Wie die Zeit vergeht

Hallo Ihr Lieben,

ich sitze wie schon so oft mit einer kalten Cola am Pool meines Lieblingshotels, lasse den Blick über den Fluss und die Salinen schweifen und genieße den Fakt, dass es erst kühle 30 Grad sind. Naja, die übrigen 10 Grad kommen im Laufe des Tages schon noch dazu.
Es ist mein letzter Sonntag im Land der Gastfreundschaft. In drei Tagen fliege ich

Wie bin ich denn hier gelandet?
Ich weiß noch genau, wie ich am 14. September das erste Mal durch Dakars Straßen gelaufen bin, reizüberflutet bis zum geht-nicht-mehr war und die nächsten Monate vor mir lagen wie eine riesige unbemalte Leinwand. Auf dieser Leinwand sind buchstäblich Staub, Schweiß und Tränen gelandet, aber auch unzählige Erlebnisse und Erinnerungen.

Die letzten zwei Monate seit meinem letzten Blogeintrag (…) waren nochmal ordentlich gefülllt. Weil Listen so schön einfach sind, hier eine Liste (danke wie immer für die Fotos, Clärchen):

 

Dakarbesuch

Meine liebe Freundin Hannah aus Wien hatte einen Landeskundeworkshop im Goethe-Institut organisiert, bei dem ich den Musikteil übernahm. Neben Mozart und Nena, erscholl auch schweizerisches Alphornblasen durch den Saal.
Den Rest des langen Wochenendes verbrachten wir vor allem mit essen, außerdem war ich endlich im Musée de la Femme (sehr gut!) und wir entdeckten einen neuen kleinen Strand. Von da spazierten wir über das Cap Manuel, den südlichsten Punkt der Stadt. Aus Versehen landeten wir im Militärgebiet, aber das war auch kein Problem und die spektakuläre Natur berechtigte sowieso jedes Abenteuer.

Plage Anse Bernard

Hübsches Militärgebiet

Landeskundeworkshop im Goethe

Musée de la Femme

„Comment est-ce que tu étais habillée?“

 

Toubacouta

Für einen Kurztrip bin ich nach Toubacouta gefahren. Dieser Ort liegt im Sine-Saloum-Delta. Vom Steg meines Hotels sind die Flussarme und Mangroven nicht nur wunderschön anzusehen, sondern geben auch Ruhe und eine fantastisch saubere Luft. Eine Kollegin Djibis, die in Toubacouta Deutschlehrerin ist, lud mich mehrmals zum Essen ein (Teranga!) und organisierte eine Bootsfahrt, die echt fantastisch war. Ansonsten sind Cocktails in der Hängematte ja nie eine schlechte Idee.

Mangroven

Baobabs auf der Muschelinsel

Désert de Loumpoul

Nach 11 Stunden und 6 Fahrzeugen (Moto – Bus – Taxi – Septplace – Taxi – Geländewagen) war ich endlich mit Clara und Franzi an dem wohl touristischsten Ort bis jetzt angekommen: In einem ziemlich luxuriösen Wüstencamp in Loumpoul. Wüste ist sehr untypisch im Senegal, aber aus irgendeinem Grund gibt es in der Nähe von Saint-Louis ein paar Hektar davon.
Genauso wie die ganzen französischen RentnerInnen fanden wir die weite Sandlandschaft auch wirklich beeindruckend. Den Nachmittag verbrachten wir mit Rumrennen und –rollen im Sand, abends gab es nach leckerem Essen im Gemeinschaftszelt dann Musik und Tanz am Lagerfeuer. In unseren mauretanischen (?) Zelten wurde es nachts sehr kalt, aber wir waren gut mit Decken ausgestattet und am nächsten Tag fit für unsere geleitete Wüstenwanderung. Sehr, sehr cool!
Danach kamen Franzi und ich noch zwei Tage in Johannas WG unter, in denen Erstere endlich mal auf den HLM-Stoffmarkt kam. Für das neueröffnete Musée de la Civilisation Noire hatten wir leider viel zu wenig Zeit, in dieses fantastische Museum muss ich unbedingt nochmal zurück.

(Nicht so) unendliche Wüste

Toubabis unterwegs <3

Brücke über die VDN in Dakar mit dem Monument im Hintergund

Musée de la Civilisation Noire

Popenguine

Nach beendeten FIT-Prüfungen (von den SchülerInnen, nicht von mir. Aber die Vorbereitung und Durchführung und die emotionale Investition zählen auch) ging es für mich wieder ans Meer. Im kleinen, aber sehr (!) feinen Strandort Popenguine mieteten meine Freundinnen und ich für vier Tage ein sehr nettes Airbnb. Nur eine kleine Treppe vom Wasser entfernt und mit einem Whirlpool (ohne Whirl, aber Pool trifft es auch nicht) auf der Terrasse, war unsere Zeit dort überaus tiefenentspannt: Baden, sonnen, lesen, spielen, kochen und Filme – was will man mehr?

Bandia

Nicht weit von Popenguine entfernt, verbrachten wir noch eine Nacht irgendwo im nirgendwo: und zwar unter Baobabs in einem Öko-Haus. Alles außer den Schlafzimmern war an der frischen Luft. Von dort ging es am Morgen 20 Minuten an der Route Nationale entlang zur Reserve de Bandia. Dieser Tierpark ist auch ein Touristenmagnet, aber auf nicht allzu unsympathische Weise. In dem riesigen Reservat leben nur „vegetarische“ Tiere, die größtenteils einheimisch sind und dort geschützt werden. Aus nächster Nähe war das echt ein einmaliges Erlebnis. Total super!

Vorgarten

 

Am Wochenende danach war ich gleich auf zwei Hochzeiten eingeladen. Eine davon war ein Teil der mehrtägigen Familienfeier im Heimatdorf, die andere bei uns im Viertel (Kasnack übrigens), bei der nur Frauen anwesend waren. Beides waren schöne Feste und für mich eine ganz neue Erfahrung.

