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Two and a half men (Patagonien I: Bariloche)

 

 

Two and a half men, das sind in diesem Fall Julius, Mika und ich. Wenn ich mit den beiden unterwegs bin, fühle ich mich manchmal wie Gimli in dieser einen Herr der Ringe – Szene, wo Aragorn und Legolas in den Hügeln herumrennen und er ihnen, immer einen halben Schritt langsamer folgt. Fairerweise kann der Vergleich auch daher rühren, dass die Landschaft in Bariloche teilweise ähnlich aussieht, wie in den Filmen – oder daran, dass die beiden dann doch ein bisschen riesig sind, wenn ich zwischen ihnen laufen.

 

Zuallererst ging es natürlich, wie so oft, nach Buenos Aires, und das schon am 24.01.2025, weil Amira und Toni schon einen Tag früher nach Patagonien geflogen sind. Mein Flieger ging, nach mehreren Verschiebungen und Umlegungen, erst am 26.01.2025, und so hatte ich noch Zeit, mich ein letztes Mal mit einigen meiner Freundinnen aus Buenos Aires zu treffen, mich zu verabschieden – und noch einmal gut zu essen, denn inzwischen hatte ich aus allen Ecken gehört, dass unser Reiseziel Patagonien unglaublich teuer ist, und selbst eine Ernährung aus Nudeln und Trockenbrot nur noch an der Grenze des Finanzierbaren liegt.

Mit dem Bus ging es dann zum Flughafen, wo ich nach ca. 2h Fahrt noch einmal gute acht Stunden warten durfte, denn mein Flieger wurde immer weiter nach hinten gelegt und  schließlich auch durch die Maschine einer anderen Fluggesellschaft ersetzt, sodass ich schlussendlich nicht um 21:50 Uhr, sondern um kurz vor zwei in Bariloche ankam. Dort erwiesen sich meine vorherigen Bemühungen, mich mit einigen der anderen Reisenden anzufreunden, um später gemeinsam einen Uber zu teilen, gleich doppelt als vergeblich: Zum einen wollte niemand wie ich nach Dina Huapi, sondern alle hatten Unterkünfte in Bariloche Stadt, und zum anderen wurde ich nicht an einen Uber durchgestellt, sodass ich am Ende ein Taxi nehmen musste – das aber tatsächlich günstiger war.

 

An der Unterkunft warteten schon Julius und Mika auf mich, die mir sogar noch Pfannkuchen übriggelassen lassen, und nach schnellen Begrüßungen und einigen kurzen organisatorischen Gesprächen sind wir drei schlafen gegangen.

 

Am nächsten Morgen ging es dann auf fünf Stunden Schlaf los zu einer Fahrradtour um den See, die insgesamt etwas kürzer war, als gedacht, aber zeitweise ziemlich steil. Der Ausblick war umwerfend schön, die Bilder sind leider nur semi-ästhetisch, weil wir neben viel zu großen Helmen auch halb auseinanderfallende Warnwesten tragen mussten. Das hat dem ganzen Unterfangen aber keinen Abzug getan und als wir wieder in Dina Huapi ankamen waren wir zwar fertig, aber auch ziemlich zufrieden.

Nach dem Einkaufen hatten die Jungs die grandiose Idee, noch im Bergsee schwimmen zu gehen, was von den Einwohnern halb belustigt betrachtet wurde. Da es hier, anders als in unseren Einsatzstellen, auch mal Temperaturen im einstelligen Bereich (und im Winter ja sogar Schnee) gibt, war das Wasser zwar verdammt kalt, aber es hat auch unglaublich Spaß gemacht und auch krank geworden ist bisher noch niemand.

Zum Abendessen gab es dann Reis mit Gemüse, eins der drei Standartgerichte meiner Begleiter, und Gespräche über unseren Freiwilligendienst und Julius‘ und meine Rückkehr nach Deutschland – denn Mika bleibt noch ein halbes Jahr länger.

Kurz Friseur gespielt wurde natürlich auch noch.

 

Am 28.01.2025 stand dann die erste Wanderung auf dem Programm: Hoch zum Mount Frey durch den Wald, an Hängen und über Steine und Brücken, die nur so halb befestigt aussahen. Während wir am Morgen noch gefroren hatten, wurde es gegen Mittag richtig warm, so dass wir uns über jeden Schatten freuten.

Oben angekommen konnten wir uns zwischen Refugios und Steinhängen, an denen ein paar „komplett Irre“ (Zitat Julius) hinauf und hinab kletterten, auf einen Felsen im See legen, die nach und nach eintreffenden Wanderer beobachten, verschiedene Amphibien inspizieren und uns kurz ausruhen.

Leider bin ich dann, als es gerade hieß, wir würden in ein paar Minuten loswollen, in der Sonne eingeschlafen, weshalb ich jetzt auch einen leichten, aber etwas seltsamen einseitigen Sonnenbrand habe. Nach diesem kurzen Powernap konnten wir dann aber tatsächlich wieder runter ins Tal und in der Stadt noch zum Supermarkt und zu Western Union, so dass wir insgesamt doch gute 43 000 Schritte gemacht haben.

 

Für den 29. Stand nicht viel an, außer ausschlafen, aufräumen und in die Stadt fahren, um etwas zu essen zu finden und uns mit Oriana und ihrem Freund Moritz zu treffen, die morgens in Bariloche gelandet waren. Nach einer kleinen Odyssee, weil uns alles viel zu teuer war, wurden wir schließlich fündig und konnten danach auch direkt den Mietwagen abholen, mit dem unser kleines Roadtrip-Abenteuer losgehen sollte. Glücklicherweise und (obwohl wir sehr minimalistisch gepackt hatten) wider Erwarten passten all unsere Rucksäcke in den Kofferraum und wir konnten direkt losfahren nach Esquel, einer kleinen Bergstadt in Argentinien.

Bei unserer ersten Pause hielt ein LKW-Fahrer an, weil er dachte, wir hätten ein Problem mit dem Wagen, aber glücklicherweise sprechen wir alle inzwischen gut genug Spanisch, um die Situation zu erklären, uns zu bedanken und ihm eine gute Weiterfahrt zu wünschen.

 

Die Unterkunft, die wir in Esquel eigentlich nur für drei Personen gemietet hatten, passte auch perfekt für fünf Personen und sparte uns damit etwas Geld.

Leider ließ die erste kleine Macke am Mietwagen dann auch nicht lange auf sich warten und wir mussten der Versicherung einen kleinen Schaden am linken Blinker melden, der Wagen ist aber weiterhin funktionsfähig und wir konnten am nächsten glücklicherweise direkt weiterfahren nach Puerto Río Tranquilo in Chile, der Etappe unserer Patagonienreise, auf die ich mich vielleicht am meisten freue – aber dazu mehr im zweiten Teil meiner Patagonien-Reihe.

Jetzt sind wir erstmal alle fünf vereint und auf den Weg in den Süden, direkt durch die Anden und in einem ziemlich engen Wagen, der kein Navigationsgerät, dafür aber eine Klimaanlage und argentinisches Radio hat.

 

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