Hallo zu einem etwas verspäteten Eintrag. Die letzte Woche und insbesondere das Wochenende waren überaus ereignisreich, sodass ich erst jetzt zum Schreiben gekommen bin. Aber von Anfang an…
Angefangen hat die Woche eigentlich recht bescheiden mit einer unfreiwilligen Putzaktion. Eine Schülerin hatte mir mehrere Kilo Äpfel aus ihrem Garten mitgebracht, die ich unmöglich alle essen konnte. Also beschloss ich, den eigentlich nicht ganz ernstgemeinten Rat meiner Mutter in die Tat umzusetzen und Apfelmus zu machen. Nachdem ein Teil der Äpfel also verwertet war, entschied ich mich in einem Anfall von Kochfieber, nun auch noch die übriggebliebenen Schalen zu verwerten. Ein Rezept war im Internet schnell gefunden: Apfellimonade.
Leider habe ich bei der ganzen Aktion den begrenzten Platz in meiner Küche nicht bedacht und einen viel zu großen Topf auf eine viel zu kleine Platte gestellt. Dass das nicht gutgehen kann, war eigentlich abzusehen. Und natürlich kam es wie es kommen musste: Beim Umrühren des kochenden Wassers ist der Topf vom Herd gerutscht und hat seinen Inhalt über den ganzen Boden verteilt.
Ab diesem Zeitpunkt konnte der Tag eigentlich nur besser werden und wurde es auch dank eines Cafébesuchs und dem abendlichen Sprachkurs.
Der Dienstag startete etwas weniger ereignisreich mit Unterricht. Allerdings hatten sich ein Großteil der Schüler:innen und auch ein paar Lehrer:innen zu Halloween verkleidet, was mir erst bewusst wurde, als plötzlich eine Schar als Geister verkleideter Schüler an mir vorbeispukte.
Außerdem durfte ich feststellen, was für ein Heidenaufwand es ist, Aufsätze zu korrigieren und wenn sie auch nur eine dreiviertel Seite lang sind. An dieser Stelle ist wohl eine Entschuldigung an meine ehemaligen Deutsch-, Englisch- und Französischlehrer:innen fällig und all jene, die sich mit meinen teils sehr ausschweifenden Erläuterungen herumschlagen mussten.
Abends war ich dann wieder Rollschuhlaufen und habe festgestellt, dass mein Gleichgewichtsgefühl auf dem linken Bein quasi nicht existiert. Das hatte zur Folge dass ich durchaus mal auf einem Bein stehend und t-d-t-d-… sagend (Sprechübung, um endlich das r rollen zu können) angetroffen werden konnte und immer noch kann (die Fortschritte sind bisher eher so mäßig).
Am Mittwoch waren dann Ferien – Endlich! Zumindest dachte ich das ganze 5 Minuten nach dem Aufstehen. Danach holte mich die harte Realität ein, dass Ferien in der Schule gerne mal für Reparaturarbeiten genutzt werden. Ich hatte nämlich kein Wasser mehr. Bauarbeiten in der Stadt sorgten nicht gerade dafür, dass ich mir nicht die wildesten Szenarien (Wasserrohrbruch, angebaggerte Wasserleitung,…) vorstellte. Umso erleichterter war ich, als ich im Treppenhaus den Handwerker traf, der mir in bestem Tschechisch aber leider ohne ein Wort Englisch etwas erklärte von dem ich immerhin so viel verstand, dass das Wasser in zwei Stunden wieder da sei. Während ich also wartete, bis das Wasser wieder kam, machte ich mir einen gemütlichen Vormittag mit Tee im Bett (ein bisschen Wasser hatte ich noch in Flaschen) und philosophierte ein wenig über unsere Abhängigkeit von der Infrastruktur.
Donnerstags bekam Lucies und meine kleine WG dann Zuwachs. Leonie, eine Freiwillige aus Košice, Slowakei kam uns für eine Nacht besuchen. So langsam habe ich meine Führung durch die Stadt perfektioniert und so kamen wir nach einem kleinen Zwischenstopp in meinem Lieblingscafé (die Tatsache, dass ich von der Kellnerin erkannt wurde, gibt mir doch zu denken was meinen Kaffeekonsum angeht) schließlich pünktlich zum Sonnenuntergang auf Špilberk an. Abends wurde dann mal wieder ausführlich über die deutsche Sprache und natürlich auch Dialekte diskutiert, aber auch über den Freiwilligendienst im Allgemeinen und die damit einhergehenden Privilegien, Chancen und auch Ängste.
Am Freitag besuchten wir das Roma-Museum in Brno. Ein Besuch, der schon lange auf meiner Liste stand und den ich nur jedem empfehlen kann. Schon beim Vorbereitungsseminar habe ich festgestellt, dass ich erschreckend wenig über die Roma, ihre Herkunft, Kultur und Geschichte weiß und ich bin froh, dass diese Wissenslücke nun dank der wirklich anschaulichen und interessanten Ausstellung zumindest ein wenig gefüllt ist.
Nachdem Lucie und Leonie am Nachmittag abreisten, kam am Abend endlich meine Familie an, die mich für ein paar Tage besuchen kam. Als ich im September ausgereist bin, hätte ich nie gedacht, dass mir meine Familie so sehr fehlen würde und auch während der Zeit hier, war es mir nicht so bewusst wie in dem Moment, als ihr Auto endlich um die Ecke gebogen kam. Umso mehr habe ich die gemeinsame Zeit hier in „meiner Stadt“ und bei einer gemeinsamen Wanderung genossen und gemerkt, dass an dem Spruch: „Home is where your heart is.“ doch mehr dran ist, als die etwas kitschige Erscheinung zunächst vermuten lässt.
Der Abschied viel dann am Dienstagmorgen auch entsprechend schwer, aber viel Zeit für Heimweh bleibt mir sowieso nicht, denn am Mittwoch bekomme ich schon wieder Besuch.
Von wem, warum und was diese Woche noch so alles passieren wird, darüber schreibe ich dann in meinem nächsten Eintrag, der hoffentlich wieder pünktlich am Montag fertig wird…
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