Zwei „zu Hause“ (Woche 15)

Teils aus Gewohnheit, teils aber auch, weil es die Erfahrung, nach über drei Monaten wieder vorübergehend zu Hause zu sein, wert ist, aufgeschrieben zu werden, habe ich mich dazu entschlossen, auch während meines Besuchs in Deutschland zu schreiben. Allerdings bin ich erst jetzt dazu gekommen, den Beitrag zu veröffentlichen.

Die Woche begann recht entspannt mit Vorbereitungen für die Heimfahrt am Mittwoch. Dinge wie putzen, waschen und packen standen auf dem Plan und in der Schule wurde fleißig gefeiert.

Am Mittwoch, dem letzten Schultag und meinem Abreisetag ging es dann schon etwas stressiger zu. Nach einer kurzen Lehrerkonferenz, bei der schonmal auf die kommenden Ferien angestoßen wurde, ging es in ein Kabinett, wo wir es uns bei Tee, Plätzchen und anderen Köstlichkeiten gut gehen ließen.

Ich wurde von einer sehr lieben Kollegin reich beschenkt.

Zumindest so lange, bis ich zufällig meine Zugverbindung checkte und feststellen musste, dass mein Zug von Brno nach Wien ganze drei Stunden Verspätung hatte. Nach dem ersten Schreck machte ich mich also auf die Suche nach Alternativen und wurde Gott sei Dank auch fündig. Der Haken an der Sache: der alternative und einzig mögliche Zug fuhr in einer knappen Stunde. Selten war ich so dankbar, in der Schule und nah am Bahnhof zu wohnen und stand schließlich leicht verschwitzt und definitiv sehr unentspannt, aber rechtzeitig am Bahnhof.

Was zunächst wie der Supergau erschien, nämlich eine dreistündige Wartezeit in Wien, erwies sich schließlich als glückliche Fügung, denn so hatte ich die Gelegenheit, mir Wien noch ein wenig anzuschauen. Und ich muss sagen, obwohl ich nicht viel gesehen habe, bin ich fest entschlossen, so bald es geht, wiederzukommen. Es kann an dem traumhaften Sonnenschein gelegen haben, oder an etwas Anderem, aber ich war mehr als begeistert von der Schönheit der Stadt. Vielleicht lag es auch daran, dass die Innenstadt nicht nur von Touristen sondern auch von Einheimischen bevölkert war – etwas, dass mir in Prag im Nachhinein doch sehr gefehlt hat.

Der Wiener Stephansdom – wie ich im Nachhinein herausgefunden habe.

Kaiserwetter

Weihnachsstimmung

Meine Zeit in Wien war zu kurz, um herauszufinden, um was es sich bei all den schönen Gebäuden handelt. Das hole ich aber bei Gelegenheit nach.

Seeehr lecker

Nach dieser kurzen Sightseeingtour, verbunden mit einer heißen Schokolade in einem etwas kitschigen, aber sehr liebevoll eingerichteten Café ging es mit dem Zug weiter nach München. Abgesehen von einem unschönen Zwischenfall der unter anderem die undurchsichtigen Maskenregelungen der Deutschen Bahn, einen nicht deutschsprechenden Fahrgast (Englisch beherrschte er allerdings perfekt) und einen Kontrolleur, der die Bezeichnung Rassist mehr als verdient hat, beinhaltete, kam ich ohne größere Probleme in München an. Die recht kurze Umstiegszeit verlängerte sich dank eines defekten Zugs dann um eine halbe Stunde, was ich, da es mein letzter Zug war, zum Glück gelassen hinnehmen konnte. Nach über 12 Stunden Fahrt war die Wiedersehensfreude  dann umso größer. Die Weihnachtstage mit der Familie waren erfüllt von guter Laune, leckerem Essen, langen Gesprächen, schrägem Gesang, neuen Bekanntschaften, traditionellen Spaziergängen (allerdings bei Regen), lustigen Spielen und vielem mehr und ich habe so viel es ging aufgenommen und die heimelige Atmosphäre in mich aufgesogen.

Dieses Mitglied der Familie hat sich über das Geschenkpapier mehr gefreut als über ein Wiedersehen mit mir.

Das Gefühl, nur auf Zeit zu Hause zu sein, ist allerdings gewöhnungsbedürftig. Dass ich doch länger weg war, als es sich angefühlt hat, merke ich vor allem an kleinen Dingen. Wenn das Fahrrad plötzlich im Keller steht, man die Lichtschalter nicht mehr blind findet und neue Läden in der Innenstadt eröffnet haben, die man nicht kannte, dann ist das doch ein sehr seltsames Gefühl. Die meisten Sachen haben sich allerdings nicht verändert und diese Routine wird es mir vermutlich schwer machen, in ein paar Tagen schon wieder aufzubrechen. Dennoch freue ich mich auf mein „zweites zu Hause“, wie ich Brno mittlerweile guten Gewissens bezeichnen kann. Ich habe mich in den letzten Tagen immer wieder dabei ertappt, wie ich meinte: „Am 30. fahre ich wieder nach Hause.“ Eine ungewohnte und gleichzeitig auch sehr schöne Aussage. Ich hoffe, dass ich mich dann auch entsprechend schnell wieder einleben werde auch wenn ich noch nicht weiß, wann und ob ich nochmal vor Ende meines Freiwilligendienstes nach Hause (also Deutschland :)) kommen werde. Vermutlich wird die Zeit sowieso viel zu schnell vorbeigehen und ich werde versuchen, jede Sekunde zu nutzen, wie ich es bisher auch getan habe.

Wie es mir in den ersten Tagen nach meiner Rückkehr ergangen ist, das wird dann vermutlich das Thema meines nächsten Blogeintrags sein.

Bis dahin: „Ahoj!“