Schnee in der Steppe

Wie bereits berichtet, hatte der ZfA*-Fachbereichsleiter der Mongolei, Matthias Bückert, zu einem Seminar für alle Deutschlehrer aus der Mongolei geladen, zu dem auch die derzeitigen kulturweit-Freiwilligen des PAD** eingeladen waren.

Das Seminar sollte am letzen Septemberwochenende in Darkhan an der Fremdsprachenschule Soyuz/ Schule 27 stattfinden. Darkhan liegt etwa 230km nordöstlich von UB und streitet sich mit der Stadt Erdenet darum, wer zweitgrößte Stadt in der Mongolei ist. Die Rede ist von 50.000-80.000 Einwohnern. Als Erinnerung: UB hat ca. 1,5 Mio Einwohner. Ach ja, die Provinzler…
Haha, ich habe mich mittlerweile in UB recht gut eingelebt.

Aufgrund der für die Mongolei doch beachtlichen Größe Darkhans fährt jede Stunde ein Bus. Es ging also für mich nach dem Lehrersportfest zusammen mit Stefan (deutscher Deutschlehrer), Birgit (deutsche Theaterpädagogin für ein paar Wochen an der AvH) und zwei weiteren mongolischen Deutschlehrerinnen in den Bus. Mit dabei waren auch die Freiwilligen Jakob und Kathrin sowie Lehrer ihrer Schulen. In Darkhan trafen wir dann auch auf Sarah, die für 6 Monate an einer Schule in Erdenet ist.

Noah and the Whale – Instrumental I

Die Fahrt dauerte fast viereinhalb Stunden. Zuerst ging es noch gut voran auf asphaltierter Straße, doch zwischendrin kamen immer wieder Pistenabschnitte…

DSCN7716k
Asphaltstraße
Piste (eine gute!)
Piste (eine gute!)
DSCN7703
aufgewirbelter Staub

Unterwegs konnte man vom Bus aus auch noch einen wunderschönen Sonnenuntergang über den Hügeln der Mongolei bewundern. Leider waren die Scheiben zu dem Zeitpunkt aber so dreckig, dass kein annehmbares Foto zustande kam.

In Darkhan angekommen bezogen die Lehrer als erstes ihr Hotel. Wir vier Freiwilligen schliefen die zwei Nächte bei Oyu, einer jungen Lehrerin der Schule 27 und Freundin von Kathrin.

Geplant war, den Abend gemütlich bei Bier und einem Abendessen ausklingen zu lassen, doch natürlich kam es ganz anders. Es war nämlich so, dass bei dem Hotel an jenem Abend eine Königsjurte eingeweiht wurde. Mit traditioneller Musik, traditionellen Ritualen und traditioneller Verpflegung. Der Besitzer scheute sich auch nicht lange uns fast 20 Leute einzuladen. So fand ich mich kurze Zeit später an einem Tisch wieder, voll mit mongolischen Spezialitäten, und in einer Jurte, voll mit außergewöhnlich prachtvollen Schnitzereien.

DSCN7730k
Airag, Vodka und ein Turm aus Gebäck, garniert mit Zucker, Käse und getrocknetem Quark
DSCN7735
In der Königsjurte (man beachte das Bärenfell)

Zuerst gab es einen Salat, der zur Hälfte aus Fleisch bestand. Danach folgten Buuz (Teigtaschen mit Fleischfüllung) und ein Teller mit Schafsfleisch und heißen, fettigen Steinen, die in dem Schaf mitgekocht werden und als Ritual in die Hand genommen werden. In die Hand nehmen ist aufgrund der Hitze nicht möglich, stattdessen tauscht man die Steine schnell von Hand zu Hand.

DSCN7733 DSCN7741

Es gab suutai tsai (Milchtee), airag (vergorene Stutenmilch) und Vodka (nach jahrzehntelangem russischem Einfluss auch „typisch“). Nebenbei kam immer wieder eine Kellnerin vorbei, um uns Mongolischen Vodka (Milchvodka) nachzuschenken. Er schmeckt sehr nach Pferd, ist aber erträglich, wenn man ihn direkt wegtrinkt. Von vielen kleinen Schlückchen rate ich ab.

