Post aus Deutschland
13. November 2011
Eines Freitagmorgens gehe ich wie gewohnt ins Büro und entdecke einen Zettel auf meinem Schreibtisch. Das Einzige, was ich lesen kann ist mein Name: „Alex Knorr“, der Rest ist natürlich Chinesisch. Da es anscheinend um mich geht möchte ich natürlich herausfinden, was auf dem Zettel steht und gehe zu Irene. „Das ist von der Post, es ist ein Paket für dich angekommen. Du kannst es abholen.“ Ein Paket, für mich?! Voller Vorfreude gehen wir also zusammen nach der Schule hin, um es abzuholen. Am Schalter halte ich meinen Zettel hin und kann es kaum erwarten zu erfahren wer mir etwas schickt und vor allem was drin ist.
Letztendlich bekomme ich es natürlich nicht…Ich muss meinen Reisepass mitbringen, um mich auszuweisen. Die Kopie reicht leider nicht. Zwar ein bisschen genervt, aber trotzdem beruhigt, dass nicht einfach jeder kommen kann und meine Post mitnehmen kann, verlasse ich das Postamt. Heute also nochmal hingegangen, diesmal mit Pass. Es läuft alles ohne Probleme ab, ich zeige den Zettel und den Pass, unterschreibe und bekomme das Paket.
Der Absender ist Familie Knorr aus Bietigheim, die Zollerklärung lautet „chocolate“. Wurden mir da etwa leckere deutsche Qualitätssüßigkeiten geschickt?? Das ist nämlich eine Sache, die man sehr schnell hier in China vermisst. Es gibt zwar ein Haufen Süßigkeiten, auch westliche, aber die sind entweder viel zu teuer oder sind amerikanische Schokolade à la Hershey’s, die einen ja auch nicht umhaut. Kinderschokolade und Ferrero Rondnoir schmecken auch anders als bei uns. Kurzum, ich habe mich also richtig auf den Inhalt und ein Stück Heimat gefreut. Dennoch hatte ich Bedenken, ob denn alles heil angekommen ist. Das Paket sah nämlich ein wenig in Mitleidenschaft gezogen aus.
Zu Hause habe ich es gleich geöffnet und hab mich riesig gefreut: Knoppers, Goldbären, Mozartkugeln, Schoko-Dominosteine, Giotto, Salamistangen und sogar ein Stück Käse – also weit mehr als nur Schokolade vorzufinden. Vielen Dank! Besonders die Salami und den Käse vermisse ich hier. Aber erstmal schauen, ob der Käse überhaupt noch genießbar ist nach zwei Wochen in nem Paket ohne Kühlung. Aber auch wenn nicht, die Geste und die schöne Überraschung zählen.
In zwei Wochen findet ja die Feier zum 30-jährigen Jubiläum der Schule statt. Mittlerweile hat sich auch herausgestellt worum es in der Aufführung, in der ich mitwirken soll, geht. Ich werde zusammen mit der deutschen Austauschschülerin Walzer tanzen. Zum Glück muss ich nicht die komplette Choreographie machen, sondern komme in der Mitte des letzten Abschnitts auf die Bühne. Wir sollen dann, begleitet von den anderen Schülern, das „große Finale“ tanzen. Bin ja gespannt wie das wird. Die Schritte sind nicht besonders schwer, trotzdem wird das noch einmal ganz anders, wenn hunderte Leute einem zuschauen und nichts schiefgehen darf. Aber das wird schon, beim Abschlussball des Tankurses hat es ja auch geklappt.
Ab Donnerstag kommen deutsche Austauschschüler von einer Berufsschule aus Hof für zwei Wochen an unsere Schule. Schüleraustausch nach China, auch nicht schlecht. Wie sie die Schule und den Alltag hier finden werden? Wird auf jeden Fall interessant. Ansonsten aus dem Osten nichts Neues.
Bis die Tage!
PS: Hier fängt übrigens langsam die „Weihnachtsstimmung“ an. Dafür sind maßgeblich Starbucks und co. verantwortlich, die ihre Becher mit Wintermotiven à la Schneemänner, Schlittenfahren, Eislaufen und Schneeflocken bedrucken – und das bei immer noch 20°C draußen…An die Weihnachtsmusik habe ich mich aber schon längst gewöhnt. Die dudelt das ganze Jahr über zu sämtlichen Anlässen und allen Orten – so wird z.B. in der Mittagspause der Schulhof mit Mariah Careys „All I want for Christmas is You“ beschallt und die Straßenkehrmaschine kündigt ihre Ankunft mit „Jingle Bells“ und „Happy Birthday“ an. Das sind nun mal die bekanntesten Lieder aus dem Westen und der ist in. Die Bedeutung ist eher zweitrangig, Hauptsache die Melodie ist schön.
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by Toni 15. November 2011 at 11:13