Logbuch Eintrag 5

Während ich gerade gespannt dem Spiel FC Köln gegen den einzig wahren SV Werder Bremen zuhöre, kamen mir einige Gedanken zu den letzten und bevorstehenden Wochen. Hier sind nun erstmal Ferien. Eine Woche frei? Nicht so ganz und das habe ich mir selbst zuzuschreiben.

Als ich vor einigen Wochen bei einer Ausstellungseröffnung in der Nationalbibliothek war, kam mir die Idee, man könne ja einen Projekttag an meiner Schule machen. In der Schule vorgeschlagen, von Begeisterung erschlagen, Ausstellung organisiert. Aber über die Ausstellung hinaus (wegen der ich in den Ferien zur Schule muss, denn die hängt sich ja nicht von allein in den Flur), haben wir nun auch einen Vortrag eines estnischen Historikers und ein Grußwort des deutschen Botschafters.Whop Whop. Im Grunde hatte ich nur die Idee und der Rest hat sich dann so Hinplätschernd ergeben. Zu meinem Glück.

Ansonsten fand natürlich der normale Unterricht statt, wobei sich das nach den Ferien auch ein wenig für mich ändern wird. Denn dann (weshalb ich noch einen zweiten tag in den Ferien zur schule gehen werde) helfe ich einer jungen Kollegin beim Deutsch-Geo Unterricht und vernachlässige den reinen Deutschsprachunterricht. Da es keinen Lehrplan in Estland für dieses Fach gibt, ist es unfassbar viel Arbeit für sie und bevor der Unterricht nicht mehr angeboten werden kann, spring ich ein. Ich, die ab der zehnten Klasse Geo sehr bewusst abgewählt hat. Aber ich fuchs mich da schon rein.

Estnisch läuft auch soweit. Auch wenn die Fälle mir ein wenig Schwierigkeiten bereiten. Im Sprachkurs hatten wir beim letzten Mal eine Diskussion ob es nun: „das gelbe Haus des Mannes“ oder „das Haus des gelben Mannes“ heißt. Ich schwöre, es sieht alles gleich aus.

Aber nun zurück zum Fußball. Vor zwei Wochen war ich mit einigen Freund*innen beim Länderspiel Estland gegen Bosnien Herzegowina (1:2). Ich unterstützte, trotz abfallender Zehennägel wegen der Kälte, mit ganzen Herzen meine Esten, da aber die zwei Tore für Bosnien, die am Ende zum Sieg dieser führte von Harjovic einem Bremer geschossen wurden, war ich im Großen und ganzen mit dem Ergebnis zufrierenden.

Das war dann auch schon wieder alles von mir.

Eure Thekla aus Tallinn

Logbuch Eintrag 4

Meine nicht vorhandene Motivation in den letzten Wochen wird mir nun zum Verhängnis. Ich habe einiges zu berichten.

Nicht nur habe ich in der letzten Woche die ersten eigenen Stunden des Deutschunterrichts übernehmen dürfen, nein einiges mehr. Wir haben jetzt auch unsere Heizung ab und zu an.

Aber nun zu den vermutlich interessanteren Themen. Wir hatten hier in Tallinn die Finalwoche des Wettbewerbs Jugend debattiert international. Unglaublich mit anzuhören, auf welchem Niveau manche Schüler*innen Deutsch als Fremdsprache beherrschen. Sie debattieren zum Teil sogar besser als manch deutscher Schüler.

Wie alle deutschen Freiwilligen wurden wir natürlich auch zum Tag der deutschen Einheit in die deutsche Botschaft eingeladen. Ich verließ die Veranstaltung jedoch nach einer knappen Stunde wieder, da ich meinen ersten Sprachkurs-Unterricht hatte. Es ist unfassbar angenehm mein Gehirn mal wieder ein wenig zu fordern.

Einen Tag später hatte ich jedoch die Möglichkeit bei einer Austellungseröffnung in der estnischen Nationalbibliothek ein paar kurze Worte mit dem Botschafter zu wechseln und ein paar Ideen mit seinen Mitarbeitern bezüglich eines möglichen gemeinsamen Projektes auszutauschen. Alles sehr charmante Leute.

Ansonsten genieße ich mein Leben hier. Klar vermisse meine Familie und meine Freunde, aber es ist einfach mega cool nach 21 Uhr zu sagen: “oh verdammt! Ich muss noch einkaufen”. Und dann legt man so erwachsene Dinge wie Milch und Brot und Friteusenfett in den Korb. Ein wahnsinnig gutes Gefühl.

Das soll es aber auch schon wieder gewesen sein von mir.

Nägemist

Eure Thekla aus Tallinn