čau zu einem etwas verspäteten Beitrag. Warum dieser und der vorherige Beitrag erst heute kommen, tja, das wüsste ich auch gerne. Aber die Antwort darauf kennt vermutlich nur die Technik selbst, die mir wohl einen kleinen Streich spielen wollte.
Die Woche begann recht ereignislos, mit einem Montagvormittag, den ich wie immer in der Schule verbrachte, bevor ich nachmittags ein paar Unterrichtsstunden vorbereitete und mich schließlich Abends auf den Weg zum Sprachkurs machte. Aus irgendeinem Grund war die Stimmung unserer kleinen Gruppe an diesem Abend besonders ausgelassen und motiviert und wir schafften es tatsächlich, uns zu zweit mehr als fünf Minuten über unser Wochenende zu unterhalten. Natürlich kannten wir bei weitem nicht alle Vokabeln, besonders bei den Verben hapert es bei mir noch gewaltig, weshalb ich nun stolze Besitzerin von Vokabellernkarten bin, die mir hoffentlich helfen, mir zu merken, ob jetzt „spát“ oder „psát“ „schlafen“ beziehungsweise „schreiben“ heißt (es ist: schlafen=spát). Es macht schließlich doch einen gewaltigen Unterschied, ob man sagt: „Ich schreibe im Unterricht.“ oder „Ich schlafe im Unterricht.“
Der Dienstag verlief dann Corona sei dank schon nicht mehr ganz so normal, denn es fiel – wieder einmal quarantänebedingt – der Präsenzunterricht in mehreren Klassen aus. Die einzige Stunde, die ich an diesem Tag dann noch gehabt hätte, fiel zudem aufgrund des „Floorball-Tuniers“ aus, bei dem die Mädchen der Klassen gegeneinander antreten. Wem Floorball genauso wenig sagt wie mir zu Beginn meines Freiwilligendienstes, dem wird der Begriff „Unihockey“ vielleicht mehr sagen. Im Grunde handelt es sich bei „Floorball“ um Feldhockey in einer Halle, also das was man eben im Sportunterricht als Hockey bezeichnet, nur dass es hier sehr viel populärer ist als in Deutschland.
Bei dem Spiel am Dienstag traten ausgerechnet die Mannschaften zweier Klassen gegeneinander an, die ich beide regelmäßig im Unterricht begleite. Etwas hin und her gerissen, wen ich den nun anfeuern sollte, fieberte ich dennoch mit und freute mich schließlich mit der Siegerklasse und trauerte mit den Verlierer:innen. Letztere meinten nach dem Spiel nur achselzuckend „eine grooooße Katastrophe“.
Am Nachmittag wartete schließlich der Abschluss unseres Bundespräsidentenprojekts auf uns: das Interview mit einem Mitglied der Bundesversammlung. Leider war unser Interviewpartner allerdings an Corona erkrankt und konnte somit nicht zur Bundesversammlung gehen. Dennoch war er bereit, den Schüler:innen ein paar Fragen zu beantworten, die diese auch fleißig stellten. Dabei ging es nicht nur um die Wahl an sich, sondern auch um Politik im Allgemeinen, die Flutkatastrophe, von der unser Interviewpartner selbst betroffen war, und schließlich vertieften er und der letzte verbliebene Schüler sich in eine angeregte Diskussion über E-Mobilität, Atomkraftwerke und Ähnliches, wobei ich über den Wortschatz des Schülers nur staunen konnte.
Nachdem ich am Vormittag nur anderen Menschen beim Sport machen zuschauen konnte, ging es für mich Abends wie immer zum Rollschuhlaufen, wo ich so lange meine Drehungen übte, bis ich nicht mehr jedes Mal beinahe auf dem Boden landete, mir allerdings auch ziemlich der Kopf schwirrte.