Eine Band spielte mongolische Musik auf verschiedenen klassischen mongolischen Instrumenten. Außerdem wurde ein Knochenspiel gespielt, bei dem ein großer Haufen kleiner Knochen verwendet wird. Ich weiß leider noch nicht, wie es funktioniert. Mehrere Männer bewiesen ihre Manneskraft, indem sie versuchten einen größeren Knochen durchzubrechen. Dann wurde natürlich, wie schon früher beschrieben, vorgesungen. Jeder Tisch trug etwas vor. Eine Gruppe Mönche stimmte ein gebetähnlichen Singsang an. Unsere Gruppe entschied sich für „3 Mongolen mit dem Kontrabass“ („Chinesen“ wurde aus politischen Gründen kurzerhand umgedichtet). Die Gastgebergattin sang gleich mehrfach.

Es wurde ein fröhlicher Abend..

 

Am nächsten Tag wurde ich von Kathrin geweckt: „Es hat geschneit!!!“ Und das Ende September. Am Sonntag war dann auch alles schon wieder weggetaut. Zumindest dachten wir vorerst, dass der nächste Schnee noch etwas auf sich warten würde. Zu früh gedacht, wie sich herausstellte.DSCN7751DSCN7747k    DSCN7753

Das Seminar hat sehr viel Spaß gemacht. Es war eine gute Stimmung und schön, die Lehrer der verschiedenen Schulen einmal kennenzulernen. Außerdem hatten wir Freiwilligen viel Zeit uns über den ersten Monat auszutauschen, zu beratschlagen und gemeinsame Projekte zu überlegen, während die „Erwachsenen“ über den Deutschunterricht, anstehende Probleme, Prüfungen und das vergangene Jahr redeten. Mir tat besonders gut, einmal bewusst über die Situation an der Schule und im Gastland nachzudenken. Etwas das im Alltag oft zu kurz kommt. Wir hatten sogar Zeit, den Spielraum der Kindergartenkinder auszutesten. Und ich kann jetzt Origami-Herzen falten.

Am Sonntag ging es nachmittags schon wieder zurück nach UB. Der Bus war genauso schön wie der erste mit Gardinen, Trotteln und Sitzbezügen. Knallpink und lila.

Überlandbus
Überlandbus

 

Noah and the Whale – Stranger

Zuerst war die Landschaft hinter den Fenstern noch herbststeppen-grüngelbbraun. Doch plötzlich tauchten am Horizont die ersten weißen Hügel auf. „Hey, da liegt noch Schnee!“ – „Ja, in UB soll es richtig schneien.“ Es sah wunderschön aus. Ich freute mich wie irre und bekam fast ein bisschen Vorweihnachtsstimmung.

DSCN7758kDSCN7760 DSCN7766DSCN7773kDSCN7768k DSCN7772DSCN7770k

Ich frage mich nur, wie die Nomaden ihre weißen Jurten in einem Schneesturm wiederfinden.

 

 

*Zentralstelle für Auslandschulwesen; (Die Zentralstelle für das Auslandsschulwesen des Bundesverwaltungsamtes betreut im Auftrag des Auswärtigen Amts und unter Mitwirkung der Länder über 140 Deutsche Auslandschulen und 870 Sprachdiplomschulen personell, finanziell und pädagogisch. Die ZfA verstärkt die qualitätsorientierte Schulentwicklung und unterstützt die Gründung neuer Schulen mit deutschem Profil. Sie berät lokale Schulen beim Aufbau des Deutschunterrichts und bei der Einführung deutscher Schulabschlüsse nach internationalen Standards. #Quelle)

**Pädagogischer Austausch Dienst #Website des PAD

3 Gedanken zu „Schnee in der Steppe“

  1. deine Berichte sind einfach toll zu lesen und die Bilder beeindruckend!!! Weiterhin eine tolle Zeit und ach…….
    den Schnee und das kalte Wetter behaltet bitte bei euch!!!!!
    Liebe Grüße

    1. Der Schnee ist zum Glück lange schon wieder weggetaut. Also keine Sorge, ich kann euch nichts mehr vorbeischicken… vorerst zumindest. Genießt den warmen deutschen Oktober und das viele Grün um euch herum!! Liebe Grüße!

Kommentare sind geschlossen.