[Liebe Leute, das sieht hier nicht jeden Tag so aus. Ich habe auch einen Arbeitsalltag, doch ist er schon genau das mittlwerweile, ein Alltag und es passiert soviel, dass ich gar nicht weiß, wann ich alles aufschreiben soll. Deshalb schon wieder ein Post über Wochenendvergnügen, irgendwann gibt es dann auch mal einen Alltagsbericht. Irgendwann…]

Der 19. Oktober (der letzte Tag meines Teenagerdaseins) stand ganz im Zeichen des Pferdes. Zusammen mit den anderen Freiwilligen aus UB schloss ich mich einem organisierten Ausflug aufs Land an. Mit dabei waren auch noch weitere Expats* und es war wie erwartet touristisch, aber trotzdem sehr sehr schön.
Auf dem Programm stand zuerst die Besichtigung eines Fohlenrennens, danach ging es noch in den Hustai Nationalpark um Przewalski Wildpferde zu sehen.



Sonntagmorgen, 7 Uhr Ortszeit: Ein Anruf weckt mich, glücklicherweise. Meine 10 Wecker habe ich allesamt erfolgreich ignoriert (ungelogen). Aufstehen und Fertigmachen im Schnellverfahren. Wie sich später herausstellte völlig überflüssig. Geplante Abfahrt war zwar 8 Uhr, jedoch kam der Fahrer ca. 1 Stunde später. Egal, kein Grund zur Aufregung, wir sind hier in der Mongolei. Hauptsache er tauchte überhaupt auf. Mittlerweile bin ich bei solchen Gelegenheiten, die leider recht häufig sind, sehr gelassen. Um ehrlich zu sein, bin ich selbst nicht anders und habe meine chronische Zuspätkommerei, unter der mein Umfeld in Deutschland leidet, noch um mongolische Ruhe erweitert.
Zurück zu den Pferden: nach etwa 2h Fahrtzeit stiegen wir in der Näher einer kleinen Stadt aus. Um uns herum geschätzt über 500 Pferde. Genaue Angaben sind mir nicht möglich, es waren auf jeden Fall Pferde bis zum Horizont. Hirten hatten aus den Herden 108 Fohlen (eine bedeutende buddhistische Zahl) gefangen und in einer langen Reihe angeleint. Der Plan war, die erwachsenen Tiere an das andere Ende der Ebene zu treiben, die Fohlen loszumachen, und zuzusehen welches am schnellsten zu seinen Artgenossen rennen würde.






Bevor das eigentliche Rennen jedoch startete, erfolgte erstmal eine längere Wartezeit. Die berittenen Hirten beeindruckten mit kleinen Wettbewerben ihrer Kunst, u. A. ging es darum im vollen Galopp ihre Fangstäbe vom Boden aufzuheben. Das sind lange Holzstäbe, an denen vorne eine Schlinge befestigt ist und mit der Tiere ähnlich wie mit einem Lasso eingefangen werden können. Wir warteten und froren vor uns hin. Ich war fasziniert, mit welcher Selbstverständlichkeit die Reiter auf ihren Pferden saßen und wie natürlich ihre Fähigkeiten aussahen.




Irgendwann war es dann soweit, die Fohlen wurden losgemacht und das Rennen begann. Leider ging der Plan nicht ganz auf. Anstatt auf schnellstem Wege zu ihrer Herde zu galoppieren, verwechselten sich wohl einige Fohlen mit Kälbern und rannten geradewegs zu einer Gruppe von Kühen, die auch in der Nähe herumstand. Große Aufregung. Eine australische Expat fasste es treffend zusammen: „My god, what did we expect? I mean, we´re betting on baby horses, what could possibly go wrong?“.
So ist das nunmal, wenn die Herden frei durch die Steppe ziehen und Zäune so häufig wie Telefonzellen sind, oder wie Asphaltstraßen – extrem selten.



Ortswechsel: Hustai National Park. Es war mittlerweile Abend geworden und als wir nach einer weiteren vielleicht zweistündigen Busfahrt am Ziel ankamen, war die Dämmerung schon hereingebrochen. Als in der Ferne die ersten Przewalski Pferde ausgemacht wurden, gab es einige Verwirrtheit: „Deshalb sind wir hier? Was sind das eigentlich für besondere für Pferde? Wann geht’s zurück nach UB?“
Zur Erklärung: Przewalskis (oder auch Tahkis) gelten als Urahnen aller heute bekannten Pferderassen. Sie sind die einzige noch existierende Wildpferdeart in der Welt. In den 1960ern in freier Wildbahn ausgerottet, wurden in den letzten 20 Jahren wieder mehrere Herden in der mongolische Steppe angesiedelt. Heute leben etwa 300 Tahkis in der Mongolei und weitere 1500 in Zoos weltweit. In Deutschland gibt es mehrere Naturreservate zur Arterhaltung.
Ich habe mich gefühlt, wie im Biobuch aus der Schule.



Das Ganze wurde noch von Szenen aus Asterix und Obelix ergänzt. Ein heller Lichtstrahl der untergehenden Sonne strahlte senkrecht in die Höhe. Es sah aus, als ob Miraculix hinter dem Hügel einen Zaubertrank brauen würde.

Wer noch mehr über die Pferde und auch über die Fahrt mit den anderen Expats* lesen möchte, sollte sich Jakobs Beitrag anschauen.
*für einen längeren Zeitraum im Ausland arbeitende Person, die meist von einem Unternehmen in ihrem Heimatland entsandt wurde