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Hänschensccnitzel und andere Skurrilitäten

Wie man am Titel unschwer erkennen kann, erlebt mein Deutsch hier die ein oder andere Erschütterung bzw. Veränderung…Doch um es schön argentinisch zu halten: „Nicht aufregen, nur wundern“ – und diese Einstellung ist wirklich Gold wert hier, wenn man sie denn mal verinnerlicht hat oder hervorholt wenn es an solch einem guten Rat einfach Not tut.

Das Wochenende habe ich in Oberá verbracht, das ist mit dem Bus 3 Stunden von Montecarlo weg, auf der Landkarte aber irgendwie nur ein kleiner Hüpfer…was vielleicht auch daran liegen kann, dass der Bus auf seiner Route anhält, wenn jemand sagt, er möchte aussteigen oder einsteigen, völlig egal, ob das Innerorts oder Außerorts ist, ob es eine Bushaltestelle oder überhaupt eine Haltebucht gibt.

Jedenfalls sind Lena und ich am Freitag mit einer Schulklasse nach Oberá gestartet. Nach einem Kurzbesuch im Parque de las Naciones, in dem, in der „Immigranten-Hauptstadt“ Oberá, von vielen Einwandererländern ein typisches Haus steht (das Deutsche gibt’s unten mal als Beispiel – für die kulturweit-ler sei hier auf „Anti-Bias“ hingewiesen 😉 ging es dann zu einem Vogelpark und anschließend zu einem „Centro Zootoxicoligo“. Während der Vogelpark noch wirklich viele schöne Vögel zu bieten hatte, war es bei der Reptilien- und Amphibienschau im Centro Zootox.. endgültig vorbei mit meinem Verständnis für geringen Tier- und Artenschutz aufgrund von Geldmangel. In diesem Centro wurden 2 Meter lange Schlangen in Gefäßen mit einem halben Quadratmeter gehalten! Oder auch gerne ein Krokodil von knapp 2meter Länge in einem 6 Quadratmeter großen Gehege…oder – ach ich könnte ewig so weiter machen, weiterer Höhepunkt war vielleicht noch eine tote bzw. verbrannte Landschildkröte die einfach im Gehege vor sich hinvegetierte und drum herum die anderen, lebenden Landschildkröten weiterlebten…also in Deutschland hätte ich sofort Greenpeace angerufen, dass der Laden dicht gemacht wird, hier habe ich mich lieber davor gehütet eine dicke Lippe zu riskieren und mich stattdessen dafür geschämt diese Tierquälerei mit 5 Peso Eintritt auch noch unterstützt zu haben…aber was will man machen, wenn man mit einer Schulklasse unterwegs ist…immerhin kann ich mir jetzt hier im Blog ein wenig Luft dazu verschaffen. Danach ging es für die Schüler noch in einen „Hochseilgarten“, kleine Anmerkung dazu: TÜV oder sowas gibt’s hier natürlich NICHT…also immer gut selber mit schauen, wo man hinläuft und wie das mit der Sicherung aussieht…für die Schüler war es sicherlich eine tolle Abwechslung für Lena und mich bedeutete es einfach mehrere Stunden abzusitzen.

Doch als Anna, die in Oberá ihr halbes Jahr verbringt, sich bei uns meldete „ergriffen wir die Flucht“ und fuhren ins Zentrum. Nach kurzer Besichtigung ihres kleinen, schicken und vor allem praktischen und zentrumsnahe gelegenen Zimmers ging es zum Abendessen in die „Großstadt“ Oberá…Großstadt im Vergleich zu Montecarlo, weiterhin „Kaff“ im Vergleich zu Stuttgart…aber der Abend wurde dann doch sehr entspannt und lustig. Vorher allerdings waren wir noch in einer Bäckerei/Café, die endlich mal an europäische Standards erinnerte: Moderne Einrichtung, bequeme Sitzmöbel (ehrlich – ich habe hier noch auf KEINEM bequemen Stuhl gesessen, mein Rücken dankt es mir..), WLAN, leckere Konditorprodukte und vor allem: frisch gemahlener, schmackhafter Kaffee…welch eine Wohltat!