Danach war noch recht viel zu tun. Aus irgendeinem Grund war ich plötzlich motiviert, doch noch Französischunterricht zu nehmen und war mit 14 Stunden in den letzten 10 Tagen tatsächlich recht produktiv.
In Anlehnung an das Laboradio-Projekt Ende November versuchte ich mich in einem kleinen Radioworkshop. Letzte Woche war dann unsere Senegalesisch-Deutsche Woche. Einige meiner Pläne waren zwar ein bisschen größenwahnsinnig, aber es war dennoch ein voller Erfolg mit Spielrunden, einer großen Sprach-Olympiade, einer Filmvorführung und Tanzkurs (von mir Walzer, Discofox und Chacha, von den SchülerInnen mal wieder der Versuch, mir die traditionellen senegalesischen Tänze beizubringen. Ich scheitere kläglich, aber alle sehr nett).
Das Highlight war gestern der traditionelle sehr große Kulturtag. Im frisch geputzten und dekorierten Saal (das ist sehr wahrscheinlich das letzte Mal, dass ich irgendwo Deutschlandflaggen aufhänge) ging es hoch her mit Reden, Gesang, Tanz, Theater, Gedichten und einer äußerst gelungenen Lehrerparodie. Größtenteils waren die Beiträge auf Wolof, aber ich war trotzdem gut unterhalten. Die Mitglieder und –helferInnen des Deutschclubs blieben bis zum Abend in der Schule. Wir verbrachten die Zeit bis zum Essen mit Reise nach Jerusalem und senegalesischen Klatschspielen.

Zuhause.

Und jetzt heißt es Abschied nehmen. Es gab immer so viel, was mich an Kaolack gestört und genervt hat. Werde ich den Geruch von brennendem Plastik vermissen? Wahrscheinlich nicht, genau so wenig wie die unerträgliche Nachmittagshitze, die verschmutzte Luft und vor allem die Moskitos. Abgesehen davon gibt es aber doch so viel, was mich jetzt schon melancholisch stimmt. Nicht nur die schönen Orte, die ich bereist habe, sondern auch der Alltag.
Muezzinrufe fünf Mal am Tag. Das Stampfen des Mörsers aus der Küche. Das Mähen der Schafe. Auf dem Nachhauseweg durch das Viertel ungefähr zwanzig Leute zu begrüßen und mich mit allen, die ich etwas besser kenne, kurz zu unterhalten: die Nachbarn, die Erdnussverkäuferin meines Vetrauens, die Boutique-Besitzer, der liebe Obstverkäufer Alpha, der mir immer eine Mandarine zusätzlich in die Tasche wirft. Mein Djakarta-Fahrer Cheikh, der es trotz des Lärms auf der Fahrt immer Gespräche anfängt. Wenn er mal nicht da ist, die ganzen anderen Motos, die man so schnell zu sich rufen kann. Die unzähligen Ziegen, die einem auf den Sandstraßen begegnen. Thiebou Dienne, Yassa Dienne oder Guinar und all die Gerichte, deren Namen ich immer noch nicht kenne. Der Bouye-Bissap-Cocktail (Saftmischung von Baobabfrucht und Hibiskus), den mir Djibi auf dem Nachhauseweg spendiert. Die Sonnenuntergänge von der Terrasse. Die Gastfreundschaft. Der Schneider meiner Familie und dessen Hausbesuche. Kochen bei Mbery und ihre unglaublich niedichen Kinder. Der kalte Tamarindensaft aus dem Lehrerzimmer. Das Sofa im Deutschraum. Unzählige Handschläge auf dem Weg durch die Schule. Apropos Schule: Meine so lieben Kollegen, die sich offen und herzlich um alles kümmern. Das „Tschuuuuss“ der SchülerInnen, die größtenteils total motiviert sind und mich sehr amüsant finden (was ich einfach positiv werte).
Und vor allem meine Familie, die wirklich meine Familie geworden ist. Meine kleinen Brüderchen auch wenn sie sich – wie jeden Abend – über die Ligrettokarten streiten. Wenn ich irgendwann zu Besuch bin, verstehen hoffentlich alle die Regeln.

Dass ich zurückkommen werde, steht fest. Schließlich gibt es noch große Teile in diesem wundervollen Land, die ich noch nicht besucht habe. Außerdem möchte ich die lieben Menschen, die ich ins Herz geschlossen habe, natürlich wiedersehen.
Jetzt ist es aber auch Zeit, zu gehen. Die anstrengenden Teile sind mir langsam genug. Und es stimmt wirklich, dass man die Heimat aus der Ferne schätzen lernt. Ich freue mich sehr auf meinen Alltag zurück in Frankfurt, die Herzensmenschen und mal wieder Tage ohne Fleisch oder Fisch, Sonnencreme und Mückenspray.

Hiermit beende ich auch diesen Roman. Danke für euer fleißiges Lesen meiner paar Artikel. Wir sehen uns sehr bald!

Ganz liebe Grüße
Nora

Von Zwiebeln und Sonnenschein

Hallo Ihr Lieben,

nach zwei Monaten Funkstille melde ich mich mal wieder. Ich versuche, mich kurz zu fassen, was mir sicher nicht glücken wird 😉 (Disclaimer: Alle guten Fotos sind mal wieder von Clara. Alle schlechten von mir!)
Mittlerweile bin ich seit über drei Monaten im Senegal, schon seit 7 Wochen bin ich nicht mehr in Dakar. 2/3 meines Freiwilligendienst sind einfach schon vorbei. Die Zeit ist wie im Flug vergangen, aber gleichzeitig kommt sie mir sehr lang vor. Es ist so surreal (@Selena)!

Der Alltag in Dakar veränderte sich in den letzten Wochen dort nicht mehr allzu sehr. Das Alleinewohnen habe ich durch den weitestgehend geteilten Alltag, einige Unternehmungen und Besuche erstaunlich wenig mitbekommen. Wahrscheinlich hat sich nur mein Verzehr von Vache qui rit ohne die positiven Einflüsse noch weiter gesteigert.
Den bereits erwähnten Stoffmarkt HLM habe ich hingegen sehr gut kennengelernt. Ich will gar nicht wissen, wie viele Stunden und Francs ich dort gelassen habe! „Meine“ Schneiderin Fatou schreibt mir immer noch sehr regelmäßig auf WhatsApp…

 

Fotoshooting auf Gorée 😉

Der Französischkurs ging unspektakulär weiter und zu Ende, leider ohne Auswirkungen auf meine Frankophonie.
Am Goethe-Institut wiederum habe ich einen ziemlichen Aufschwung erlebt: Unsere Zwitscherstunde (Konversationskurs) ist beliebt geworden und geblieben. Mein Lieblingsmoment war der Ausruf „Donnerwetter!“ eines Schülers: In der vorangehenden Woche hatten wir als Thema Wetter gehabt und anscheinend war wirklich etwas hängen geblieben. Außerdem fein war die Deutsch-Pinnwand, die mir ein schönes Kreativ-Ventil gab (d.h. Freude am Ausschneiden).
Vor allem aber kam meine Chefin aus Deutschland wieder und damit ging es richtig los: In Vorbereitung auf den Radioworkshop Ende November hatten wir alle Hände voll zu tun. Dazu später mehr.

