verrückte Tage in Beijing
Mein kurzer Aufenthalt in der nördlichen Hauptstadt, bei dem ich wieder tollen Leuten begegnet bin, unglaubliche Bauten sehen konnte und natürlich köstliche Pekingente gegessen habe, begann mit einer langen Zugfahrt. Ich landete ausgerechnet in einem Abteil, in dem eine Chinesin war, die in Deutschland studiert, sodass die Gespräche mit meinen Mitreisenden dank ihrer Übersetzungskünste über das übliche Beantworten der Fragen nach meiner Heimat, wie lange ich schon in China bin, ob ich finde, dass Chinesisch schwer ist, ob ich chinesisches Essen mag usw. hinausgehen konnten. Im Gegensatz zum hügeligen und dicht bewaldeten Süden, fand ich mich am nächsten Morgen in einer flachen, sehr trockenen Landschaft im Norden Chinas wider.
Im sonnigen unerwartet warmen Beijing angekommen, traf ich meine Mitfreiwillige Johanna, die ihre Eltern erwartete, die zu Besuch aus Deutschland anreisen sollten.
Wir machten einen schönen Spaziergang bei strahlend blauem Himmel am Tiananmensquare vorbei, durch einige Hutongs, traditionelle, enge Gassen mit kleinen Gebäuden aus der Zeit der Mongolen, in denen man noch das Gefühl von Gemeinschaft spüren kann, zum Glocken- und zum Trommelturm und den drei nördlichen Seen.
Gemeinsam mit Johannas Familie und einem Deutsch sprechenden Tourguide unternahmen wir einen Ausflug im gemieteten Auto zu einem Ming Grab und zur Großen Mauer. Was uns während der Mittagspause beeindruckte, war ein riesiges Restaurant, in dem wir uns zwischen den beiden Sehenswürdigkeiten stärkten. Davor parkte ein großer Reisebus neben dem anderen, außer den Angestellten, den Fahrern und Tourguides war kein Chinese zu sehen, es gab Gabeln und Pommes und kaum etwas erinnerte Johanna und mich an das China, das wir kannten. Wir fühlten uns wie in einem Parallelchina, in dem aus dem Geschäft mit den Touristen eine wahre Industrie geworden war. Dies tat jedoch unserer Aufregung und Freude beim Anblick der Mauer keinen Abbruch. An dieser Stelle nochmals vielen Dank, dass ich euch begleiten durfte!
Alle Sehenswürdigkeiten Beijings, die ich mir während meines knapp fünftägigen Aufenthaltes angeschaut habe, waren ziemlich überlaufen. Trotzdem war es toll das alles mit eigenen Augen sehen zu können. Man muss es wirklich erlebt haben. Die schönen Parks, in denen viele Leute beeindruckend gut Jianzi spielen konnten und die ruhigen Hutongs boten einen wunderbaren Ausgleich zu den Menschenmassen.
Ich hatte sogar die Gelegenheit ein paar kurze Unterhaltungen auf Chinesisch zu führen. Da Mandarin oder Putonghua, das ich im Moment lerne, an den Pekinger Dialekt angelehnt ist, konnte ich viele Leute ziemlich gut verstehen. Das tollste und verrückteste Erlebnis, das ich hatte, fand an meinem letzten Tag in Beijing statt, an dem ich vor meinem Rückflug noch die älteste Moschee Beijings aufsuchte. Dort sprach mich eine sehr freundliche Frau an und ich merkte nach ein paar Fragen, die sie mir stellte, plötzlich, dass ich mich mit ihr wirklich unterhalten konnte. Sie fragte mich natürlich, ob ich chinesisches Essen möge und auch, ob ich ein typisches chinesisch-muslimisches Brot möge, das es fast überall am Straßenrand zu kaufen gibt. Eh ich mich’s versah, waren wir schon auf dem Weg zum Brotkauf. Ich merkte jedoch schnell, dass es mit dem Kauf alleine nicht getan war. Sie führte mich ohne weiteres in ihre Wohnung und kochte mir ein köstliches Essen, das ich zusammen mit dem Brot aß. Dabei unterhielten wir uns ganz selbstverständlich.
Als ich kurze Zeit später gehen musste und einige Stunden danach schließlich im feucht-schwülen Shenzhen landete, war es, als wäre ich soeben aus einer anderen Welt aufgetaucht.