post

Ein Monat Riga.

Hanna, wo bleibt der nächste Blogeintrag? Hanna, wann lässt du mal wieder etwas von dir hören? Hanna, wie geht es dir? Diese Fragen bekam ich in den letzten 2 Wochen sehr oft gestellt. Und ja, Asche auf mein Haupt. Ich habe mich dazu verleiten lassen, es immer weiter hinauszuzögern und nun sitze ich hier und schreibe genau 1 Monat nach meiner Ausreise aus Deutschland diesen Blogeintrag. Und nicht, dass ihr denkt, ich hätte überhaupt nichts geschrieben… In meinen Blog-Einstellungen findet man unter ‚Entwürfen‘ mittlerweile echt viele unveröffentlichte Beiträge. Kurze und lange, belanglose Gedanken und Erzählungen vom Erlebten.

Über die letzten Wochen habe ich immer mal wieder kleine Impressionen von meinem Leben hier in Riga verschickt oder hochgeladen. Ich bekam viele Nachrichten zurück auf diese geteilten Momente und war echt ein wenig überrumpelt davon. Denn das, was mir am meisten gesagt wurde, war, dass ich glücklich aussah. Und je mehr Leute mir das schrieben, desto bewusster wurde mir: Ja, ich bin echt glücklich hier. Nach der Abi-Zeit mit dem vielen Druck, den Zukunftsängsten und der ungewissen Pandemie-Situation bin ich hier mal wieder auf andere Gedanken gekommen. Raus aus der Komfort-Zone und rein ins Leben. Und auch wenn mir Corona bei vielen Dingen einen Strich durch die Rechnung macht, war es absolut die richtige Entscheidung nach Riga zu gehen. Ich bin so dankbar dafür, dass ich vor allem zu diesen verrückten Zeiten so etwas erleben darf.

Ich glaube, dass auch das der Grund für meine längere Schreibpause hier auf meinem Blog war. Es passierte so viel auf der Welt. Mittlerweile ist Trump nicht mehr Präsident der USA und nach Deutschland hat auch Lettland einen ‚Lockdown Light‘ ausgerufen. Für mich bedeutet das im Grunde, dass ich meine Freitagabende und Wochenenden leider nicht mehr in Karaokebars, Cafés oder Restaurants verbringen kann. Und, dass der Unterricht weiter online laufen wird. So langsam habe ich meine Routine mit meiner täglichen Unterrichtsstunde via Skype gefunden. Während es am Anfang noch etwas befremdlich war 12.-Klässler in meinem Alter zu ‚unterrichten‘, ist es mittlerweile wirklich vertraut und wir führen gute Gespräche. Meine Aufgabe ist es die Schüler auf die mündliche DSD2-Prüfung vorzubereiten und dabei sind schon echt tolle Diskussionen zu Themen wie Globalisierung, Schule der Zukunft oder Stereotyp Männlichkeit entstanden. Außerdem durfte ich schon Vorträge über Brandenburg und Berlin halten, was mich besonders gefreut hat. Meine Lehrerin lässt mir dort viele Freiheiten und so konnte ich den Schülern eine persönliche Sicht auf meine Heimat geben.

Die neue Corona-Situation hat mich natürlich nicht ohne Bedenken gelassen. Denn durch das Schließen von Bars & Co wird es immer schwieriger Leute kennenzulernen. Ich habe über die letzten Wochen zwar ein paar neue Menschen kennengelernt, jedoch verlassen die meisten Riga aufgrund der neuen Situation. Aber ich will den Beitrag nicht so negativ beenden, denn ich bin absolut positiv gestimmt. Es ist zurzeit keine Option für mich nach hause zu fahren, denn es geht mir gut. Ich werde in der nächsten Zeit die Museen (die übrigens noch offen haben) unsicher machen, Coffee to go trinken, fotografieren, die Zeit mit den anderen genießen solange sie noch da sind und natüüüürlich an meinem Blog weiterarbeiten :)

post

Heute hier, morgen da

Samstag, 24/10/2020

Der erste Blogeintrag – viel zu lange hab ich mir Gedanken über ihn gemacht und letztendlich zählt doch nur eins. Ich kann berichten: es geht mir gut. Sehr gut sogar. Wie heißt es so schön: aller Anfang ist schwer. Und so war es auch bei mir. Gerade noch feiert man in der Heimat seinen Abschied, schon sitzt man im Flieger ins Ungewisse und findet sich in der Fremde wieder. Der Abschied von zuhause, Freunden und Familie war schwer. Ich habe die ersten Tage in Riga zuhause sehr vermisst. Zu akzeptieren, dass sich die Welt zuhause weiterdreht, nur ohne mich, war nicht so ganz leicht. Statt dem ruhigen Stadtleben gab es auf einmal Sirenengeheul in der Nacht, Dill-Chips im Supermarkt (die nebenbei erwähnt wirklich nicht meins sind), unglaublich schöne Architektur und so viel mehr Neues. Und so saß ich während der 10-tägigen coronabedingten Selbstisolation oft stundenlang auf dem Fensterbrett und hab die Stadt auf mich wirken lassen. Durch die großen Fenster in meinem WG-Wohnzimmer hat man einen wunderschönen Blick über Riga und mit der Zeit wurde mir dieses fremde Riga Stück für Stück vertrauter. Und irgendwie vergingen die Tage dann doch schneller als gedacht.

Erst seit wenigen Tagen ist meine Selbstisolation vorbei und mittlerweile habe ich Riga durch Spaziergänge und ein paar Besuchen in Bars besser kennengelernt. Ich kann Straßennamen zuordnen, weiß so ungefähr, wo ich was im Supermarkt finde und hab meiner Schule (zumindest von draußen) schonmal einen Besuch abgestattet. Außerdem konnte ich endlich die anderen Freiwilligen kennenlernen. Zwar kannten wir uns schon über unser Vorbereitungsseminar auf Zoom, Schreiben über WhatsApp und Co ein wenig, doch es ist definitiv schöner die Menschen persönlich zu sehen, als über eine kleine Kachel im Laptop. Ich fand echt toll, wie gut wir uns alle auf Anhieb verstanden haben. Ich meine, wir sitzen ja alle im selben Boot. Bei guten Cocktails, Altstadt-Spaziergängen und Kartenspielen wurden sofort wichtige Dinge geklärt z.B., dass es natürlich Pfannkuchen und nicht Berliner heißt, was die Nicht-Brandenburger/Berliner vehement dementierten haha. Ich war so froh, endlich etwas zu „erleben“, denn außer Menschen beobachten und Filme gucken, hatte ich bisher nicht allzu viel gemacht. Ich wohne zwar in einer WG, jedoch sind meine Mitbewohnerinnen noch nicht in Riga und somit war es auch mal toll Menschen um mich rum zu haben!

Meine Arbeit in der Schule startet erst kommenden Montag. Wobei man nicht wirklich von „in der Schule“ reden kann. Coronabedingt findet der Unterricht leider online statt. Aber egal, es tut gut zu wissen, dass es endlich losgeht. Ich werde mit Schülern der 12. Klasse für das deutsche Sprachdiplom üben und bin schon ein wenig nervös. Schließlich sind die Schüler/innen ungefähr in meinem Alter. Ansonsten steht für die nächsten Tage ein Besuch bei IKEA an, weil ich mein WG-Zimmer noch ein wenig aufhübschen muss :)

Ich hab jetzt so langsam verstanden, wie der Blog hier funktioniert. Also hoffe ich mal, dass der nächste Blogeintrag nicht zu lange auf sich warten lässt!