Hannah (eine Wiener Studentin, mit der wir uns schnell angefreundet haben) hat einen Herzensort zum Entspannen in den Alltag gebracht: Das Hotel Casamara liegt nicht weit von meiner alten Wohnung und hat uns viele schöne Momente am Pool beschert.

Ein aufregendes Erlebnis war meine erste Reise innerhalb des Senegals: Clara und ich sind an einem Wochenende in den Norden gefahren, um dort Franzi in Saint-Louis zu besuchen. Saint-Louis ist im Vergleich zu Dakar ein entspanntes Dorf: Vor allem die kleine Insel, die das Herzstück der Stadt bildet, ist sehr schön. Wir sind durch die ruhigen Gassen spaziert, waren gut Essen und haben im Fotografiemuseum fantastische Werke bestaunt.

Clärchen

Die Brücke ist das Wahrzeichen von Saint-Louis

Franzi und ich unterwegs

Am letzten Wochenende in Dakar habe ich einen neuen Lieblingsort entdeckt: Die Îles de la Madeleine. Die zwei Inseln sind ein winziger Nationalpark, die größere von beiden kann man geführt besichtigen. Die Natur ist umwerfend (Baobabs, Vögel, Buchten!) und es ist solch eine wohltuende Auszeit vom Großstadtlärm. Man kann atmen!

Dakar im Hintergrund

Ein riesiger Baobab

Im Nachhinein bereue ich es ein wenig, nicht auf mehr Kulturveranstaltungen gewesen zu sein. Denn die, die ich besucht habe, waren toll: Ein Filmfestival mit vorangehender Livemusik auf Gorée und eine Show der École des Sables (nachhaltige Tanzschule) an meinem letzten Abend.

 

Anfang November ging es dann für mich nach Kaolack. Was ich davor schon immer wieder gehört hatte, stellte sich leider als richtig heraus: La chaleur! Les moustiques! Tatsächlich ist die Hitze tagsüber kaum auszuhalten – beziehungsweise nur drinnen unter einem Ventilator oder im Schatten mit einer kalten Cola.

Kaolack Citylife

Ich wohne in einer Gastfamilie, die ich sehr lieb gewonnen habe. Die drei älteren Kinder gehen in Dakar zur Uni, aber meine drei „Brüder“ sind zu Hause: Ahmed (11), Saliou (6) und Mamadou (5). Die beiden Jüngeren sprechen fast kein Französisch, aber ich kommuniziere mit herausgestreckten Zungen und durch-die-Luft-Wirbeln. Ahmed klopft ab und zu mit einem „cartes?“ was bedeutet, dass es Zeit für Ligretto ist. Mit Madame Mbaye kann ich mich gut unterhalten, auch über Themen wie Polygamie. Wo ich beim nächsten Thema bin: Monsieur Mbaye ist nur drei Tage die Woche da, den Rest der Zeit ist er bei seiner anderen Frau. Diese Co-Épouse wurde mir auch schon vorgestellt. Es ist sehr interessant, so eine Familiendynamik hautnah mitzuerleben, da es doch sehr weit weg von meiner Lebensrealität ist.
Außerdem arbeiten noch zwei junge Frauen für die Familie (Fatou und Gas). Letztere spricht ausschließlich Wolof, aber ich verstehe mich (im Rahmen der sprachlichen Möglichkeiten) mit beiden gut.
Mittags essen wir alle zusammen, oft mit weiteren Familienmitgliedern/Freunden/dem Taxifahrer. Mittlerweile habe ich mich total daran gewöhnt, aus einer großen Schüssel und auf dem Boden sitzend zu essen. Jeden Tag Senegalesisch – das bedeutet jeden Tag Fisch oder Fleisch. Das ist zwar anstrengend, aber ich bin trotzdem dankbar für die Gelegenheit, wirklich Essen von hier zu essen. Und ich muss sagen, dass mein Lieblingsessen Yassa Poulet (Zwiebeln, Zwiebeln, Zwiebeln) mit dem von Fatou zubereiteten Thiebou Dienne echt Konkurrenz bekommen hat. Gut, dass ich beide Gerichte wöchentlich esse.

In der Schule wurde ich mit offenen Armen empfangen. Die vier DeutschlehrerInnen sind alle superlieb. Vor allem Djibi hat sich schon vor meinem Kommen rührend um mich gekümmert und tut dies weiterhin.
Das Lycée Valdiodio Ndiaye ist gigantisch: Fast 4000 SchülerInnen gehen hier Montag bis Samstag zur Schule. Es gibt 600 Deutschlernende. Ich hospitiere im Deutschunterricht, beantworte landeskundliche Fragen, übe die Aussprache mit Klassen und leite manchmal Kontrollierphasen. Ein großer Teil meines Aufgabenbereichs rollt aber gerade erst an: Die Vorbereitung der FIT-Prüfungen (A1 und A1 Prüfungen, die im Frühjahr vom Goethe-Institut durchgeführt werden), ein Konversationskurs und der Deutsch-Club konnten alle der Logistik wegen noch nicht anfangen oder haben es gerade erst getan. Aber wir haben cool Pläne (z.B. ein Senegalesisch-Deutsche Woche) und ich bin optimistisch!

Das Lycée Valdiodio Ndiaye

In der Schule laufen dutzende Ziegen rum. Ab und zu kommen sie in die Klassenzimmer und trinken Tafelwasser aus dem Eimer

Ansonsten gibt es in Kaolack so Sachen wie Parks, Vereine, oder Cafés nicht. Da ich natürlich (auch aus Dakar) etwas anderes gewöhnt bin, musste ich mich damit erstmal anfreunden. Aber das gehört ja auch dazu. Und es hat dazu geführt, dass ich ab und zu ins Fitnessstudio gehe… Ansonsten verbringe ich ab und zu sehr entspannte Tage in einem schicken Hotel, dessen Besitzer Djibi glücklicherweise kennt. Der Pool liegt direkt am riesigen Fluss Saloum, hinter dem die Salzberge heraufragen.
Ein essentieller Teil meines Alltags ist Cheikh – „mein“ Djakarta-Fahrer. Er holt mich auf seinem Motorrad immer und überall ab und fährt mich durch die Gegend. Diese Djakartas sind in Dakar verboten, aber in Kaolack prägen sie echt das Stadtbild.

