Ewiger Winter.

Meistens Regen, 4 Grad tagsüber, -3 nachts. Dieses Wetter ist Alltag. Schon seit Wochen. Und so sehr ich es möchte: nur mit Jeansjacke rausgehen ist einfach noch keine Option. Nach wie vor muss ich mich mit meinen dicken Winterjacken begnügen. Ja, ich rede im Plural über meine geliebten Mäntel, die sich in meinen Schrank quetschen. Ich werde immer komisch angeschaut, wenn ich bei jedem Treffen eine andere Jacke trage.  Aber irgendwie muss man sich das Leben ja bunt & abwechslungsreich machen :)

Ich bin ehrlich –  die Situation ist ätzend. Die Monate im Lockdown ziehen sich mit diesen kalten Temperaturen und dem tristen Wetter nur noch länger. Dazu die Information, dass ich bis Ende des Schuljahres online arbeiten werde, trägt nicht unbedingt zur Laune bei. Hört sich ziemlich negativ an, ich weiß. Aber ich versuche mit allen Mitteln gegen diesen ‚Winterblues‘ anzugehen. Tulpen und Frühblüher stehen schon seit Wochen auf meinem Küchentisch. Ich habe die gute alte Sommerplaylist angemacht und sauge jeden Sonnenstrahl ein, den ich nur irgendwie bekommen kann.

Ein Glück konnte ich letzte Woche seit Monaten mal wieder in die Schule gehen. Nach den DSD2- Prüfungen im letzten Jahr, standen nun die DSD1-Prüfungen an. Es war schön ein paar der Schüler*innen, die ich unterrichte endlich persönlich kennenzulernen! Obwohl ich die meiste Zeit Aufsicht auf dem Flur hatte, konnte ich doch bei ein paar Prüfungen zuhören und freute mich sehr über die Fortschritte der Schüler*innen.

Jetzt sind hier in Lettland gerade eine Woche Frühlingsferien und das merkt man sofort. Auf den Straßen, auf welchen tagsüber sich sonst Berufstätige und Rentner tummeln, sieht man viel mehr Kinder und Jugendliche. Wahrscheinlich sind sie froh nach wochenlangem Zuhausehocken auch mal rauszukommen. Mein Alltag spielt sich demnach gerade zwischen Bagel-Cafés, Parks, meiner Couch und einer Bar in der Altstadt ab, in der man draußen Glühwein und Bier trinken kann. Ich versuche so gut es geht diese Stadt in mich aufzusaugen. Denn das alles schneller enden kann, als man denkt, wird mir jetzt bewusst. Für die meisten anderen Freiwilligen endet das FSJ jetzt im März. Und damit endet auch die Hoffnung zusammen einen Roadtrip durchs Baltikum zu machen, um sich gegenseitig zu besuchen. Ich hoffe so sehr auf den Sommer, offene Grenzen und Besuch aus Deutschland von den anderen!

 

 

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Heute hier, morgen da

Samstag, 24/10/2020

Der erste Blogeintrag – viel zu lange hab ich mir Gedanken über ihn gemacht und letztendlich zählt doch nur eins. Ich kann berichten: es geht mir gut. Sehr gut sogar. Wie heißt es so schön: aller Anfang ist schwer. Und so war es auch bei mir. Gerade noch feiert man in der Heimat seinen Abschied, schon sitzt man im Flieger ins Ungewisse und findet sich in der Fremde wieder. Der Abschied von zuhause, Freunden und Familie war schwer. Ich habe die ersten Tage in Riga zuhause sehr vermisst. Zu akzeptieren, dass sich die Welt zuhause weiterdreht, nur ohne mich, war nicht so ganz leicht. Statt dem ruhigen Stadtleben gab es auf einmal Sirenengeheul in der Nacht, Dill-Chips im Supermarkt (die nebenbei erwähnt wirklich nicht meins sind), unglaublich schöne Architektur und so viel mehr Neues. Und so saß ich während der 10-tägigen coronabedingten Selbstisolation oft stundenlang auf dem Fensterbrett und hab die Stadt auf mich wirken lassen. Durch die großen Fenster in meinem WG-Wohnzimmer hat man einen wunderschönen Blick über Riga und mit der Zeit wurde mir dieses fremde Riga Stück für Stück vertrauter. Und irgendwie vergingen die Tage dann doch schneller als gedacht.

Erst seit wenigen Tagen ist meine Selbstisolation vorbei und mittlerweile habe ich Riga durch Spaziergänge und ein paar Besuchen in Bars besser kennengelernt. Ich kann Straßennamen zuordnen, weiß so ungefähr, wo ich was im Supermarkt finde und hab meiner Schule (zumindest von draußen) schonmal einen Besuch abgestattet. Außerdem konnte ich endlich die anderen Freiwilligen kennenlernen. Zwar kannten wir uns schon über unser Vorbereitungsseminar auf Zoom, Schreiben über WhatsApp und Co ein wenig, doch es ist definitiv schöner die Menschen persönlich zu sehen, als über eine kleine Kachel im Laptop. Ich fand echt toll, wie gut wir uns alle auf Anhieb verstanden haben. Ich meine, wir sitzen ja alle im selben Boot. Bei guten Cocktails, Altstadt-Spaziergängen und Kartenspielen wurden sofort wichtige Dinge geklärt z.B., dass es natürlich Pfannkuchen und nicht Berliner heißt, was die Nicht-Brandenburger/Berliner vehement dementierten haha. Ich war so froh, endlich etwas zu „erleben“, denn außer Menschen beobachten und Filme gucken, hatte ich bisher nicht allzu viel gemacht. Ich wohne zwar in einer WG, jedoch sind meine Mitbewohnerinnen noch nicht in Riga und somit war es auch mal toll Menschen um mich rum zu haben!

Meine Arbeit in der Schule startet erst kommenden Montag. Wobei man nicht wirklich von „in der Schule“ reden kann. Coronabedingt findet der Unterricht leider online statt. Aber egal, es tut gut zu wissen, dass es endlich losgeht. Ich werde mit Schülern der 12. Klasse für das deutsche Sprachdiplom üben und bin schon ein wenig nervös. Schließlich sind die Schüler/innen ungefähr in meinem Alter. Ansonsten steht für die nächsten Tage ein Besuch bei IKEA an, weil ich mein WG-Zimmer noch ein wenig aufhübschen muss :)

Ich hab jetzt so langsam verstanden, wie der Blog hier funktioniert. Also hoffe ich mal, dass der nächste Blogeintrag nicht zu lange auf sich warten lässt!