R- wie Regen

13. Oktober 2011
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von Nuri Hamdan

Es regnet. Schon seit bestimmt drei Tagen. Mal stark, mal weniger stark. Immer wenn es kurz aufhört, erwarte ich aus Gewohnheit, dass es kühler ist, aber es ist dann immer nur sehr schwül. Sobald danach auch nur ein einziger Tropfen den nächsten, oft stundenlang andauernden Schauer andeutet, haben alle schon wieder ihre Regenschirme aufgespannt. Jeder scheint ihn immer und überall dabei zu haben. Meine Investition von umgerechnet 2, 50 €, die ich bereits am Anfang meines Aufenthaltes gemacht habe, hat sich auf jeden Fall jetzt schon gelohnt.

Gestern, als ich mit einem chinesischen Deutschlehrer Unterricht gab, kam plötzlich aus heiterem Himmel von ihm die Frage: „Nuri, wie spricht man das „R“ aus?“. Total überrascht und überrumpelt von dieser ungewöhnlichen Frage konnte ich ihm gar keine richtige Antwort geben. „Na so“, habe ich gesagt und „R“ gesagt. Wie soll man das erklären? Kann man das lernen? Mir ist aufgefallen, dass wenn ich „R“ einfach so sage, es sich anhört wie „ea“. Auch wenn ich meinen eigenen Namen sage (der für viele Chinesen übrigens nicht ganz so einfach ist auszusprechen) muss ich ihn selbst für Nicht-Chinesen oft mindestens einmal wiederholen, weil sie oft „Nuli“ oder sowas verstehen.

Im Übrigen würde ich gerne das „R“ rollen können. Dann würden sich meine indonesischen Verwandten nicht mehr darüber lustig machen, wie komisch hart und „deutsch“ ich das „R“ ausspreche. Das kann mir aber auch keiner beibringen. Entweder man kann’s oder man kann’s nicht, oder?

Genauso rollen doch viele das „R“ im Deutschen, weil sie es in ihrer Muttersprache ebenfalls tun, oder? Kann man also das „R“ auch nicht nicht rollen? Fragen über Fragen.

Hier habe ich es wirklich so erlebt, dass viele das „R“ nicht richtig aussprechen können. Aber anders als immer behauptet und in vielen blöden Witzen wiedergegeben, ersetzen sie es nicht mit „L“. Oft klingt ihr Versuch, diesen schwierigen Buchstaben herauszubringen, wie das „ch“ in „lachen“. Aber sie geben sich Mühe und man versteht es, also was soll’s. Abgesehen davon: Was ist schon „richtig“ ausgesprochen?

Achso, der Lehrer hat dann nach meiner wenig weiterhelfenden Antwort eine Skizze eines Querschnitts einer Mundhöhle angezeichnet und deutlich gemacht, dass die Luft herausströmt und sich anscheinend dieses Zäpfchen, das man da hinten hat, vibriert oder so. Ach ja? Ist mir noch nie aufgefallen. Echt gut, dass ich hier Deutsch unterrichte…

 

Auf dem Rückweg von der Hochzeit in Shanwei mit einem Mädchen, das auch im Bus mitgefahren ist

Ein Kommentar
  1. Profilbild
    14. Oktober 2011

    Ja, das deutsche „R“ ist wirklich ein Problem, nicht nur bei dir. Ich habe auch schon eine Phonetikübung zu diesem Thema gehalten und festgestellt, dass man die Aussprache nicht erklären kann. Ich habe immer gesagt, dass es irgendetwas zwischen dem gerollten „R“ in der polnischen Aussprache und dem „ch“ wie in „Buch“ ist, aber ich denke, man muss es einfach immer wieder üben.
    :-*

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