Bücherlos- verloren (für einige Stunden)

16. Januar 2012
von Nuri Hamdan

Was es wirklich bedeutet  kein Buch zu haben, das man lesen kann, erfuhr ich, als ich vorgestern das letzte meiner zahlreichen, aus Deutschland mitgebrachten Bücher ausgelesen hatte und auch Mitfreiwillige mir nicht aushelfen konnten. Dass Bücher fester Bestandteil meines Lebens waren, noch bevor ich selbst lesen konnte, wusste ich bereits. Doch wie wichtig sie wirklich für mich sind, wie sehr ich sie brauche, ja, dass ich mir ein Leben ohne sie nicht nur unglaublich langweilig und trostlos, sondern ganz und gar nicht vorstellen kann, wurde mir dann erst bewusst.

Natürlich, es gibt auch in China Buchhandlungen. Doch fühle ich mich in ihnen ein wenig frustriert und seltsam. Ich schlage die Bücher auf, doch kann nicht in ihre wunderbare Fantasiewelt eintauchen, nichts von dem Zauber spüren, der aus den Worten entsteht. Natürlich, es gibt auch englischsprachige Bücher in China und ganz selten sogar Deutsche, jedoch sind sie vergleichsweise teuer und als Freiwillige mit anspruchsvollen Reiseplänen, konnte ich sie mir nicht leisten. Natürlich, unsere Schule hat auch eine sehr gut mit fremdsprachigen Büchern ausgestattete Bibliothek, nur leider scheiterte mein Versuch, mich für die Ferien einzudecken, daran, dass meine Karte nicht funktionierte. Völlig verzweifelt und traurig darüber, dass ich in den Ferien keinen unterhaltsamen Begleiter dabei haben würde, ging ich zurück in meine Wohnung. Ein Ass hatte ich noch im Ärmel: meine Mitbewohnerin. Und was für ein Ass das war. Freudig führte sie mich in ihre kleine Bibliothek, die sie sich in 1 1/2 Jahren China aufgebaut hatte und lieh mir direkt zehn Bücher daraus aus. Das sollte vorerst reichen. Nun genieße ich jede Zeile eines wunderschönen Buches von Paulo Coelho, der nicht nur wundervoll schreibt, sondern selbst für sein Leben gern liest.

Warum es gerade interessant ist, dass ich diesen Artikel in China schreibe und warum nicht nur ich, sondern alle, die hier leben sich glücklich schätzen können, dass es volle Buchhandlungen, öffentliche, sowie private Bibliotheken gibt?

Lies es nach.

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