Steffen Möller und die Polen

Ohne Frage hat Steffen Möller, Autor des Bestsellers Viva Polonia, einen großen Einfluss auf das Bild, das die Deutschen von ihren Nachbarn haben. Umgekehrt ist es nicht anders. Doch wird dieses Bild der Realität gerecht?

Letzte Woche bin ich durch Zufall bei der Talkshow Markus Lanz gelandet, wo Möller Gast war. Gerade jetzt, zu Beginn der Europameisterschaft, möchte natürlich jeder Moderator einen Polen-„Experten“ in seiner Runde begrüßen dürfen. Steffen Möller ist vor 18 Jahren nach Polen ausgewandert und seitdem einer der bekanntesten Deutschen im Land. Da er mit seinem Kabarettprogramm, in dem er über deutsche Angewohnheiten herzieht, großen Erfolg hatte, wurde ihm angeboten, Schauspieler in einer populären polnischen Serie zu werden und sogar das Pendant zu „Wetten, dass…?“ zu moderieren.
Doch trotz der scheinbar langen Erfahrung ist das, was Steffen Möller bei Markus Lanz von sich gegeben hat, in meinen Augen alles andere als fachmännisch. Er, der den deutschen Kader nach Danzig begleitet hat, packte seine Spickzettel aus, die er eigens für die Nationalspieler angefertigt hatte. Darauf waren die für ihn wichtigsten Fakten und Floskeln versammelt, die er dann dem Publikum der Talkshow präsentierte. Doch weder den „größten Popstar“, noch den kleinen Dialog, in dem die Polen mal wieder als Meckertanten vorgeführt werden, kann man als aktuelle Informationen bezeichnen.

Schon in seinem Buch Viva Polonia hat Steffen Möller meiner Meinung nach genau die Klischees bedient, die man nun mal so über das Nachbarland hat. Ich hätte erwartet, dass er seine Ansichten mittlerweile „modernisiert“ hat.

Aber vielleicht ist es ja genau das, was die Deutschen hören wollen: Dass die Nachbarn genauso sind, wie man sie sich vorstellt.
Hoffentlich kann die Euro 2012 diesem Bild etwas entgegensetzen.

In der ZDF-Mediathek könnt ihr euch die Sendung anschauen:
http://www.zdf.de/ZDFmediathek/beitrag/video/1658096/Markus-Lanz-vom-7.-Juni-2012?setTime=2.04