In der zweiten Woche, in der ich Unterricht vorbereitet habe, konnte ich ein paar Spiele nochmal verbessert ausprobieren und gestaltete meine erste Übung. Am Wochenende besuchte ich wieder ein paar schöne Nachbarsdörfer.
Diese Woche wollte ich ein paar Spiele von letzter Woche verbessern und mit den Schülern nach einmal spielen, was ziemlich gut geklappt hat. Das Perfekt-Spiel zum Beispiel ist ja letzte Woche an seiner Kompliziertheit gescheitert. Doch diese Woche kannten die Siebtklässler nun schon das System Satzbausteine sortieren. Außerdem hatten sie in den letzten Deutschstunden schon weiter geübt. So teilten wir sie nun endlich in Gruppen ein und machten so einen Wettbewerb aus der Aufgabe, deutsche Sätze im Perfekt zu bilden. Erst bekamen sie schon fertige, im Perfekt stehende Verben. Später schafften sie es dann auch, das Perfekt selbst zu bilden. Und ganz zum Schluss spielten wir das Spiel dann genau so, wie ich es ursprünglich für letzte Woche geplant hatte: Die Kinder bildeten Sätze aus Bausteinen, die an der Tafel standen auf Zeit. Die Gruppe, die als erstes fertig war, bekam den Punkt für einen richtigen Satz. Natürlich wollten sie gewinnen und so waren sie motiviert und strengten sich an, die richtigen Perfekt-Formen zu finden.
In der 11b am Mittwoch hat mein Plan allerdings nicht so gut funktioniert. Die Schüler sollten Sprechen üben. Ich wollte mit ihnen über ihre Vorbilder und Zukunftspläne reden. Dafür hatte ich mir Fragen überlegt. Schließlich sind sie für Spiele wohl schon zu alt. Doch ihr Deutschniveau reichte nicht aus, um mich zu verstehen. Oder sie dachten es zumindest. Denn ihr Blick ging immer schon zur Lehrerin, damit sie meine Fragen übersetzte. Für nächstes Mal werde ich mir eine ausgeklügeltere Unterrichtsstrategie ausdenken und z.B. jedem Schüler eine Aufgabe geben, während ein anderer spricht. Damit sie beschäftigt sind und nicht mit dem Nachbarn reden.
In der 10a hat mein Plan hingegen sehr gut funktioniert. Hier konnte ich zum ersten Mal eine (halbe) Unterrichtsstunde selbst vorbereiten. Ich sollte eine Hörverstehens-Aufgabe zum Thema Berufe erstellen. Es war ziemlich schwierig, dafür ein gutes Video zu finden. Es sollte nicht zu lang sein und ungefähr dem Sprachniveau B1 entsprechen. Also die Menschen in dem Video durften nicht zu viele Fremdwörter in zu langen Sätzen verwenden. Die Deutsche Welle produziert zwar eigentlich Lernvideos in Form von kleinen „Kurzfilmen“, aber die Situationen wirken immer sehr gestellt und nicht wirklich realistisch. Ich habe dann eine Art Imagefilm über den Beruf einer Zimmerin genommen. Damit schien ich das Niveau ganz gut getroffen zu haben, denn die Schüler konnten meine Multiple Choice Fragen gut beantworten. Zuvor erklärte ich allerdings noch die Ausbildung in Deutschland, denn ein derart institutionalisiertes System scheint es hier gar nicht zu geben. Viele junge Leute studieren oder fangen irgendwo an zu arbeiten. In einer neuen Stelle bekommt man häufig erstmal nur einfache Aufgaben und wird so angelernt.
Diese Woche hatte ich mir also wieder ziemlich viel vorgenommen und war manchmal auch abends noch mit Unterrichtsvorbereitung beschäftigt. Da muss ich immer noch einen besseren Mittelweg finden.
Am Wochenende war ich wieder mit meiner Vermieterin Mónica unterwegs. Sie war so lieb und hat mir noch zwei weitere Nachbardörfer gezeigt. Denn VGB ist sehr touristisch geprägt, es gibt hier viele Souvenirläden, was auf Dauer ein bisschen anstrengend wird. Zunächst waren wir auf einem Markt für Selbstgemachtes in Villa Ciudad Parque, ein hübscher Kontrast zu Villa General Belgrano. Es wurde z.B. Holzschmuck, geknüpfte Armbänder, Samen, Pflanzen, Seifen, Kuchen und natürlich Alfajores verkauft. Es gab sogar glutenfreie Alfajores! Die gibt es aber auch als Industrieware im Supermarkt. So etwas lässt sich hier übrigens leicht finden. Es gibt auch beispielsweise glutenfreie Nudeln. Das Logo, nachdem man Ausschau halten muss, wenn man so etwas braucht, lautet „sin T.A.C.C.“ (sin trigo, avena, cebada y centeno = ohne Weizen, Hafer, Gerste und Roggen). Das findet sich auf sehr vielen Produkten ohne Gluten, wenn nicht sogar auf allen. Hier wird auch, glaube ich, ziemlich viel Mais verwendet. Zum Beispiel habe ich Polenta entdeckt. Das ist einfach nur gekochtes Maismehl. Schmeckt sehr gut mit Käse und allen möglichen Gemüsesorten.
Ich werde also auch mit einem sehr viel bunteren Speiseplan im Kopf nach Hause kommen. Vor meinem Freiwilligendienst durfte ich allen stolz verkünden, dass ich ein Jahr in Argentinien verbringen werde. Damals versuchten so einige in mir Zweifel zu wecken, ob die Vegetarierin in mir diese Zeit überhaupt durchstehen wird. Tja, auch diese Angst hat sich schon längst als völlig unbegründet erwiesen! Natürlich bekommt man hier sehr einfach alle Gemüse- und Obstsorten, die es auch in Deutschland gibt. Und neulich sah ich mal im Tiefkühlregal nach. Da gab es sämtliche vegetarische Bratlingsorten zu kaufen. Also keine Angst, ich werde euch in einem Jahr sicher nicht die Gans oder das Wildschwein wegessen!