Am nächsten Morgen wurde ausgeschlafen, gechillt und irgendwann fürs Mittagessen eingekauft, dieses gekocht (Spaghetti Bolognese) und so weiter und so fort…wir entspannten einfach zu dritt und redeten über dies und das…am Abend wollten wir dann eigentlich mit den spanischen Studenten, bei denen Anna als Assistentin im Deutsch-Unterricht ist, weg gehen, doch unsere Kondition hielt gerade mal so lange bis die Argentinier gerade anfingen etwas Trinken zu gehen – in dieser Hinsicht sind wir wohl immer noch ziemlich europäisch…

Am Sonntag wurde ebenfalls wieder ausgeschlafen, fürs Frühstück eingekauft…..und um 14 Uhr ging es dann schon wieder auf den Nach-Hauseweg…

In Montecarlo angekommen brannte das Interesse an den Wahlergebnissen in Deutschland unter den Nägeln, doch als endlich „DW-TV“ auf der Mattscheibe war, lief irgendeine blöde Dokumentation über Berlin und Fußball…naja, eine knappe Stunde später war ich dann auf dem aktuellen Stand, und weitere 3 Stunden später lief sogar noch „Anne Will“ und jetzt weiß ich, dass Deutschland die nächsten 4 Jahre wohl von Schwarz-Gelb regiert wird, einer Option mit der ich sehr gut leben kann, auch wenn es für meinen insgeheimen Wunsch leider nicht gereicht hat, und die Piraten nicht ins Parlament gekommen sind…morgen wird erst mal noch ein wenig im Netz gelesen, denn die Meldungen der Deutschen Welle waren ungelogen jede Stunde dieselben!

Morgen steht mal wieder richtig viel auf dem Programm, zum Beispiel der 1. eineinhalb Stunden Spanisch-Unterricht und davor die Vorbereitung zum Tag der Deutschen Einheit, deshalb jetzt – ab in die Heia!

Aber hierzu noch ein Hinweis: Das Wetter hier ist momentan schlimmer als bei uns im April: Am Freitagmorgen bin ich fröstelnd und bibbernd aus dem Hause, auf dem Weg zum Treffpunkt kondensierte mein Atem, so ar**hkalt war es und heute ist es so unglaublich schwül, dass Duschen einfach total nutzlos ist und man lieber die Sachen vollschwitzt, die man anhat…unglaublich einfach…
UPDATE von heute morgen: Die Nacht über habe ich bis ca. 3 Uhr geschwitzt wie sonst noch was, dann hat es geregnet und gestürmt wie in der Sintflut und heute morgen ist es wieder herbstlich kühl – kann mir das vielleicht mal jemand erklären????

So…zum Abschluss wieder die übliche Bilder-Galerie mit Bildern der letzten Tage, durch eines der Bilder erklärt sich auch der Blog-Titel 😉

Ich habe den Grund für die Überschrift ganz vergessen:
Dies hier ist das Speiseangebot des Deutschen Hauses im Parque de las Naciones…der Rest erklärt sich von selbst…ich jedenfalls lag am Boden vor Lachen =)

Speisekarte des Deutschen Hauses in Oberá

Speisekarte des Deutschen Hauses in Oberá

Post aus der Vergangenheit

Wenn dieser Blogeintrag online ist, ist es schon annähernd 4 Tage her, dass er geschrieben wurde…Das liegt daran, dass er am Donnerstag abend entstand und von Freitag bis Sonntag in Oberá weilte (Dazu kommt auch noch ein Blogeintrag). So langsam geht die Schnupperphase zu Ende und die Arbeit in den verschiedenen Aufgabengebieten beginnt.