Am Mittwochmorgen stellte ich beim Aufwachen zu meiner großen Freude fest, dass ein Blick aus dem Fenster nicht mehr tiefe Dunkelheit, sondern tatsächlich sanfte Dämmerung zeigte. Hurra! – die Tage werden wieder länger! Entsprechend motiviert machte ich mich auf den Weg zum Unterricht, wo ich einer Klasse endlich ihren sehnlichsten Themenwunsch erfüllen wollte: Essen. Ich bin jetzt um ein paar Essensvokabeln und Tipps für typisch tschechisches Essen reicher und um ein paar Rittersport-Tafeln ärmer, die ich quasi als praktisches Unterrichtsmaterial mitgebracht hatte.
In der Mittagspause machte ich einen kurzen Abstecher zum Supermarkt, wo ich entgegen besseren Wissens eine Tüte „schwäbische Spätzle“ kaufte, die ich demnächst einer strengen Prüfung unterziehen werde. Ich mache mich auf das Schlimmste gefasst.
Nach einer weiteren Unterrichtsstunde und einer Besprechung zum kommenden „Jugend debattiert“-Seminar für die Schüler:innen, machte ich mich schleunigst auf den Weg in meine Wohnung, denn es wartete schon der nächste Termin auf mich: das Aufnehmen eines Podcasts, gemeinsam mit zwei anderen Freiwilligen. Während es für mich die erste Folge war, hatten die beiden schon ein wenig Erfahrung und so klappte das Ganze einigermaßen reibungslos und wir quatschten entspannt über Themen wie „Reisen während des Freiwilligendienstes“ und „lohnt sich ein Freiwilligendienst so nah an Deutschland überhaupt?“ – Für alle Interessierten, hier ist der Link zu dem Podcast: https://open.spotify.com/show/3pjdIt6tK3FZw93MajqqMP?si=43584a5a83724b76
Auch nach diesem Programmpunkt war der Tag noch nicht vorbei, denn es stand noch ein weiteres Event an, auf das ich mich schon eine Weile gefreut hatte: das Vernetzungstreffen mit zukünftigen Kultis. Leider waren nur zwei zukünftige Tschechien- Mitfreiwillige da, mit denen wir uns aber gut gelaunt unterhielten, bis ich mich schließlich auf den Weg zum Sprachkurs machte.
Am Donnerstag erwartete mich neben den normalen Stunden auch eine Stunde, die mir vermutlich noch länger im Gedächtnis bleiben wird. Da wir es in einer Klasse quarantänebedingt nicht geschafft hatten, die Debatte zum Thema: „Soll der Bundespräsident in Deutschland vom Volk gewählt werden?“ vor dem Interview zu veranstalten, holten wir das nun nach. Das allein wäre schon interessant gewesen, allerdings bestand die Klasse vehement darauf, auch noch in die Pause hinein zu debattieren. Meine Hinweise, es habe schon vor fünf Minuten gegongt, wurden mit einem kurzen Nicken zur Kenntnis genommen, bevor sie sich wieder in die Debatte vertieften.
Das Highlight des Tages war allerdings mit Sicherheit das Kaffeetrinken mit Naty und Paty, zwei Schülerinnen. Nachdem wir zunächst ein wenig orientierungslos durch die Stadt irrten, auf der Suche nach einem Café, das uns eine Mitschülerin empfohlen hatte, wurden wir schließlich fündig und machten es uns bei Kaffee (es gab sogar Rosenkaffee) und seeeehr leckerem Kuchen gemütlich und verbrachten den – für mich – schönsten Mädelsnachmittag seit langem, schmiedeten Ausflugspläne und verabredeten uns, gemeinsam auf die anstehende Schulparty zu gehen.
Zurück in meiner Wohnung ploppte dann ein Gedanke auf, der sich wohl schon länger in meinem Kopf festgesetzt hatte und den ich wohl nicht so schnell wieder loswerde: Ich will hier nicht weg. Nicht heute, nicht morgen, nicht in einem Monat und eigentlich auch nicht in Sechs. Denn viel länger geht mein Freiwilligendienst nicht mehr, bis Ende August das Nachbereitungsseminar stattfindet und die Zeit vergeht wirklich wie im Flug.
