Jaja, das liebe Dorfleben hat schon so seine Eigenheiten. Welche Erfahrungen und Erlebnisse ich damit gemacht habe, will ich hier nun kurz niederschreiben:
- Zunächst mal: In einem Dorf wie Montecarlo kennt jeder jeden. Wenn man sagt, wo man wohnt, kennt so gut wie jeder die Straße, die Nachbarn und auch meistens noch verrückte Stories über Nachbarn. Da jeder jeden kennt, läuft auch die Gerüchteküche hier rund: Wenn A etwas passiert und er das B erzählt, erzählt dieser es wiederum zu hause und schwupps – weiß es das ganze Dorf…Denn, auch das ist wichtig:
- die Familien sind groß! Ich habe noch kein Ehepaar getroffen, dass keine Kinder hat und meistens bleibt es auch noch bei einem Kind, sondern eher 3-4 sind die Regel. In den vorherigen Generationen waren es noch mehr Geschwister – zweistellige Zahlen waren durchaus normal, ich habe auch schon von 18 Geschwistern erzählt bekommen. Diese großen Familien führen zum Einen dazu, dass sich innerhalb des Dorfes und zwischen den Familien viele Verbindungen ergeben, denn, wenn man Anfang/Mitte 20 ist und noch in Montecarlo lebt (also nicht in die Großstadt, z.B. nach Posadas, Cordobá oder Buenos Aires, gezogen ist) dann heiratet man auch. Zum Anderen war es für Lena und mich immer ein lustiges „Spiel“, wer der Bruder oder die Schwester zu wem ist, denn die Kinder gehen alle in dieselbe Schule und wenn man unterschiedliche Klassen unterrichtet, kann man durchaus seine Zeit mit dem „Geschwister-Raten“ vertreiben =)
- Was auch noch typisch für das Dorfleben hier ist, sind die Uhrzeiten bzw. was damit einhergeht. Zum Mittagessen, geht jeder (!) Schüler nach hause, wenn die Schule um 12.15 Uhr zu ende ist, dann ist ab 12.30 NIEMAND mehr an der Schule, sondern alle schon unterwegs nach hause. Ab ca. 13 Uhr sieht man dann auch kaum jemand auf der Straße, alle sind zu hause. Die Geschäfte (und auch die Supermärkte!!) haben lange Mittagspausen, meistens von 12.30 Uhr bis 16.30 Uhr…das hat mir auch schon den ein oder anderen nachmittäglichen Aha-Effekt beschert (wenn man mal wieder vor den verschlossenen Supermarkt-Türen stand)
- Zum Dorfleben gehört auch noch die Wochenendgestaltung: Entweder es sind Feiern oder Ball-Veranstaltungen der Dorf-Vereine (aber eher selten) oder man sitzt in einer der ungemütlichen und langweiligen Bistros (was ich bisher zum Glück nicht getan habe). Die Jugend jedenfalls trifft sich auf irgendeinem Parkplatz im Dorf, hört laute Musik von ihren Pick-ups oder Motorrädern, fährt mit eben diesen laut aufjaulend, reifen-quietschend und laut Musik „hörend“ die Hauptstraße auf und ab, trinkt dabei entweder Mate, Terere oder Alkohol und verbringt damit ihre Wochenenden…nunja, eine Wertung verkneife ich mir hier, ICH könnte allerdings so nicht leben…
Weiter geht es mit der nächsten Story aus „Everyday Life“ hier: Mein liebster Gast – Strom