Szenen aus der U-Bahn
Beim Eingang der U-Bahnstation kommt mir eine junge Familie entgegen. Sowohl die Eltern, als auch der geschätzt vierjährige Sohn tragen ein knallrotes Mickeymaus-Tshirt.
Die Metro ist voll. Natürlich. Beim Umsteigen bemerke ich, dass ich mit der Menschenmasse in einer sich schnell fortbewegenden Welle zur anderen Linie laufe und dabei versuche so viele Leute, wie es geht zu überholen, um möglichst weit vorne in der Schlange zu stehen. Ist aber eigentlich auch egal, sage ich mir. Sobald der Zug da ist, sind sowieso die Letzten die Ersten, die drinnen sind. Ich bekomme keinen Sitzplatz.
Ein Mann zeigt einem anderen sein volles Visitenkartenbuch. Es wird durchgesagt, dass man denen, die einen brauchen, ein Sitzplatz angeboten werden soll. Im Metrofernsehen kommen Bilder vom EU-Gipfel. Ständig gibt Angi allen möglichen Kollegen Küsschen. Cameron guckt kritisch. Anschließend sieht man die zwei Tore Italiens. Es folgt KFC-Werbung. Endlich wird ein Sitzplatz frei. Der Mann neben mir spielt ein Spiel auf seinem ipad, bei dem er Fische füttern muss. Meine Station. Dao le (=angekommen).
Rückfahrt.
Auf dem Weg nach unten im Aufzug. Ein kleines Mädchen gibt ihrer Mutter die halbvolle Süßigkeitentüte. Schmeckt es nicht? fragt die Mutter. Doch, aber in der U-Bahn darf man nicht essen.
Mir gegenüber sitzt eine Familie, bestehend aus Mutter, kleiner Tochter und Großeltern. Der Opa hatte zuvor ein kleines pinkes Fahrrad in die Bahn getragen. Die Oma mischt in einem Fläschchen Milchpulver und Wasser. Das Mädchen sitzt geduldig auf ihrem Schoß.
Umsteigen. Wieder kein Sitzplatz. Natürlich. Eine Frau spielt ein Spiel auf ihrem Smartphone bei dem sie Obst zerschneiden muss. Die Hälfte der sitzenden Passagiere döst. Ein Stehender hat auch die Augen geschlossen. Ein anderer macht laute Schnarchgeräusche, hat aber die Augen auf und liest eine Zeitschrift, auf dessen Cover eine Frau in Unterwäsche abgebildet ist.
Bei der nächsten Haltestelle schreckt plötzlich ein vor sich hinträumender sitzender Fahrgast auf. Schneller Blick auf die Anzeigetafel mit den Haltestellen. Noch zu früh. Doch noch weiter sitzen und Musik hören. Sonst kein anderer Platz in Sicht. Stattdessen wird es immer voller. Eine Frau mit zwei kleinen Jungs steigt ein, sofort springen zwei Leute auf, um ihnen einen Platz anzubieten. Sie drückt einen wieder zurück auf den Sitz. Ist ja nur eine Station. Einer der beiden Jungs quetscht sich in die Lücke zwischen den beiden Fahrgästen.
Wieder umsteigen. An der U-Bahnstation, an der das gefühlt halb Shenzhen tut. Irgendwie rausgequetscht. Das Drücken der anderen hilft. Nur noch eine Station. Endlich zu Hause.
Wow. Wie viel du verstehst!!
Schöne Reise 🙂