Ende
31. Dezember 2012Hallo meine lieben Leser!
Heute werde ich mich ein letztes Mal an euch wenden. Ich muss zugeben, der Blog hat schon sehr lange geruht. Nach meiner letzten hier beschriebenen Station in Chengdu gab es nämlich ein paar Probleme mit dem Internet. In den darauffolgenden Hostels war die Verbindung z.T. sehr schlecht, was mir nicht erlaubte Bilder hochzuladen oder einen Blogartikel zu veröffentlichen. Als ich dann wieder zurück in Guangzhou war, hatte ich allerhand mit Packen, Verabschiedungen und der Rückreise nach Deutschland zu tun. Als ich dann wieder zurück war, habe ich es schlichtweg aus den Augen verloren. Deshalb möchte ich das jetzt wenigstens noch ein bisschen nachholen und meinen Blog damit auch offiziell schließen.
Was geschah nach Chengdu? Von dort aus bin ich in einer 26-Stunden-Zugreise ins kleine Örtchen Pingyao gefahren. Dieses ist durch seine sehr gut erhaltene mittelalterliche Innenstand mit einer großen Stadtmauer bekannt. Dementsprechend diente es auch schon häufig als Kulisse für Filme über das Kaiserreich.
Nach drei Tagen ging es weiter in das Städtchen Qufu. Wie Pingyao ist es für chinesiche Verhältnisse nicht sonderlich groß. Das Besondere hier aber: Es handelt sich bei Qufu um die Heimatstadt des großen Philosphen und Denkers Konfuzius. Obwohl er vor über 2500 Jahren lebte, prägen seine Gedanken und Theorien die heutige chinesische Gesellschaft immer noch in starkem Maße. Dies bezieht sich vor allem auf die gesellschaftliche Ordnung. Aus diesem Grund wird er heutzutage immer noch sehr verehrt und Abermillionen Menschen pilgern jährlich in seine Geburts- und Sterbestadt – so auch ich. Dort sieht man die ehemalige Residenz des Clans der Familie Kong (Die Familie des Konfuzius –> Konfuzius auf Chinesisch: Kong Zi), den riesigen Konfuziustempel und den Konfuzius-Wald, in dem Konfuzius und sein Nachkommen begraben sind. Mit Nachkommen werden nicht nur die Kinder und Enkelkinder gemeint. Nein hiermit sind ALLE Nachkommen, bis in die heutige Zeit, gemeint. Daher ist das Areal natürlich ziemlich groß – eben ein ganzer Wald. Aktuell müssten ungefähr die Nachkommen bis zur 77. oder 78. Generation dort begraben liegen. Das Recht dort beerdigt zu werden haben bis heute nur die Angehörigen der Familie Kong.
Nach Qufu ging es weiter nach Qingdao. Qingdao ist eine Küstenstadt in der Provinz Shandong. In Deutschland ist sie besser als Tsingtao bekannt. Denn zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde unter Kaiser Wilhelm II. dort eine deutsche Kolonie gegründet. Dort wurde auch deutsches Bier gebraut, das bis heute von der bekanntesten chinesischen Biermarke „Tsingtao“ nach deutschem Reinheitsgebot dort gebraut wird. Weiterhin gibt es einige schöne Strände, viel deutsche Architektur und das Olympische Segelzentrum von 2008 zu sehen.
Meine nachfolgende Station hieß Nanjing. NJ liegt etwa 200 km westlich von Shanghai und ist eine sehr große, geschichtsträchtige Stadt. Sie war im Laufe der Jahrtausende einige Male Hauptstadt Chinas. Traurige Berühmtheit erlangte sie, als die Japaner 1937 China überfielen und ein Massaker mit offiziell über 200.000, inoffiziell über 300.000 Todesopfern anrichteten. Der Deutsche John Rabe, Direktor von Siemens China, konnte mit anderen Ausländern eine Schutzzone einrichten und somit 200.000 Chinesen das Leben retten. Auch heute noch sind deshalb die Deutschen in Nanjing gerne gesehen.
Bevor es zurück nach Guangzhou ging habe ich noch einen Abstecher über Suzhou, was zwischen Shanghai und Nanjing liegt, gemacht. Suzhou ist für seine Gartenbaukunst bekannt. In der Innenstadt gibt es unzählige prächtige Gärten, die schon mehrer Jahrhunderte alt sind. Die meisten davon sind ziemlich groß und kosten entsprechend viel Eintritt. Ich habe mich daher auf die zwei Bekanntesten beschränkt, damit ich mir diese in aller Ruhe ansehen konnte.
Nach zwei Nächten ging es dann aber schließlich zurück. Ich fuhr über Shanghai und nahm dort den Nachtzug nach GZ. Dort hatte ich noch eine Woche, um meine Sachen zu packen, die Wohnung sauberzumachen, die Reise vorzubereiten und natürlich mich von von den Leuten zu verabschieden. Die Zeit verging wie im Flug und schon stand ich am 18. August am Frankfurter Flughafen und wurde von meiner Familie in Empfang genommen.
Seitdem ist ja nun einige Zeit vergangen. Besonders in der Anfangszeit sind mir viele kleine und große Unterschiede zwischen China und Deutschland aufgefallen. Z.T. waren es Sachen, die ich davor nie in Deutschland wahrgenommen habe. Mittlerweile ist natürlich schon längst der Alltag eingekehrt. Ich studiere jetzt an der Universität Hamburg den Studiengang „Wirtschaft und Kultur Chinas“, was mir sehr viel Spaß bereitet. Der Studiengang ist eine Mischung aus VWL, BWL und Sinologie – also grob: Wirtschaft und Chinesisch. Nach meinem Chinajahr habe ich für mich das Gefühl, dass das die Richtung ist, in die ich später auch beruflich gehen möchte. China gehört die Zukunft – das habe ich selber dort erleben können. Aber auch so fasziniert mich dieses Land mit seiner Kultur, seinen Leute, seinem Essen, seiner Landschaft und und und so sehr, dass ich glaube die richtige Studienwahl getroffen zu haben.
Jetzt genieße ich noch die letzten Stunden des alten Jahres in meiner Heimat Bietigheim-Bissingen bei Stuttgart und freue mich zu Hause zu sein. Für das nächste Jahr wünsche ich mir, dass es genauso spannend und ereignisreich verläuft wie das Jahr 2012, was aber definitiv sehr schwer wird. Ich wünsche euch allen einen guten Rutsch ins neue Jahr, viel Gesundheit und dass es ein erfolgreiches Jahr 2013 für euch wird!
In diesem Sinne schließe ich meinen Blog. Vielen Dank für das fleißige Lesen, ich habe mich sehr darüber gefreut! Ich hoffe es hat euch gefallen, mir hat es sehr viel Spaß gemacht für euch aus China zu berichten. Machts gut!
Alex