KARAOKE und andere mehr oder weniger typisch chinesische Aktivitäten
Ein Must-do in China stand am Samstag auf dem Programm. Dafür habe ich wieder den Weg nach Guangzhou auf mich genommen, um bei Claras Abschiedswochenende dabei zu sein, die ihren halbjährigen Freiwilligendienst bald beendet hat und wieder nach Hause fliegt. Die Zeit vergeht so schnell!
Bevor wir zum Karaoke gingen, machten wir uns im China-Guide schlau, der sagte, dass viele Chinesen gerne vor ihren Freunden singen um ihr Können unter Beweis zu stellen. Im Gegensatz zu den meisten Westlern, die gehemmt sind und sich nicht blamieren wollen, ist Karaoke für viele Chinesen eine Art locker zu werden und zum Beispiel Kollegen klar zu machen, dass ihre Beziehung mehr als nur geschäftlich ist. Interessanterweise stellte der China-Guide fest, dass viele Westler dagegen kein Problem damit hätten, vor fremden Leuten oder Geschäftspartnern Vorträge zu halten, was dafür bei den Chinesen eher auf Unbehagen stoße. So hatte ich das noch nicht gesehen und mit diesem neu erlangten Hintergrundwissen machten wir uns auf in den Karaokepalast, in dem man sich fast wie in einer kleinen überdachten Fake-Stadt vorkam. Neben den vielen Karaokeräumen gab es auch ein riesiges Buffet, bei dem wir ordentlich zulangten. Genau wie es sich in China gehört, ist Essen auch bei uns fester Bestandteil jeglicher Aktivitäten.
Da sowohl sing-und karaokebegeisterte Chinesen als auch -in dieser Hinsicht weniger westliche- mindestens ebenso singbegeisterte Deutsche von der Partie waren, stand unserem Karaokeabend nichts mehr im Wege. Die Mischung bei der Auswahl der Lieder war bemerkenswert. Während wir Deutschen die meiste Zeit auf schnelle Lieder von Adele über Rihanna bis hin zu Queen und Michael Jackson zurückgriffen, in denen man mehr rufen, als singen brauchte, suchten unsere chinesischen Freunde meist sehr langsame und gesanglich anspruchsvollere Lieder aus. Ein witziger Kontrast, bei dem alle auf ihre Kosten kamen und sehr viel Spaß hatten. Clara wechselte sogar ein Mal die Seite, um mit ihrer Mentorin ein chinesisches Liebeslied zu singen. Besonders beeindruckend waren außerdem die Lieder aus der kantonesischen Oper, die in chinesischen Langzeichen geschrieben werden und mit bravour vorgetragen wurden.
Nach dem chinesischen Teil des Abends, gingen wir etwas heiser zur westlichen Art des Nachtlebens über. Nach einer kurzen Stärkung in der „Wunderbar“, einer bayerischen Bar, in der es traditionellen bayrischen Hotpot gab-was immer das auch sein mag- gingen wir in den anscheinend besten Club Guangzhous, der alle Erwartungen erfüllte und in dem wir dann den letzten Abend mit Clara gebührend ausklingen ließen.
Ausgeschlafen gingen wir den nächsten Tag etwas ruhiger an. An ausreichend Bewegung sollte es aber nicht fehlen. Da das Wetter wunderbar war, gingen Clara, Franzi und ich auf den schönen Campus der Universität, an der Franzi arbeitet, um Jianzi zu spielen. Nachdem wir es einige Zeit eher schlecht als recht, aber mit sehr viel Spaß versucht hatten, kam ein Chinese hinzu, der sich das, was wir „spielen“ nannte, wohl nicht mehr länger hatte anschauen können. Er spielte sehr gut, traf den Jianzi jedes Mal aus noch so schwierigen Winkeln und schien kein Problem damit zu haben, dass der Jianzi bei uns so oft runterfiel. In der Tat wurden wir auch mit der Zeit immer besser und es gesellten sich nach und nach zwei weitere Chinesen, von denen einer sogar Deutsch sprach, sowie ein Amerikaner und ein Deutscher hinzu. In dieser internationalen Runde spielten wir weiter und es war wirklich witzig.
Leider mussten wir unsere Spielpartner jedoch bald enttäuschten, da ein schon lange herbeigesehntes Abendessen beim Araber auf dem Programm stand. Dieser wurde so oft und so hoch gelobt, dass ich bei meinem ersten Besuch sehr große Erwartungen hatte. Diese wurden jedoch mehr als erfüllt. Es war wirklich herrlich.
Das Ende des leckeren Essens und des schönen Wochenendes bedeutete aber leider auch für ein halbes Jahr Abschied nehmen von der lieben Clara, mit der ich immer eine tolle Zeit hatte und die mir sehr fehlen wird. Trotzdem haben wir schon etwas, worauf wir uns freuen können, denn ich werde sie im September in Deutschland besuchen. Ich freue mich schon riesig auf unser Wiedersehen!