Vor Kurzem konnte ich endlich das sehnlich erwartete Weihnachtspaket meiner Eltern bei der Post abholen. Juhuu! Grund genug, die zwei Wochen Winterferien, die leider mittlerweile fast um sind, zur verlängerten Weihnachtszeit zu erklären. (Irgendeine Ausrede braucht man ja, um den ganzen Tag Kekse und Schokolade zu futtern.) Und jetzt sitze ich in meinem Zimmer, esse Original Nürnberger Oblaten Lebkuchen von Edeka-Eigenmarke* und versuche zu beschreiben, wie Weihnachten in der Mongolei ist.
Das ist gar nicht so leicht, denn eigentlich gibt es Weihnachten hier gar nicht. Das Land ist Schamanistisch-Buddhistisch geprägt und Jesus ungefähr so wichtig wie Gebetstrommeln in Deutschland. Stattdessen wird im Februar das Neujahrsfest цагаан сар (Tsagaan Zar) gefeiert, was soviel wie „Weißer Mond“ heißt. Da kommt dann die ganze Familie zusammen, es werden Geschenke verteilt und es wird gegessen und getrunken.

Mittlerweile ist der Weihnachtskommerz aber auch hier angekommen. Das kann man finden, wie man will.
Der Weihnachtsbaum -aus Plastik- heißt Neujahrsbaum und die Geschäfte und Straßen sind gleichermaßen mit „Merry Christmas“- und „2015“-Schriftzügen dekoriert. Dem russisch-sovietischen Einfluss des letzten Jahrhunderts ist es zu verdanken, dass sich der gesamte Weihnachtsfeiereitrubelkitsch auf Sylvester umgelagert hat. Der Einsatz von Lametta (nicht nur für den Baum) und bunten(!) Lichterketten ist dadurch aber eher noch gewachsen. Im State Department Store, dem zentralen Kaufhaus, wurde eine große Dekoabteilung mit Plastiktannenkränzen, knallgrünen oder kunstschneebedeckten Plastikbäumen, blinkenden Lichterketten, berüschten Weihnachtskugeln und allerlei anderen verzierten Gebilden zum Aufhängen eröffnet, frei nach dem Motto: je mehr Glitzer, desto besser!
Daneben gab es in den Läden eine ganze Reihe Weihnachtsleckereien: Herzen-Sterne-Bretzeln, gefüllte Lebkuchen, Schokoweihnachtsmänner und Gummibärchen mit Nikolausmütze, allesamt importiert aus Deutschland. (Noch so eine Sachen, bei der ich nicht weißt, wie ich sie bewerten soll.) Ich habe sogar einen Adventskalender mit Schokotäfelchen gefunden, er kommt aus Tschechien. Außerdem gab es wohl eine Ladung mit Marzipankartoffeln – leider auf der langen Reise schlecht gelagert und platt wie Kartoffelpuffer. Der Geschmack ist jedoch geblieben.

Wie sah also meine Weihnachtszeit aus, abgesehen davon, dass ich auf erstaunlich wenige essbare Weihnachtstraditionen verzichten musste? Nun, ich musste arbeiten. Wobei in der letzten Dezemberwoche der Unterricht hauptsächlich aus Neujahrsfeiern bestand. Das ließ sich sehr gut aushalten. Nebenbei hatte ich genug Zeit mich mit den anderen Freiwilligen in UB und ein paar weiteren Freunden zu treffen, zu essen, auf dem Sofa rumzuliegen, ins Kino zu gehen und die Berge im Süden von UB zu erwandern. Es war also fast wie mit der Familie in Deutschland. Dazu kam dann noch, dass ich zum ersten Mal in meinem Leben auf Skiern stand. 30km südöstlich von UB gibt es das Sky Resort mit präparierten Abhängen. Ohne würde der Schnee nicht ausreichen. Definitiv einen Ausflug wert!


Dann war das Jahr auch schon vorbei. Auf dem Suhkbaatar bzw. Chinggis Square, dem zentralen Platz, versammelten sich um Mitternacht die Menschen, trotzten gemeinsam der Kälte und bewunderden das Feuerwerk. Anders als in Deutschland kann man hier als Privatperson keine Böller und Raketen kaufen. Eigentlich gut, so wird einem das alljährliche „wer hat das größte, bunteste, lauteste?“ erspart.


Es geht eher darum, „wer hat am meisten angezogen und friert am wenigsten?“. Wobei ich mittlerweile gelernt habe, dass diese zwei Sachen nicht unbedingt etwas miteinander zu tun haben. Anscheinend haben viele Mongolen eine eingebaute Heizung. Wie sonst können sie bei über -20°C ohne Handschuhe aus dem Haus gehen und ihre Finger lediglich in der Jackentasche vor der Eiseskälte schützen? Es ist und bleibt mir ein Rätsel. Dabei laufe ich mittlerweile, wenn es „nur“ etwa -10°C sind, selber mit dünnen Stulpen in den nächsten Supermarkt. Dort ist es sowieso überheizt.
Ansonsten gilt, Fotos sagen mehr als tausend Worte (und tausend waren es bestimmt trotzdem schon):