Nachhauseweg

Der Fluss Saloum vom Hotel aus

Sonnenuntergang über dem Saloum

Ende November war ich schon wieder für zwei Wochen an der Küste.
Nach einem netten Dakar-Wochenende mit den aus Togo und Ghana angereisten Freiwilligen ging es für uns nach Toubab Dialaw, einem wunderschönen Strandort südlich von Dakar. Dort hatten wir unser fünftägiges Zwischenseminar mit einerseits interessantem Input, andererseits Skinny-Dipping, einer wilden Tanzparty und köstlichem vegetarischen (!!!) Essen. Es war eine wunderschöne Zeit mit guten Freunden, die mir die nötige Entspannung für die Folgetagen brachte.

Chez Hannah

Elli

Beim Monument de la Renaissance mit Lisa

Toubab Dialaw

Am Freitag ging es für Franzi, Clara und mich nämlich direkt nach Gorée. Dort fand der lang-geplante und vorfreudig-erwartete Workshop „Laboradio“ statt. Für 10 Tagen kamen 32 senegalesische und deutsche SchülerInnen zusammen, um eine bilinguale Radiosendung zu produzieren.
Die Woche war unheimlich anstrengend, meist waren wir Praktis 15 Stunden pro Tag beschäftigt mit Essensorganisation, Jugendliche-motivieren (ui!), Programmgestaltung, Instagram-Bespielung und generellem Rumgerenne. Teilweise war Franzis schönes Wort „Verantwortungsdiffusion“ leider angebracht. Aber gerade deshalb war es eine wirklich lehrreiche und interessante Zeit, die auch großen Spaß gemacht hat. Die Radiosendung, die dabei entstanden ist, ist auch wirklich toll geworden.
Am Ende haben wir mit allen einen Ausflug an den Lac Rose und in das Fischerdorf Kayar gemacht. https://www.goethe.de/ins/sn/de/kul/mag/21452942.html

Sonnenaufgang vom Herbergenklo auf Gorée

Piroguenfahrt auf dem Lac Rose

Die senegalesische Flagge

Die bunte Piroguen haben Kennzeichen für die Städte, aus denen sie kommen

Kayar

Die verbleibenden Wochenenden sind auch wie nichts vergangen: Clara und Franzi sind nach Kaolack gekommen und wir haben von hier aus einen Kurztrip nach Gambia unternommen. Das Konzept von Sept-Place-Wagen ist zwar schon recht wild (insgesamt acht Passagiere in einem kleinen Auto), aber bis jetzt war es immer ein verlässliches Reisemittel.
In Gambias Hauptstadt Banjul haben wir ein paar schöne Stunden verbracht und – selbstverständlich – Stoffe gekauft. Sonntags haben wir uns durch den riesigen („überdachten“) Markt in Kaolack geschlagen, in dem zum nur ein Bruchteil der Läden geöffnet hatte.

Arch 22 in Banjul

Clara und Franzi genießen die Sicht vom Arch 22 über Banjul

Letztes Wochenende bin ich dann zwei Einladungen gefolgt: Mit der lieben Deutschlehrerin Mbery habe ich Yassa gekocht – ein Prozess, der drei Stunden und Unmengen von Zwiebeln verbraucht. Mal sehen, wie ich das Rezept irgendwann in Deutschland hinbekomme!
Außerdem war ich bei oben erwähntem Cheikh, um mit ihm Attaya zu machen. Dieses Teebrauen und vor allem das Herstellen von viel Schaum ist hier definitiv ein Kunst (deren Beherrschung ich mich nicht rühmen kann!).

Yassa in the making

So so lecker

Mberys Baby

Cheikh beim Teekochen

Und jetzt? Morgen früh fahre ich nach Mbour, um bei Djibis Mutter den Tag zu verbringen. Abends geht es dann an den Aéroport Blaise Diagne und von da über Lissabon nach Frankfurt. Ich freu mich irre auf zu Hause (vor allem, weil meine Weihnachtsstimmung bis jetzt vor allem aus meinem selbstgekauftem Schokoadventskalender bestand, aus dem ich die Schokolade löffeln muss – siehe Hitze).
Aber ich freu mich auch wirklich darauf, danach für die letzten Wochen wiederzukommen.

Falls Du es bis hierhin geschafft hast, sag ich jetzt aber erstmal danke! Geduld zahlt sich aus, in diesem Fall mit einer imaginären Umarmung.
Frohe Feiertage und liebe Grüße
Eure Nora

Lagebericht: 1. Monat

Der Blick über Dakar vom Goethe-Institut #bossbüro

Liebe Leserinnen und Leser,

nach langer Zeit kommt mal wieder ein Lebenszeichen aus dem fernen Dakar.
Der erste Monat ist wie im Flug vergangen! Es gibt viel zu erzählen:

 

Mittlerweile habe ich mich gut gewöhnt an den Hitze-/Lärm-/ und Staubpegel Dakars. Bei mindestens 4 Litern Wasser am Tag und gut gewählten Ausgeh-Zeiten ist das alles ertragbar. Inzwischen finde ich auch recht gut von A nach B – solange es nicht schnell gehen muss. Denn obwohl das Bussystem wirklich viele Orte erreicht, kann man sich nicht wirklich auf die Regelmäßigkeit verlassen. Wenn man doch mal „pressée“ sein sollte, gibt es ja sowieso genug hupende Taxis, die einen – nach etwas Verhandeln – gerne durch die Stadt kutschieren.

Die Wohnsituation: Zuerst ist Franzi nach Saint-Louis gezogen und dann auch Johanna in ein anderes Viertel Dakars. Am Sonntag hat mich nun auch Clara verlassen und wohnt jetzt mit einem Franzosen in einer WG.
Seit einer Woche machen wir zusammen einen Sprachkurs im Institut Français, der unsere Aufsteh-Zeit erstmal zwei Stunden in die Früh verschoben hat. Doch auch der weite Weg ins Plateau-Viertel ist mit der richtigen Buslinie gemeistert.

Der Französischkurs ist leider nur mittelmäßig zufriedenstellend. Clara und ich sind im Gegensatz zu den anderen erwachsene(re)n Teilnehmern noch ziemlich auf das effiziente Lernen gepolt und es geht uns deshalb oft zu langsam. Aber das konzentrierte Beschäftigen mit der Sprache ist natürlich trotzdem sinnvoll und bringt uns hoffentlich weiter.
In einem waghalsigen Moment habe ich mir die sieben (französischen) Harry Potter Bände aufs Kindle geladen. Das Lesen geht immer besser und macht wirklich Spaß, da ich den Inhalt ja wirklich gut kenne und mir fehlende Vokabeln nie raussuchen muss. Mittlerweile ist Harry auch in „Poudlard“ angekommen und schwingt sein „baguette magique“ (magisches Baguette. MAGISCHES BAGUETTE).

