Archiv für den Monat: Juni 2017

Was macht die DW Akademie eigentlich?

Die Deutsche Welle macht Radio und Fernsehen, das ist vielen bekannt. Aber was macht eigentlich die DW Akademie? Mir blieb die Antwort lange verborgen, da mein kulturweit Einsatz in Uganda von März bis August 2017 geht. Das Büro der DW Akademie in Kampala eröffnet jedoch erst im September 2017. Ich sollte mit der Arbeit beim Radiosender X FM vertröstet werden (hat auch gut geklappt, da kann ich als leidenschaftliche Radiojournalistin sogar eigene Beiträge produzieren 😀 )

Doch ein paar Einblicke in die Arbeit der DW Akademie in Uganda konnte ich auch schon vor der Eröffnung des Büros erhalten. Meine Chefin nahm mich für zwei Tage mit nach Jinja. Dort fand ein Workshop von CEMCOD für sogenannte local reporters statt. Wer ist CEMCOD, was sind local Reporters und warum kommen sie in Workshops zusammen? Um die Arbeit von CEMCOD zu verstehen, benötigt es einen kleinen Schritt zurück, um einen besseren Überblick über die Medienlandschaft in Uganda gewinnen zu können.

Von allen Medienformen wird das Radio am meisten in Uganda konsumiert. Das hat mehrere Gründe: Zum einen ist ein Radio günstiger als ein Smartphone, Computer oder Fernseher, zum anderen muss man nicht lesen können um die Informationen zu verstehen. Und ein Radio kann von mehreren Menschen gleichzeitig benutzt werden (das Bild von Menschen im Schatten unter Bäumen, die sich um ein Radio versammeln habe ich häufiger auf dem Land beobachten können). Doch während 87% der ugandischen Bevölkerung auf dem Land lebt, befinden sich die meisten Mediensender jedoch in den großen Städten, allen voran in der Hauptstadt Kampala. Die Journalisten berichten daher meistens nicht über die Interessen, Sorgen und Vorkommnisse in den Dörfern. Die Brücke zwischen Dörfern und professionellen Radiostationen möchte die ugandische NGO CEMCOD (Center for Media Literacy and Community Development) bauen. Dafür bilden erfahrene Medientrainer und Journalisten engagierte Menschen aus den Dörfern aus. Sie werden zu „The Voice of the Voiceless“, indem sie Nachrichten aus ihren Dörfern an Journalisten in Kampala weiter leiten. Auf dem Workshop konnte ich beobachten, wie Boda Boda Fahrer und hochschwangere Hausfrauen lernten Interviews zu führen, Themen zu finden und mit der Technik für Aufnahmen umzugehen. Sprich: Sie haben Community Reporting gelernt. Und diese Reports sind nicht nur ein interessanter neuer Inhalt für die Radiostationen, sie können auch das Leben der jeweiligen Communities direkt verbessern. So wurden durch den Bericht von local reporters die sanitären Anlagen einer Schule in Mbale erneuert. Denn wo die Aufmerksamkeit der Massenmedien und damit der Öffentlichkeit liegt, steht die Regierung unter größerem Handlungsdruck.

Neue Local Reporter für das Land – CEMCOD Trainer mit ihren Teilnehmern und meiner Chefin der DW Akademie

Und die DW Akademie? Ihre Aufgabe ist es diese NGO finanziell zu unterstützen und zu beobachten, wie die Workshops verlaufen, welche ethischen Standards eingehalten werden und wo noch Weiterentwickelung möglich oder nötig ist. Der Partner der DW Akademie CEMCOD hat auf mich einen sehr positiven Eindruck gemacht und wer mehr über die Arbeit der NGO erfahren möchte, kann sich gern mein Interview anhören. Darin habe ich den Program Manager von CEMCOD, Jonathan Tussovira unter anderem gefragt, warum Community Reporting so wichtig ist.

 

Neben der Zusammenarbeit mit CEMCOD hat die DW Akademie noch viele weitere Projekte in Uganda. Welche das sind, könnt ihr hier nachlesen.

Leute machen Kleider

Bunt, gemustert, passgenau – die Kleidung auf den Kampaler Straßen tobt voller Farben und Muster. Der „Dresscode“ hier bildet einen geradezu krassen Gegensatz zu der gängigen Streetfashion aus meiner Heimat Berlin. Da trägt man gern schwarz, auch keine schwarz-weißen Muster, einfach schwarz. Und eng anliegend sollte es auch nicht sein, weite Kleider sind beliebt und wer dennoch seine schlanke Taille präsentieren möchte, trägt eben bauchfrei.

Hier in Kampala zeigt frau ihre Kurven durch hautenge Schnitte. Da verwundert es nicht, dass viele ihre Kleider wirklich maß schneidern lassen. Im Gegensatz zu Deutschland ist es hier auch bezahlbar und so wollten meine Mitbewohnerinnen und ich es auch ausprobieren – Kleidung vom Schneider.

An einem trubeligen Samstag trudelten wir mit Boda Bodas nach und nach auf den Old Taxi Park ein. Hier findet man alles und mehr als einem lieb ist. Der Hauptplatz selbst scheint von Matatus gepflastert zu sein, weswegen hier ein Boda wirklich sinnvoll, Nerven- und zeitsparend ist. Im Marktgewühl hatten wir das Glück unsere anderen Mitbewohner schnell wiederzufinden, weil ein Verkäufer uns zurief, er wüsste wo unsere Muzungu-Freunde seien. Offenbar kaufen nicht sonderlich viele Weiße am Old Taxi Park ein. Am richtigen Geschäft angekommen, tauchten wir in die Welt der Stoffe ein, Meter über Meter wurden aufeinander gehäuft, Farben, Muster und Verkäuferinnen versuchten zu überzeugen, sodass wir am Ende vollkommen verwirrt aber glücklich auf die Straße stolperten. Gut, wir haben vielleicht zu viel gekauft und auf jeden Fall zu viel gezahlt, aber keine Zeit zum Nachdenken. Es wurde sich aufs Boda geschwungen und weiter in den Stadtteil Mengo gefahren – zu den Schneiderinnen. Mit Ideen und Fotos von gewünschten Schnitten ausgerüstet, wurden dann Möglichkeiten und Machbarkeiten mit den Schneiderinnen ausgetauscht.

Nach zwei Wochen konnten wir dann unsere Kleidung abholen. Die Aufregung war groß: Sieht es so aus wie ich es mir vorgestellt habe? Passt es mir auch? Und was werden meine Kollegen auf der Arbeit sagen?

So viel lässt sich sagen, Kleider können die Schneiderinnen! Nur mit meiner Hose war es etwas unglücklich. Auch wenn ich das Muster des Stoffes liebe, scheint sie nicht richtig passen zu wollen. Man muss dazu aber auch sagen, dass Hosen wesentlich seltener in Auftrag gegeben werden als Röcke oder Kleider und demnach vielleicht einfach die nötige Übung fehlt.

Dennoch, es hat wirklich viel Spaß gemacht, nicht nur weil meine Kollegen mein neues Oberteil mögen, sondern vor allem weil ich mit den Schneiderinnen die somit herzlichsten und umarmungsfreudigsten Menschen Kampalas kennengelernt habe. Bei solchen Schneiderinnen verstehe ich, warum es die Ugander so oft zu ihnen treibt – unabhängig von den schönen Ergebnissen.

Und wer mehr über die Mode in Kampala wissen möchte, dem empfehle ich den Artikel Kleider machen Leute.