Ein letztes Mal Abendessen
Ich gehe ein letztes Mal aus meinem Stamm-Sushirestaurant. Mit einem Schlag wird mir klar, dass ich zum vorerst letzten Mal die beleuchtete Skyline Shenzhens sehe.
Die letzten zwei Tage waren erfüllt von einem nie da gewesenen Kaufrausch. Erinnerungsstücke, Mitbringsel, Abschiedsgeschenke, die leckersten Gerichte und Snacks, die ich immer schon probieren wollte, es aber doch nie tat.
Auf dem Weg nach Hause versuchen alles, was normal geworden ist, mit der besonderen Aufmerksamkeit vom Anfang wahrnehmen. Wie konnte ein Jahr so schnell vergehen? Der Gedanke, dass bald nur noch die Erinnerung bleibt, lässt mich wünschen, dass Morgen niemals kommt. Wie konnte die Fremde so selbstverständlich werden?
Ein letztes Mal schlendern durch die Seele Chinas, wie meine Mitbewohnerin den nahegelegenen Park immer nannte. Vorbei an den Tanzgruppen, dem vollen Sportgeräteplatz, den Badmintonspielern und Leuten im Schlafanzug. Eine gewohnte Runde. Werde ich wieder zurückkommen? Wird es dann noch genauso sein? Baustellen an der Schule, im Park. Wohl kaum.
Motive, die ich am Anfang fotografieren wollte, von einem auf den anderen Tag verschob und die schließlich zu alltäglich wurden, um fotografiert zu werden fallen mir wieder ein.
Und zwischen Lachen und Weinen bemerke ich, dass ich mich für’s Lachen entschieden habe.
Das Leben geht weiter. Hier sowieso. Aber für mich auch.