Bereits ausgelaugt und erschöpft vom Vorbereitungsseminar und dringend nötigem Packen auf den letzten Drücker, habe ich fast den gesamten Flug über Russland Richtung Ulaanbaatar verschlafen. Aber einmal am neuen Dschingis Khan Flughafen angekommen, ist meine Energie auch langsam wieder zurückgekehrt. Der Flughafen liegt außerhalb der Stadt und wurde erst letztes Jahr zu Ende gebaut. Die Passkontrolle verlief deutlich schneller und unproblematischer als erwartet. So stand auch schon bald unsere Gruppe von zehn Leuten gemeinsam bei der Gepäckausgabe, was dann wiederum lange gedauert hat. Nachdem das gesamte Gepäck endlich eingesammelt war, haben wir uns alle in kleine Grüppchen aufgeteilt beziehungsweise teilweise gänzlich allein auf die Suche nach unseren Ansprechpartnern gemacht.
Drei andere Deutsche und ich, die allesamt verschiedenen Goethe-Pasch Schulen zugeteilt wurden, haben auch schon bald Beree gefunden. Sie arbeitet direkt fürs Goethe-Institut in Ulaanbaatar und ist für uns zuständig. An dieser Stelle meinen herzlichsten Dank an sie für die Hilfe, die sie uns bei der Visumsbeantragung und allen anderen Vorbereitungen geleistet hat! Sie hat uns zu einem kleinen Bus geführt, denn sie für die Fahrt vom Flughafen in die Stadt gemietet hat und nachdem die Fahrer uns beim Gepäckverstauen geholfen haben, ging es auch schon los.
Wir haben die nächste Stunde damit verbracht, durch die ländliche Gegend der Mongolei Richtung Metropole zu fahren. Und eins schonmal vorweg über die Landschaft in der Mongolei: Sie ist endlos. Ihr haftet etwas Unwirkliches, schwer zu beschreibendes an. Das einzige, was ich jemals in meinem Leben gesehen habe, was auch nur ansatzweise mit den Ausmaßen der hiesigen Steppe vergleichbar ist, ist der Nationalpark Pali Aike im Süden Chiles. Auch dort verliert sich der Blick in der scheinbar nie endenden Natur in ihrer Ursprungsform. Aber selbst Chile kann nicht mit der immensen Größe der Mongolei mithalten. Doch trotz ihrer gigantischen Größe ist das Leben in der Mongolei an einem einzigen Ort zentriert: Ulaanbaatar, der kältesten Hauptstadt der Welt.
Etwa die Hälfte der Bewohner des Landes leben in der Hauptstadt und von den ländlichen Gegenden in die Hauptstadt zu immigrieren ist nicht länger erlaubt, zumindest nicht offiziell. Ursprünglich musste jeder, der vom Land in die Stadt ziehen wollte, eine ordentliche Summe Geld zahlen, welche die Exklusivität und damit das langsame Wachstum der Hauptstadt sicherte. Doch nach Beschwerden über diese Praktik in Bezug auf Menschenrechte wurde die Gebühr abgeschafft und die Hauptstadt förmlich von Einwanderern überschwemmt, was letztendlich dazu geführt hat, dass heutzutage niemand mehr hierher ziehen darf.
Bald deutete der zunehmende Verkehr bereits auf die Nähe zur Stadt hin und ehe man sich versah, fanden wir uns in einer Wolke aus Smog wieder. Die Hauptstadt ist eine einzigartige Mischung aus Moderne und teilweise fehlender Infrastruktur. Sie wächst zu schnell. Bereitet sich uneingeschränkt immer weiter aus. Die inoffiziellen Jurtenviertel, welche an den Rändern der Stadt als Ergebnis des Immigrationsverbots entstanden sind, sind der beste Beweis dafür, dass Leben Einhalt zu gebieten nahezu unmöglich ist.
Die Bürgersteige sind in manchen Gegenden der Stadt durchzogen von Rissen, während sich nicht einmal 15 Minuten weiter weg saubere, grüne Parkanlagen erstrecken. Ultramoderne Hochhäuser liegen grauen Betongerippen zukünftiger Gebäude entgegen. Obwohl die Einwanderung nach Ulaanbaatar durch ihr offizielles Verbot verlangsamt wurde, hat die Stadt sich noch nicht an die Massen an Menschen angepasst, die in ihr leben.
Liebe Mailin, vielen Dank für Deine interessanten und spannenden Beiträge, mit denen Du uns an Deinem Projekt und dieser so fremden Kultur teilnehmen lässt! Ich freue mich schon auf die nächsten Blog Einträge, liebe Grüße Anneken