Unter der Woche bin ich meistens ziemlich erschlagen, viel Energie für Unternehmungen bleibt mir selten übrig. Einige Male haben wir uns zum Sport aufgerafft und waren vor der Arbeit im Piscine Olympique schwimmen. Zu dem Komplex gehört auch eine Salle Gymnastiqe, in der für wenig Geld angeleitete Kurse stattfinden (1000 CFA; 1,50 €). Besonders lustig ist „Batons“: Zu ohrenbetäubender Musik wird mit langen Stöcken gesportelt.
Ansonsten sind unsere abendlichen Aktivitäten normalerweise Kochen, Essen, Filme, Lesen, Spielen, Malen und Nähen. Wie in Deutschland könnte ich also auch hier definitiv ein paar Jahrzehnte älter sein. Aber es ist genau richtig so!

Blick von der heimischen Dachterrasse.

Das gefühlte Hauptnahrungsmittel

Am Wochenende werden diese Aktivitäten durch Ausschlafen, Bananenpancakes und Ausflüge ergänzt.
In chronologischer Reihenfolge (die Ausflüge der ersten Tage sind im „Alphabet der ersten Woche“) –

Marché Kermel

Ein großer Markt in einem kreisrunden Gebäude, welches an die Kleinmarkthalle erinnert. Hier kann man scheinbar alles Essbare bekommen, was das Herz begehrt. In unserem Fall waren das Yassa-Gewürze (köstlich). Leider herrscht ein ziemlich durchdringender Fischgestank vor, deshalb sind wir recht schnell wieder raus geeilt.

Les Almadies

Ein schickes Viertel Dakars voller Hotels und der US-Amerikanischen Botschaft. Kein Wunder, denn hier liegt der westlichste Punkt Afrikas. Zu unserer Überraschung war dieser überhaupt nicht touristisch aufgemacht. Vielleicht waren wir auch eine Ecke davon entfernt? Der öffentliche Strand ist nicht so schön, aber die Maiskolben am Straßenrand dafür sehr lecker (obwohl es die eigentlich überall gibt).

Île de Gorée

Der wohl meist besuchte Ort Dakars. Die Insel liegt mit der Fähre 20 Minuten vor der Stadt und ist wunderschön grün. Von Touristen belagert ist sie aber vor allem wegen ihrer tragischen Geschichte: Sie ist ein Erinnerungsort für die ungeheure Anzahl der Menschen, die als Sklaven über den Atlantik verschleppt wurden. Die „Maison des Esclaves“ ist das bekannteste Symbol für diese Gräueltaten.

Ankunft auf Gorée

Im Hafen

Die langen Boote heißen Pirogues

An dieser Schule wird Clara tätig sein

In einer der kleinen Gallerie

Die berühmte „Maison des Esclaves“

 

Konzert im Institut Français

Mit leckeren Cocktails war es ein wunderschöner Abend im Institut Francais. Zu senegalesischen und internationalen Liedern wippten wir erstmal nur mit den Zehenspitzen, bis uns Aisha, eine Tanzlehrerin, mit der wir uns davor angefreundet hatten, mit Nachdruck auf die (von ihr erkorene) Tanzfläche zog.

Unsere Freundin Aisha, da war sie noch alleine am Tanzen

Musée Théodore Monod

Im recht großen Museum zu afrikanischer Kunst waren wir ziemlich lange ganz allein. Sehr schade, denn es hat echt sehr interessante Stücke zu bieten!

Ich sitze auf einer Hollywood-Schaukel, die aus Kronkorken gemacht ist!

Île de Ngor

Dort waren wir am Tag der Deutschen Einheit (für uns frei wegen des Goethe Instituts), der günstigerweise ein Mittwoch war – es war echt nicht viel los. Diese kleine Insel liegt mit der Pirogue (ein längliches, buntes Boot) gute fünf Minuten vor Dakars Küste. Wenn man die ganze Zeit von Großstadtlärm umgeben ist, schätzt man ein bisschen Ruhe so sehr! Und die Insel ist wirklich ein kleines grünes Paradies mit wunderschönen Stränden.

Die Insel vom Festland aus

Marché HLM

HACH! Dieser Markt ist ein wahr gewordener Traum – der größte Stoffmarkt Dakars. Clara hat in ihrem letzten Blogartikel die überwältigende Farbenpracht wundervoll beschrieben, schaut doch mal da vorbei 😉 https://kulturweit.blog/baobablog/2018/10/12/marche-hlm/
Wir sind schon mehrmals wiedergekehrt und werden dort sicherlich noch viiiele Stunden vertrödeln.

Musée Leopold Sedar Senghor

Das („originale“) Wohnhaus des ersten Präsidenten Senegals. Wir hatten eine (ungewollte) Privatführung durch das riesige Haus, welches wirklich „Schöner Wohnen“ aus den Achtzigern sein könnte. In Regalen steht Kunsthandwerk aus aller Welt und Bücher von Ungarischer Poesie bis zu Skandinavischer Staatsform.
Zwar ein interessanter Besuch, aber es fühlt sich ziemlich komisch an, dass Pool und Garten perfekt im Stand gehalten werden, aber scheinbar recht abgetrennt von der Öffentlichkeit sind. Vor allem, da es öffentliche Parks oder so etwas nirgends gibt.

Plage de Yoff

Ein umwerfender Strand im Norden der Stadt. Als wir Samstagmittag dort antrafen, waren auf den 3 Kilometern Sandstrand praktisch keine Menschen zu sehen, außer einzelne bei einer Moschee und ein paar, die Schafe im Meerwasser wuschen.
Gegen Abend bevölkerte es sich dann doch, vor allem mit Fußball spielenden jungen Männern. Freunde von Johannas Tandem-Partner, mit dem sie Wolof/ Deutsch lernt, bereiteten uns Attaya, den traditionellen Grüntee, vor. Eigentlich zu süß, aber toll!

