Überraschend frei

1. November 2011
von Nuri Hamdan

Als ich gestern wie gewohnt zum Deutschraum gegangen bin und nur ein einziger Schüler sich ebenfalls auf den Weg gemacht hatte, ahnte ich noch nichts, aber kurz darauf wurde ich darüber informiert, dass der Deutschunterricht für diese Woche abgesagt worden war, weil wichtige Prüfungen für die Schüler anstehen. Da Deutsch hier an der Schule sowieso ein von den Schülern mehr oder weniger freiwillig gewähltes Fach ist, habe ich also die nächsten Nachmittage frei und muss die lieben Leute in Deutschland nicht um ihre Herbstferien beneiden.

Im Park findet das Leben statt

Die unverhoffte Freizeit werde ich gut nutzen, das Wetter ist nämlich nach wie vor super und ich kann mich mit einem schönen Buch oder dem Chinesischlehrbuch in den Park setzen, mich mit meinen Tandempartnern treffen, schöne, tiefgründige Gespräche mit neuen Freunden führen, den Sängern im Park zuhören, die Menschen beim Tanzen, Badmintonspielen oder Tai Chi beobachten. Hier sehr beliebt ist auch das Arme-nach-vorne-und-hinten-schwingen-zu-lassen-und-so-immer-in-die-Hände-Klatschen. Was etwas nervig ist, wenn jemand, der diese Fitnessübung (?) ausführt, hinter oder vor dir Spazieren geht, sah sehr schmerzhaft aus, als ich gestern Leute beobachten konnte, die nicht in die Hände, sondern auf Bäume geklatscht haben. Einige Männer haben sich auch mit nacktem Rücken gegen den Baum fallen lassen.

Der Park, der direkt gegebnüber der Schule ist und den meine Mitbewohnerin „Die Seele Chinas“ nennt, gefällt mir immer besser, er ist eine Oase der Ruhe und der Fitnessübungen. Vormittags sieht man die Gärtner, die den Park sauber halten und die Pflanzen bewässern. Mittags setzen sich viele mit mitgebrachtem Essen dorthin und genießen ihr Picknick auf den zahlreichen Bänken, Nachmittags kann man einige Brautpaare sehen, die sich dort fotografieren lassen und Eltern, die mit ihren Kleinkindern spazieren gehen,  Abends treffen sich ganz viele Leute dort, um zu tanzen, es läuft Musik und keiner ist gehemmt auch vor viel Publikum mehr oder weniger gut, mit oder ohne Partner zu tanzen. Egal zu welche Urzeit sind Jogger unterwegs und Leute, die Tai Chi machen sind auch öfter anzutreffen. Und all das mitten in der Millionenstadt.

 

 

 

Ein Kommentar
  1. Profilbild
    1. November 2011

    Die Fitnessübungen der Chinesen sind wirklich verrückt. Ich frage mich auch, welche Muskelgruppe die Frau trainieren wollte, die sich immer mit dem Rücken gegen den Baum fallen ließ (wobei der Baum selbst mit einem Handtuch geschützt wurde ;)). Eine Vermutung: Vielleicht regt dieser Sport die Durchblutung des Rückrades an?
    Beste Grüße aus Wuhan! Johanna.

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