dolazak || Ankunft

dolazak || Ankunft

Meine weitere Zugstrecke von der Grenze Kroatien verläuft glücklicherweise weniger ereignisreich. Die schneebedeckten Landschaften Sloweniens werden alsbald nach der Grenze abgelöst durch die mit Häusern bebauten und schneefreie Vorstadt von Zagreb. Diese Häuser, die teilweise unverputzt sind, liegen parallel zu der Eisenbahntrasse an einer größeren Straße.

Obwohl ich müde bin, versuche ich die Werbeplakate zu entschlüsseln, die an der Straße stehen. Dabei gleitet mein Blick auch über die Laternenpfeiler, an denen in regelmäßigen Abständen Kroatienflaggen hängen. Für mich als Deutscher ist das ein doch recht ungewöhnlicher Ausblick, da man im Deutschland ja doch schon ein wenig verdattert angeschaut wird, wenn man Flaggen in der Öffentlichkeit zeigt und es nicht gerade Weltmeisterschaft im Fußball ist. Hier in Kroatien gehört die Flagge als Ausdruck des Nationalbewusstseins wahrscheinlich dazu.

Am Bahnhof angekommen, mache ich mich direkt vom Zug auf in Richtung meiner Unterkunft. Viel zu sehen gibt es sowieso nicht, erstens ist es viel zu spät und zweitens ist hier gerade Lockdown. Ich mache mich also auf zu meinem B&B, wo ich müde ins Bett falle.

Den nächsten Tag kann ich glücklicherweise ausschlafen und beginne meinen Tag bei einer Portion Cornflakes, während im Hintergrund die Schlümpfe im Fernsehen laufen. Auch hier bin ich der einzige Urlauber, der im B&B übernachtet. Es fällt mir also nicht schwer mir von der Rezeptionistin ein paar Tipps für Kroatien abzustauben. Für sie ist es übrigens völlig unverständlich, dass ich nach Bjelovar fahren will. Ich solle doch viel lieber in Zagreb bleiben oder gleich an die Küste fahren, meint sie.
Nix da. Ich habe mich für Bjelovar entschieden und dort will ich auch bleiben. Vielleicht liegt ihre missmutige Haltung gegenüber dem Hinterland daran, dass sie von der Küste kommt. Ich jedenfalls bin entschlossen in Bjelovar zu bleiben und mache mich auf den Weg zum Bahnhof und suche mir einen Zug nach Bjelovar. Das fällt gar nicht so schwer, denn es gibt nur EINEN Zug nach Bjelovar.

Die alte Diesellok setzt sich ratternd in Bewegung und verlässt die Hauptstadt in Richtung Norden. Wir fahren vorbei an kleinen Siedlungen und Dörfchen. Zagreb haben wir schnell hinter uns gelassen und die Plattenbauten dünnen sich rasch aus. An deren Stelle rücken Buchenwälder, kleine Dorfstationen und Felder viel Felder. Manchmal huscht auch hier und da ein Städtchen vorbei. Sie heben sich von Dörfern allein wegen ihrer Kirchtürme ab.

An einigen Stellen verlangsamt sich der Zug auch wegen der zahlreichen Baustellen. Überall wird entlang der Strecke gebaut. Mal ist es eine neue Brücke, mal ist es aber auch ein neuer Bahnsteig mit neuen Schienen. Hier und da blitzt eine kleine EU-Flagge auf, was anzeigt, dass hier mit EU-Geldern gebaut wird. Die nördliche Region Kroatiens hat viel aufzuholen, denn mit den Touristenorten der Küste können die Dörfer hier nicht mithalten.
Schließlich entdecke ich auch die Silhouetten von Bjelovar am Horizont. Man erkennt sie an den riesigen Getreidesilos, die in den Himmel ragen. Als der Zug sich schließlich verlangsamt, kommen wir am Bahnhof an und ich springe vom Zug.
Etwa 50 Meter vor mir sehe ich ihn auch schon: Robert. Er wird für die nächsten 9 Monate mein Mentor sein und mir dabei helfen mich in Kroatien zurechtzufinden.

06.12.2020
Zagreb-Kroatien

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