An der Stelle noch nicht so traumhaft

Blick von unserer kleinen Strandhütte

Solche Pferdekarren sind auch viel im Straßenverkehr unterwegs

Die Abendsonne (die hunderten Fußballspieler nicht erkennbar)

Clara und ich <3

Wie man unschwer erkennen kann, leben meine Mitfreiwilligen und ich hier ziemlich idyllisch und komfortabel. Das ist zwar meistens sehr schön, aber fühlt sich doch in einigen Momenten total falsch an. Ich habe auf jeden Fall kein vollständiges Bild, bewegen wir uns doch an touristischen Orten und eher wohlhabenden Gegenden.
Aber die Armut ist doch auch so allgegenwärtig. Ab und zu strecken uns Kinder die Hände hin, kommen Bettler an die Taxitüren, bitten Leute vom Straßenrand um „pièces“, also Münzen. Und was machen wir? Wir schauen auf den Boden, schütteln den Kopf. Wie egoistisch kann man sein, wie empathielos? Wir wissen ja, was das Geld, was aus verschiedenen Quellen in unseren Aufenthalt hier fließt, an anderen Stellen absolut dringend gebraucht wird.  Bis jetzt verdränge ich diese Fragen ziemlich.

 

 

Um fürs Erste zum Ende zu kommen, kurzer Blick auf die Zukunft:

– dieses Wochenende fahren Clara und ich nach Saint-Louis, um Franzi zu besuchen

– am 3.11. ziehe ich nach Kaolack

– vom 19.-23.11. ist aber schon wieder das Zwischenseminar in der Nähe von Dakar

– ich komme über Weihnachten nach Hause

 

Ah ja, wieder sind alle Fotos von Clara gemacht! AllesLiebe und passt auf Euch auf!

Nora x

Das Alphabet der ersten Woche

Liebe LeserInnen,

Seit genau einer Woche lebe ich jetzt in Dakar – eine Woche, die sich gleichzeitig wie ein Wimpernschlag und ein ganzer Monat anfühlt! Um die Vielzahl meiner Eindrücke in eine halbwegs geordnete Form zu bringen, habe ich mir zu jedem Buchstaben des Alphabets ein Wort überlegt, das mit den letzten Tagen zu tun hatte. Im Folgenden Begriffe dann ausführlicher erläutert (Achtung, laaanger Artikel!). Dank gilt an dieser Stelle der lieben Clara: Nur durch ihr regelmäßiges Fotografieren könnt Ihr auf meinem Blog ein Stück näher dabei sein.

Alles Liebe
Eure Nora x

 

  1. S.: „Wir“ sind Clara, Franzi, Johanna und ich, teilweise noch Sonja, die im Goethe Institut ein Praktikum macht.
  2. P. S.: Wichtig: Wahrscheinlich werden nur die Wenigsten von Euch selbst in den Senegal reisen. Vielleicht sind Eure Quellen über dieses Land sehr vereinzelt, vielleicht bin ich auch die Erste, von der Ihr darüber hört. Dementsprechend trage ich eine nicht zu unterschätzende Verantwortung dafür, was für Eindrücke Ihr durch meinen Bericht bekommt, was für Bilder sich in Euren Köpfen eventuell festigen. Dessen bin ich mir bewusst und versuche natürlich, keine Verallgemeinerungen und Stereotypisierungen aufzubringen. Es ist zwar klar, aber denkt bitte trotzdem daran: Meine Berichte werden meine persönlichen Erfahrungen und Erlebnisse behandeln und dadurch zwangsläufig subjektiv sein. Außerdem erlebe ich selbstverständlich nur Bruchteile der senegalesischen Kultur und sehe einen winzigen Teil des Landes (vor allem nach einer Woche).

Aufwühlend

Schon vor der eigentlichen Reise ging es mit dem „Aufwühlen“ los: Entgegen der Erwartung vieler der 330 Kulturweit-Freiwillige war das 10-tägige Vorbereitungsseminar kein regionenspezifischer Crashkurs. In der Zeit am Werbellinsee ging es vielmehr um unsere eigene Identität, persönliche Beziehungen, globale Machtstrukturen, Kolonialismus, Rassismus und Diskriminierung in jeglicher Form – um nur einige der Themen zu nennen. Teils wurden sie in großer Tiefe in unserer Homezone (feste kleine Seminargruppe) behandelt, teils in einzelnen Wahl-Workshops. Vor allem die kritische Auseinandersetzung mit Kulturweit und unserer eigenen Rolle als Freiwillige, außerdem das Beschäftigen mit unseren eigenen Rassismen war ein durchaus schmerzhafter Prozess (Höhlengleichnis??), der auf keinen Fall wieder aufhören darf.

In Dakar angekommen hatte das Aufwühlen dann vor allem mit der Reizüberflutung zu tun: Unbekannte Gerüche, Geräusche und Gassen (entschuldigt das holprige Trikolon). Nicht nur wegen der Hitze war die Anfangszeit deshalb von einer anhaltenden Müdigkeit geprägt.

Busse

Auf den Straßen Dakars haben wir eine Vielzahl von Fortbewegungsmitteln gesichtet: Am auffälligsten sind – außer den gelegentlichen Pferdekarren – die bunt angemalten Kleinbusse, die vollbepackt durch die Stadt ziehen. In ihnen sind wir noch nicht gefahren, aber dafür in den nächstgrößeren Varianten – Immer noch recht klein, aber gemütlich und echt günstig: Für 150 Francs (CFA), umgerechnet 23 Cent, kommt man sehr weit und hat einen fantastischen Blick auf das bunte Treiben um einen herum.

 Clara

Die bereits erwähnte, begnadete Fotografin Clara ist die erste meiner drei Mitfreiwilligen, mit der ich Kontakt hatte. Einige Wochen lang hegten wir einen sehr lebhaften Austausch von minutenlangen WhatsApp-Audios, bis wir uns dann am 1.9. endlich „in echt“ trafen. Clara ist ruhig und entspannt, aber trotzdem total spontan und abenteuerlustig; sie ist direkt und meinungsstark, und gleichzeitig eine wundervolle Zuhörerin und gute Seelsorgerin! Lieblingsspruch: „Ja mei!“. Sie ist auf ihrem Blog sehr fleißig, er ist nur zu empfehlen! https://kulturweit.blog/baobablog/

Dach

Die Unterkunft (à Zimmer), in der wir vier Kulturweiterinnen leben, hat eine riesige Dachterasse, von der man einen super Blick auf die Dächer des Viertels hat. Dort haben wir den Sonnenuntergang am Freitagabend genossen.

