Gerade jetzt, am Ende des Jahres sind unter der Woche vor allem Schulklassen im Museum. Schulkinder tragen hier eine Art Uniform, nämlich einen weißen Kittel, den sie über ihre normale Kleidung ziehen und der sie wie eine Horde winzig kleiner Apotheker erscheinen lässt. Manchmal tragen sie auch noch eine große dunkelblaue Schleife um den Hals, Mädchen wie Jungen; es gibt aber auch Schulen, die ihre eigene Kleidung haben. Dann kommen alle Kinder im gleichen Bordeauxrot oder Marineblau und der Name ihrer Schule prangt auf T-Shirts, Pullovern und Hosen.
Letztes Wochenende fand in Uruguay der Día del Patrimonio statt, also der Tag des Nationalerbes, an dem Museen, Denkmäler und historische Stätten ihre Pforten der Allgemeinheit öffnen. Das diesjährige Motto war “Constructores de Escuelas y Liceos” (dt. Erbauer von Schulen und Gymnasien), weshalb hier im Museum neben den regulären Führungen auch Sonderführungen zum Thema Bildung in der Fabrik stattfanden. In den Anfangsjahren der LEMCO, der Liebig’s Extract of Meat Company, wurden nämlich die Kinder der Arbeiter und abends auch die Arbeiter selbst in dem Gebäude unterrichtet, in dem später der Fleischextrakt hergestellt wurde, mit den Jahren baute man dann aber eine Schule, die bis heute noch besteht und an der ich Tag für Tag vorbeilaufe und die Grundschüler:innen spielen und lernen sehe.
Wir hatten bisher doch einige nicht-spanischsprachige Tourist:innen, besonders in den letzten Tagen. Deutsche, Engländer, Niederländer – beinahe alle haben sie uns in etwa die gleiche Geschichte darüber erzählt, was sie hier machen: Sie fahren mit einem Camper durch Südamerika. Die meisten haben ihr Gefährt von Europa mit dem Schiff übersetzen lassen, fast immer nach Montevideo, sind selbst hinterher geflogen und fahren jetzt Richtung Feuerland, nachdem sie sich Uruguay ein wenig angeschaut haben.
In Fray Bentos gibt es eine internationale Brücke, weshalb sie hier ihren letzten Stopp in Uruguay machen, sich die Fabrik anschauen und dann über den Río Uruguay weiter nach Argentinien fahren. Die jüngsten dieser Camper:innen waren drei und fünf Jahre alt (natürlich in Begleitung ihrer Eltern); viele wollen zehn Monate oder ein Jahr reisen, andere haben keine zeitliche Begrenzung.
Hier auf der Südhalbkugel wird es Frühling und wen es noch weiter in den Süden zieht, muss jetzt mit seiner Reise anfangen, um den Sommer an diesen kältesten Orten, weit im Süden verbringen zu können. Wie viele Camper – teils mit riesigen LKWs, teils mit kleineren Wohnmobilen – wir hier noch mit einer letzten Information zu Uruguay versorgen werden? Wir werden sehen.