdanken, mit denen ich das Wochenende verbringen durfte, aber Budapest lässt einem auch gar keine andere Wahl als den Aufenthalt dort zu genießen.
Zum Glück lässt sich der Rest der Woche recht einfach zusammenfassen, sonst würde dieser Beitrag noch länger werden als er sowieso schon ist: Ich war krank.
Die einzige Unterbrechung war eine Geburtstagsfeier, von ein paar Lehrerinnen, die in der Schule stattfand, sodass ich dort vorbeischaute, als es mir schon wieder ein bisschen besser ging und sogar ein paar Runden im Tischtennisturnier mitspielte, wobei mein Spielpartner, ein Deutschlehrer, und ich uns sogar ganz passabel schlugen.
Den Preis dafür musste ich dann am Wochenende bezahlen, da sich meine Erkältung kurzerhand entschieden hatte, doch noch ein paar Tage länger zu bleiben, sodass ich nichts tat, außer zu lesen (mein WLAN funktioniert ja immer noch nicht) und zu schlafen.
In der Hoffnung, dass ich nächste Woche wieder fit bin und WLAN habe sage ich mějte se und bis dann!
Wo ist eigentlich Paul?
Und wie bekommen wir die Weinflasche auf?