Essen

Ein wichtiger Punkt! Gleich am Donnerstag waren wir im kleinen Supermarkt (10 Minuten entfernt) einkaufen: Dort haben wir uns eingedeckt – die meisten Sachen bekommt man genauso wie in Deutschland. Vor allem Verpacktes kostet ähnlich viel, teilweise auch mehr. Obst und Gemüse kaufen wir an den kleinen Ständen am Straßenrand, Zwiebeln und Kartoffeln auch in den Boutiques, kleinen Läden, die man überall findet. Die Auswahl ist groß (Mangos, Süßkartoffeln, Avocados… und viel, das wir noch probieren werden), die jeweiligen Obst- und Gemüsestücke riesig. „Zu Hause“ beachten wir die Regel „Boil it, peel it or leave it“ sehr fleißig, vielleicht auch zu fleißig. In der Gemeinschaftsküche haben wir den Gasherd und –ofen (!) schon ziemlich gemeistert und einiges zusammen gekocht: Ein vegetarisches Chili, selbstgemachte Tomatensoße, Ofen-(Süß)kartoffeln und Gemüse, sehr originelle Sommerrollen, Bananen-Pancakes… Dabei haben wir festgestellt, dass drei Sachen eigentlich zu allem passen: a) Curry-Pulver b) Zwiebeln in großen Mengen und c) „La vache qui rie“. Spezifisch Glutenfreies (Brot oder Nudeln) habe ich noch nirgendwo gesehen und es ist mir leider auch nicht wirklich möglich, duftende senegalesische Speisen am Straßenrand zu kaufen. Das Nationalgericht „Yassa Poulet“ haben wir heute probiert und es war super lecker! Ich hab noch Brot übrig und ausgerechnet, dass ich pro Woche genau 213 Gramm meiner mitgebrachten Spaghetti essen kann, damit sie bis Ende Februar reichen. Ansonsten bin ich mit Kartoffeln, Reis, Polenta und Hirse gut bedient.

Franzi

Franzi ist ein Bündel guter Laune, singt in einem Fort und hat ein sehr ansteckendes Lachen. Leider fährt sie schon nächste Woche nach Saint-Louis, an „ihre“ PASCH-Schule – bis dahin wird sie uns andere bestimmt noch viel zu oft in „Lügner“ besiegen und zu meiner Scham auch in Kuhhandel (Anfängerglück!). Besonders schön ist unsere geteilte Affinität für Disney-Filme, die wir hoffentlich noch stärker ausleben werden!

Goethe Institut

Das Goethe Institut Senegal ist klein, aber fein: Die Mitarbeiter sind alle total freundlich und herzlich. Der Leiter ist gerade in Elternzeit, deshalb haben wir Praktikantinnen (Clara, Franzi und ich; Johanna arbeitet in der Kulturabteilung) das Chefbüro für uns. Chic! Im Moment ist nicht allzu viel zu tun, aber wir arbeiten uns in einige Bereiche ein, die uns dann an unseren Schulen hilfreich sein werden.

Heimweh

Ab und zu packt mich das Heimweh – ich bin schon verdammt weit weg! Viele Leute fehlen mir sehr und es ist nicht einfach, dass ich sie so lange nicht sehe. Zum Glück hat man mit WhatsApp und auch Videoanrufen sehr gute Möglichkeiten zum Kontakt, aber leider nicht in allen Fällen. Und es ist ja auch nicht das Gleiche. Prinzipiell geht es mir aber wirklich sehr gut, keine Sorge!

Institut Francais

Das Institut Francais haben wir am Samstag besucht. Es ist eine ruhige, grüne Oase in dem (bis jetzt) hektischsten Viertel, das wir gesehen haben. Das Restaurant, das dazu gehört, wurde auch schon von uns für gut befunden! In ein paar Tagen machen wir dort einen Einstufungstest und dann im Oktober einen Französisch-Intensivkurs.

 

Johanna

Johanna ist die vierte im Bunde und die einzige von uns, die bereits studiert hat. Sie läuft so viel barfuß wie möglich, hat immer lachende Augen und ist sehr herzlich. Unser Zusammenleben hat sie durch das Einführen einer tollen App sehr erleichtert („Settle Up“!!). Oh, und sie ist mutig (Das Überqueren von Straßen ist ein Abenteuer für sich!). Lieblingsspruch: „Wunderbar“ – „Zauberbärchen“

Klimaanlage

Ich habe mir zwar das günstigste Zimmer (à Zimmer) geschnappt – es hat dementsprechend keine Klimaanlage. Zum Glück verhindert ein Ventilator mein Schmelzen gerade so. Es ist eigentlich gar nicht soo heiß, um die 30 Grad. Bei einer Luftfeuchtigkeit von 90% bin ich aber sehr froh, dass es bei Clara und Franzi gekühlt ist. Bei letzterer verbringen wir alle unsere gemeinsamen Mahlzeiten und auch sonst einiges an unserer Freizeit. Mal sehen wie es in Kaolack wird, wo ich Anfang November hinziehe. Da es im Landesinneren liegt, fehlt dort die Meeresluft, die zumindest etwas Frische nach Dakar bringt. Zum Glück ist die heißeste Zeit bald vorbei.

Lesen

Das hat wenig mit Dakar zu tun, aber es ist mir nichts mit L eingefallen… Gerade lese ich den vierten Teil von Elena Ferrantes Neapolitanischer Saga („The Story of the Lost Child“, unnötigerweise auf Englisch, da eh übersetzt). Die Reihe ist fantastisch, aber langsam wird es etwas schleppend. Vielleicht hätten drei Romane auch gereicht.

Monument de la Renaissance Africaine

Diese riesige Statue – größer als die Freiheitsstatue – steht bei Les Mamelles (die „Brüste“ Dakars; zwei Hügel am Meer). Schweißüberströmt sind wir dort angekommen und haben von ihrem Fuße aus das Häusermeer von oben betrachtet. Die Sicht ist unserer Meinung nach auf jeden Fall schöner als die Figur, die auch in ziemlicher Kritik stand, vor allem wegen ihrer Baukosten.

Na’nga def?

Das heißt „Wie geht es Dir?“ auf Wolof, der eigentlichen Sprache Senegals. Mein Wortschatz ist bis jetzt überschaubar, aber der nette Wächter des Instituts bringt uns täglich ein bisschen was bei. Vielleicht mache ich noch einen Sprachkurs!

Orientierung

Zuerst war es echt schwer für uns, Routen durch das Straßenwirrwarr zu planen. Mit Offline-Karten ist das jedoch absolut kein Problem und mittlerweile finden wir uns in unserem Viertel schon echt gut zurecht. Der Weg zur Arbeit ist auch echt sehr angenehm, 20 Minuten zu Fuß.