Zum Einen bedeutet das für mich, dass ich im Sport-Unterricht mithelfe und zum Beispiel einen Teil der Klasse beim Fußball oder Völkerball spielen beaufsichtige, damit die Sportlehrerin mit der anderen Hälfte „arbeiten“ kann. Aber auch, dass innerhalb von 2 Wochen eine kleine Ausstellung anlässlich des 3. Oktobers auf die Beine zu stellen ist. Die deutsche Konsulin aus El Dorado reist dazu extra am 5.10. an unsere Schule und die Aufgabe besteht jetzt darin, diese Ausstellung zu organisieren. Das geht von der Einladungs-Gestaltung über die Suche nach Themen für die Plakate und Präsentationen der Schüler bis hin zu möglichen kleinen Snacks die zur Ausstellung gereicht werden. Die Arbeit mit den Schülern ist dabei relativ zäh, wobei man merkt, dass schon ein großes Interesse an einem aktuellen und modernen Deutschland-Bild besteht. Die Geschichtsthemen wurden von den Schülern nicht nachgefragt, und auch die Künste, die ich bisher in Montecarlo nicht entdeckt habe, wurden von den Schülern nicht vorgeschlagen. So fehlte zum Beispiel „moderne deutsche Literatur“, „Kino-Filme“, „Architektur“ und „berühmte Persönlichkeiten“ völlig. Den Renner machten dagegen Themen wie „Bier“, „Tourismus/Sehenswürdigkeiten“, „München“, „Berlin“ oder „deutsche Rock-Musik“…bis Montag sollen die Schüler jetzt Infos sammeln und dann hoffe ich, dass jede Gruppe immerhin ein Plakat zusammenbekommt…

Nach dem Treffen mit den Deutsch-Lehrern der Schule zeichnet sich auch immer mehr ab, wo wir eingesetzt werden. So werden Lena und ich einen „normalen“ Deutsch-Konversations- und einen Konversations-kurs für die Austauschschüler, die im Dezember nach Deutschland gehen, halten (müssen =).

So langsam beginne ich, mich in Montecarlo auszukennen, heute ging es (dank freiem Nachmittag) zuerst zum Mehrfachsteckerleiste-Kaufen und dann in den Supermarkt endlich einen Schreibblock kaufen. Dabei lief mir folgender „Keks“ über den Weg…gekauft und ausgepackt sah er dann so aus:

"Super-"Keks

"Super-"Keks

Fragt mich bitte nicht, wie viele Kalorien das Teil hat, zu meiner Verteidigung kann ich sagen, dass ich nochmals zum Elektroladen laufen musste, weil die erste Steckerleiste nicht funktionieren wollte…Die Verkäuferin (die „natürlich“ auch Deutsch konnte und mir stolz ein Bild ihrer Tochter in „Bild der Frau“ zeigte, da ihre Tochter als Bedienung im Münchner Hofbräuhaus arbeitet) meinte nur: „Jetzt hast du „Industria Argentina“ auch mal kennengelernt“…was soll ich dem noch hinzufügen…

…vielleicht, dass das mit dem Internet zuhause trotz etlicher Anrufe meiner Gastschwester Noélia immer noch nicht besser aussieht, da sich die Hotlines gegenseitig die Kompetenz zuschieben und nix vorangeht…naja, bis Weihnachten haben wir ja noch Internet in der Schule (unter der Woche zumindest)

Und noch ein letztes, bevor es höchste Zeit fürs Bett wird, immerhin ist jetzt schon 22:37 Uhr und morgen klingelt um 5 Uhr der Wecker (!!):

Meine Gastmutter Christina hat doch tatsächlich am Mittwoch Spätzle aus einer Spätzlepresse gemacht. Dazu gab es eine Art Gulasch und gebratene Manioka…es war herrlich – und die Spätzle wie daheim von meinem Papa gemacht 😉 totaal lecker…ein Beweisfoto musste natürlich auch gleich sein:

Selbstgemachte Spätzle =)

Selbstgemachte Spätzle =)

So…morgen geht’s übers Wochenende nach Oberá…ich freu mich drauf und gut n8…