Begleitet von diesem Gedanken erschien ich am Freitag etwas trübselig in der Schule (Himmel wie soll das nur werden, wenn es mal Juni ist und die Sommerferien vor der Tür stehen?), wo mich allerdings eine Nachricht, auf die alle Deutschlehrkräfte und die DSD-Klassen seit Monaten sehnsüchtig warteten, von meinem Selbstmitleid ablenkte: die DSD-Ergebnisse waren endlich da! Und sie waren nicht nur eingetroffen, sondern größtenteils auch noch überaus erfolgreich, sodass wir es kaum erwarten konnten, den Schüler:innen die frohen Botschaften zu überbringen.
Umso passender war es, dass ich für den Abend zu einem Kneipenbesuch eingeladen war. Die meisten Schüler:innen kannte ich nur vom Sehen, allerdings waren auch ein paar DSD-Schüler:innen dabei und Andere, die ich mittlerweile eher als Freund:innen, denn als Schüler:innen bezeichnen würde und so war die Stimmung heiter und ausgelassen, manch eine:r sprach so viel Deutsch wie noch nie, ich fand neue Motivation, Tschechisch zu lernen und mein Gehirn legte einen erstklassigen Spagat zwischen Deutsch, Tschechisch und Englisch hin, wobei ich mir am Ende des Abends nicht mehr sicher war, mit wem ich jetzt in welcher Sprache reden sollte. Schließlich machten wir uns auf den Weg in die Innenstadt, wo wir nach einigem Hin und Her bei einem Dönerladen landeten (ich fühlte mich stark an Nächte in Deutschland erinnert) und uns schließlich auf den Weg zu den Nachtbussen machten. Die Nachtbusse sind eine weitere Brünner-Genialität, denn das System ist so einfach wie grandios. Nachts fahren anstelle der Straßenbahnen Busse, die stündlich alle gleichzeitig am Hauptbahnhof ankommen, dort kurz warten und schließlich – ebenfalls gleichzeitig – wieder in alle Ecken der Stadt aufbrechen. So trifft sich also alles, was um diese Zeit noch auf den Beinen ist, früher oder später am Hauptbahnhof und niemand muss alleine irgendwo ewig auf den nächsten Bus warten. Simpel, aber genial.
Das von diesem Abend keine Bilder existieren ist zwar schade, zeigt aber, dass die Stimmung viel zu gut war, um sich lange mit dem Handy zu beschäftigen.
In den Samstag startete ich entsprechend spät, bevor ich mich mit Lucie traf und wir uns auf den Weg in die Innenstadt machten, wo wir einen Blick in verschiedene Modegeschäfte wagten. Eine kurze Zusammenfassung des Ganzen: die neusten Modetrends sind eher nichts für mich, da bleibe ich besser bei den Secondhand-Shops eine Straße weiter.
Anschließend machten wir uns auf den Weg zum Kino, wo wir eigentlich den (nicht mehr ganz so) neuen Spiderman schauen wollten, den Lucie noch nicht gesehen hatte. Da dieser allerdings erst zu spät lief, entschieden wir uns für den neuen Abenteuer/Komedy-Film „Uncharted“, der zwar das Rad der Abenteuer/Komedy-Filme nicht neu erfand, allerdings wirklich recht amüsant und kurzweilig war.
Den Sonntagmorgen begann ich mit einem virtuellen Frühstück mit meiner Familie, wobei wir uns gegenseitig auf den neuesten Stand brachten und anstehende Besuche besprachen. Viel mehr ist an diesem Tag auch nicht passiert, abgesehen davon, dass ich ein wenig für den MST-Theorietest fürs Roller Derby lernte und es mir schließlich mit einem neuen Häkelprojekt und dem Harry Potter Hörbuch Teil 2 in einem Sessel gemütlich machte. Meine innere Oma war glücklich.
Ob die nächste Woche genauso entspannt wird, das werden wir sehen, aber neben der Schulparty ist auch endlich mal wieder ein Wochenendtrip geplant. Also bis dann – Ahoj!
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