Piscine Olympique

Das größte Schwimmbad Dakars liegt direkt neben dem Goethe-Institut! Für 1000 Francs (circa 1,50 Euro) kann man dort unter der Woche seine Bahnen schwimmen. Gestern haben wir das frühere Aufwachen in Kauf genommen und waren vor der Arbeit da; sehr erfrischend!

Quoi?

Wolof verstehe ich wie gesagt praktisch nichts und auch die Brüchigkeit meines Französisch wird mir andauernd schmerzlich bewusst – man plappert so schnell! Es wird aber schon etwas besser und motiviert mich nur für den Sprachkurs und Duolingo-Sitzungen.

Regen

Als wir am Freitag das erste Mal zum Meer gelaufen sind, prallte die Sonne noch gnadenlos vom blauen Himmel auf uns hinab – zehn Minuten später war dieser dunkelgrau und wir waren ratzfatz nass bis auf die Knochen. Sehr erfrischend! Danach hat es noch einmal geregnet, da konnte ich das erste Mal meinen Ventilator ausmachen.

Schafe

Ab und zu hört man ein „mäh“ aus den benachbarten Hinterhöfen, einige Male haben wir auch Schafe auf den Straßen gesehen. In einem Zeit-Artikel wurden sie als Statussymbole beschrieben, aber genauer habe ich mich noch nicht mit ihnen befasst.

Taxi

Unzählige Taxis bevölkern hier die Straßen – alle paar Meter (nicht übertrieben!) hört man ein Hupen. Wir sehen nun mal wie Touristen und dementsprechend nach potentieller Kundschaft aus. Mittlerweile schütteln wir nur noch den Kopf – es ist zwar günstiger als eine Kurzstrecke in Frankfurt, aber in Bussen bekommt man einfach mehr mit.

Unterricht

Noch nicht hier in Dakar, aber dann in Kaolack werde ich an einer PASCH-Schule tätig sein. Wie das genau aussehen wird, weiß ich auch noch nicht ganz genau, aber wahrscheinlich werde ich beim Deutsch-Unterricht helfe, mit dem Deutsch-Club Projekte durchführen und vielleicht eine AG gründen. Im Moment denke ich an Standard-Tanz. Mal gucken, wie sich das realisieren lässt. Ich bin gespannt.

 

Viecher

Ich nehme täglich Malaria-Prophylaxe-Mittel und bin außerhalb des Hauses von Kopf bis Fuß mit Autan eigesprüht. Tatsächlich ist die Moskito-Lage im Moment total überschaubar, ich habe nur einen Stich. Der Gastgeber unserer Unterkunft hat mich ein bisschen ausgelacht und beruhigt – tatsächlich ist das mitgebrachte Moskitonetz echt nicht nötig (das Fenster ist sowieso auch abgedeckt).

Wasser

In regelmäßigen Abständen schleppen wir 10 Liter-Behälter zu uns in die Wohnung hoch – da wir das Wasser direkt um die Ecke bekommen, ist das kein Problem.

Ansonsten waren wir am Sonntag am/ im Meer. Das Wasser war im Vergleich zu anderen Atlantik-Stränden zwar auch echt warm, aber als Kontrast zur Luft eine wunderbare Abkühlung. Leider schwamm schon einiges an Plastik im Wasser herum.

Xenophil

Klar, dass ein bisschen Griechisch reinkommt 😉 Tatsächlich sind bis jetzt alle Einheimischen, mit denen wir in Kontakt gekommen sind, sehr freundlich und zuvorkommend – vor allem, wenn man sie auf Wolof begrüßt! An Bushaltestellen wird einem direkt weitergeholfen; ein lieber älterer Mann, den wir an einer Straßenecke nach der Richtung gefragt hatten, kam ungefragt zum Bus, um für uns sicherzugehen, dass alles stimmt.
Auch wenn unser WG-Leben sehr entspannt und gesellig ist, freue ich mich, in Kaolack mein Zimmer in einem Familienhaus zu mieten und dort mehr einzutauchen.

Yay!

Trotz den Heimweh-Episoden ist es insgesamt wirklich schön. Ich bin gut drauf und freue mich, hier zu sein. Yippie!

Zimmer

Unsere Unterkunft habe ich über AirBnb gefunden, sie ist geräumig und wir haben unsere eigenen Zimmer. Das Gemeinschaftsbad ist zwar echt nicht groß, aber vollkommen in Ordnung, und die Küche ist gut ausgestattet. Mein Zimmer ist hell, sauber, und wirklich gemütlich – vor allem mit meiner Lichterkette, Tape-Verzierungen und den Fotos einiger meiner Lieblingsmenschen.

 

Puh, danke, wenn Du durch diese 2000 Wörter gekommen bist! Ganz liebe Grüßen!

Bis bald, Deutschland!

Hallo hallo, willkommen auf meinem Blog!

Der Wortwitz im Namen könnte natürlich subtiler sein, ist aber recht passend – ich werde Euch ja vor allem mit persönlichen Updates auf dem Laufenden halten.

Wenn ihr das lest, bin ich gerade gesund und munter in Dakar angekommen. Zum Zeitpunkt des Schreibens fliege ich aber noch über Spanien, das letzte Stück Europa bis wahrscheinlich Ende Februar.

Bis jetzt ist alles ziemlich nach Plan verlaufen:
Meine zwei Koffer sind zwar unheimlich schwer, aber auf Gramm genau im zulässigen Bereich. Ich musste eine Stunde über den Flughafen Madrid irren, aber wegen ausreichend Puffer-Zeit war auch das ziemlich stressfrei. Und kurz bevor ich unter dem Gewicht meiner drei Handgepäck-Stücke zusammengebrochen bin (die glutenfreien Brote und ein paar Kilo Spaghetti mussten natürlich mit!), habe ich einen Gepäckwagen gefunden.

Tränen sind auch noch (!) keine geflossen.
Das liegt nicht etwa an fehlender Traurigkeit, sondern daran, dass ich es noch gar nicht wirklich glauben kann: Es geht schon los?! Selbst heute Vormittag, in der Abflughalle des Frankfurter Flughafens, erschien es mir noch vollkommen surreal, dass es jetzt soweit ist, Abschied zu nehmen.

Das heute früh war der letzte Abschied. Die meisten anderen waren über die letzten Wochen verteilt, einige erfolgten in den wenigen Tagen zwischen Vorbereitungsseminar und Flug. Irgendwie war die Abreise aber immer noch so lange hin…

Ich bin voller Vorfreude auf das, was kommen wird! Ich werde mich melden.

Alles Liebe
Nora