Logbuch Eintrag 1

Hier bin ich jetzt also: in der technisch progressivsten Stadt Europas. Ob mir das noch großartig etwas bringen wird, weiß ich jetzt noch nicht zu sagen. Insgesamt gehe ich in dieses Jahr mit geringen Vorstellungen. Ich weiß nicht was mich erwartet und diesen Gedanken finde ich persönlich so schön, dass ich mir gar keine Vorstellungen machen möchte. 

Bisher war der Freiwilligendienst für mich nur das Vorberetiungsseminar am Werbellinsee bei Berlin. Seitdem bin ich nun also kritisch weiß, ich bin mir meiner Privilegien bewusst und suche bei gegernderten Worten wie Trainer*innen nicht mehr die Fußnote für das Sternchen. Dementsprechend würde ich die Vorbereitung als einen Erfolg auf ganzer Linie bezeichnen. 

Wobei ich dort ein wenig einlenken muss. Denn als ich hier nun ankam und erschreckend feststellen musste, dass ich nicht mal Danke auf Estnisch (Tänan) sagen kann war es mir schon dezent unangenehm und ich wünschte ich hätte mehr Zeit in meine sprachliche Vorbereitung gesteckt. Aber ich hatte meine Gründe: Meine Großeltern haben mir ein Wörterbuch geschenkt und die ersten Seiten mit Begrüßungen habe ich meines Achtens mit Bravour erledigt bis eine Seite kam, auf der die Überschrift “DIE 14 FÄLLE” prangte. Da hab ich das Büchlein erschrocken zugeschlagen und beäuge es seitdem mit einem schlechten Gewissen. Angefasst habe ich es nur, um es einzupacken (und jetzt im Nachhinein zu schauen, wie Danke übersetzt wird).

Für dieses Wochenende habe ich noch keine großen Pläne, außer mit meinem Tallinn Reiseführer wie der letzte Tourist durch die Stadt zu wandern, die ich vermutlich bis zum Ende meines Freiwilligendienstes ein Zuhause nennen kann. Soviel zu den Erwartungen. 

Viel mehr weiß ich nun nicht zu berichten. Im Grunde ist es auch nur meine Art meiner Familie und meinen Freund*innen zu sagen, dass ich heil angekommen bin. Bin ich. 

Liebe Grüße aus Tallinn von Thekla 

*es wird das vermutlich nicht wieder vorkommen, dass hier gendere, aber ein wenig muss ich den Kulturweitspirit mit mir forttragen.