Ahoj!
Ich melde mich wieder, mit jede Menge neuen Erfahrungen und Erlebnissen im Gepäck.
Angefangen am Montag, der mir schon wieder unglaublich lange her erscheint – ich sollte wirklich Tagebuch führen, sonst vergesse ich, was alles passiert ist. Montag ist mir aber gut im Gedächtnis geblieben, nicht nur, weil es zum Mittagessen selbstgebackene Donuts von einer Lehrerin gab, sondern weil Lucie aus Břeclav zu Besuch kam. Naja, nicht wirklich zu Besuch, aber wir haben gemeinsam ein paar Besorgungen in Brno erledigt. Unter anderem haben wir uns um ihren Sprachkurs gekümmert, für den sie im Oktober zwei Wochen bei mir einziehen wird. Bei der Gelegenheit habe ich das auch in Angriff genommen und siehe da, meine erste Unterrichtsstunde sollte schon am Mittwoch stattfinden. Nachdem wir dummerweise beide keinen Regenschirm hatten, verschanzten wir uns während des Regenschauers in einem der zahlreichen kleinen Cafés in Brno und ich habe den Entschluss gefasst, ab jetzt jeden Kaffee den ich trinke, zu fotografieren und am Ende des Jahres eine Collage daraus zu basteln.
Dienstag war in Tschechien der Feiertag des Heiligen St. Wenzel. Den schulfreien Tag habe ich für ein paar Einkäufe und einen Spaziergang mit einer Schülerin genutzt. Ich habe mal wieder eine neue Seite von Brno kennengelernt, die auch viele Einheimische nicht kennen. Ein echter Geheimtipp sozusagen. Wir sind am Fluss entlanggelaufen, dessen Umgebung besonders nach dem Regen am Vortag wunderbar grün und erfrischend war. Es gab neben zahlreichen Sportplätzen entlang des Wegs auch einen kleinen Streichelzoo und ich habe jetzt auch eine neue Freundin – eine Ziege, die Streicheleinheiten liebt. Der werde ich garantiert bald nochmal einen Besuch abstatten und bei der Gelegenheit auch Bilder von der wirklich schönen Strecke entlang des Flusses machen.
Am Mittwoch habe ich wieder unterrichtet (das Thema Schönheit konnte ich endlich abschließen), und wieder mal festgestellt, dass es wirklich tages- unt themenabhängig ist, wie eine Klasse im Unterricht mitmacht. Alles in allem kann ich aber sagen, dass wir uns so langsam aneinander gewöhnen. Die Schüler:innen trauen sich, nachzufragen und sprechen auch offener und ich bin nach drei Stunden Unterricht nicht mehr völlig erledigt.
Das eigentliche Highlight des Tages war aber der abendliche Sprachkurs. Meine Klassenkameraden sind ein 29-jähriger Rumäne, der schon fast 7 Jahre hier ist und ein Spanier, der ebenfalls schon seit 2 Jahren hier lebt. Ich bin also, wie Robert, der Rumäne, so treffend beschrieben hat „a little baby“ was meine Tschechischerfahrungen angeht und mein Alter im Vergleich zu ihnen. Ich weiß zwar jetzt schon, dass Tschechisch verdammt schwer zu lernen wird, aber ich bin nach wie vor motiviert. Außerdem habe ich im Anschluss an den Sprachkurs mein erstes echtes tschechisches Bier getrunken und ich muss sagen, es hat gar nicht so schlecht geschmeckt.
Nach einem relativ ereignislosen Donnerstag, ging es am Freitag nach dem erfolglosen Versuch, mich bei der Ausländerpolizei anzumelden (Behörden in Tschechien haben genauso seltsame Öffnungszeiten wie in Deutschland) wieder zum Hauptbahnhof. Diesmal war ich auf dem Weg zu Zoe nach Český Těšín an der polnischen Grenze.
Aufgrund von Schienenersatzverkehr, wurschtelte ich mich mit Händen und Füßen und den entsprechenden Städtenamen bis zum richtigen Bus durch und hoffte, nichts falsch verstanden zu haben.
Nach einer Fahrt, auf der der Bus dann gegen einen Zug getauscht wurde, die nette ältere Dame, die mich bis zum Zug gebracht hat gegen eine grölende Gruppe Männer (die sind zum Glück relativ schnell wieder ausgestiegen), und die Felder und strahlender Sonnenschein schließlich Seen und mit zunehmender Nähe zu Ostrava auch Insustrieanlagen wichen, kam ich schließlich am Hauptbahnhof in Ostrava an.
Ostrava ist die drittgrößte Stadt Tschechiens und erinnert stark an das Ruhrgebiet. Schornsteine und Fabriken prägen nach wie vor das Bild der Gegend und auch die Luftqualität.
An Samstag ging es dann nach Kattowice in Polen, welches trotz seiner ähnlichen Geschichte wie Ostrava als grünste Stadt Polens gilt. Die Innenstadt ist relativ unspektakulär, wirklich lohnenswert ist allerdings das schlesische Museum und der dortige Garten.
Nachdem wir zufällig an Karten für das Museum gekommen waren, waren wir ziemlich beeindruckt von der anschaulichen Darstellung der Geschichte Schlesiens, welche geprägt von deutsch-tschechisch-polnischer Zugehörigkeit ist und daher immer wieder von Konflikten innerhalb der Gesellschaft und in der Politik erschüttert wurde. Wurde Schlesien während des zweiten Weltkriegs deutsch, so wurden die meisten Deutschen danach aus ihrer Heimat vertrieben oder flohen nach Deutschland.
Am Sonntag besuchten wir die polnische Seite der Stadt. Getrennt sind die beiden Teile durch einen Fluss, allerdings macht nur ein Schild darauf aufmerksam, dass man gerade ein anderes Land betritt.
Und natürlich die Sprache, die wir momentan noch nicht unterscheiden können, und die Währung, welche man braucht, sollte man sich einen der leckeren Berliner dort kaufen wollen. Außerdem entdecken wir einen Flohmarkt, auf dem Zoe eine Kamera erstand und ich beinahe ein Bügeleisen. Ich entschloss mich dann aber doch dazu, ein vernünftiges Bügeleisen in Brno zu kaufen.
Jetzt sitze ich gerade im Zug zurück nach Brno, den ersten Umstieg, für den ich nur 5 Minuten Zeit hatte, habe ich dank einer weiteren netten Zugbekanntschaft bereits gemeistert, und hoffe, dass ich auch dieses Mal erfolgreich in den richtigen Bus steige. Ich bin allerdings guter Dinge was das angeht. Da wir jetzt gleich an unserem Umstiegsort ankommen, muss dieser Beitrag hier leider enden, ich habe auch wirklich schon genug geschrieben.
Ciao und bis nächste Woche!
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