Zwischen den Lichtern (Prosa)

Er trat langsam und schweren Ganges in die Nacht ein. Er trug ein weißes Hemd, nach hinten gegelte Haare und hielt sich an seinen beiden dicken Silberringen fest, die er inzwischen als “Copacabana-Ringe” bezeichnete. Es regnete leicht, er rannte zu seinem Uber, das gerade ankam. Ein Elektroauto, aus China, Build your irgendwas, es glitt ganz smooth über den Asphalt. Er war eben im Kino gewesen, allein, ein Amazonas-Film, der bei der Berlinale Premiere worden war. Er dachte an die Spaziergänge, die er, ebenfalls nachts, durch Marseille, Lyon oder Rom getätigt hatte. Ebenfalls nach kulturellen Veranstaltungen. Er mochte es, sich mysteriös durch Großstädte zu bewegen. Die tropischen Bäume warfen ihre Äste in die Straße, ihm schien es, als schienen sie die dunklen Straßen zu befürchten. Er zögerte, seine AirPods aufzuziehen, entschied sich aber dagegen. Die Fahrt war kurz, der Fahrer nicht gesprächig. Schade eigentlich. Er fühlte sich komplett frei, wenn er all die bunten Lichter um ihn herum sah. Was war, wenn er nicht hier war? Etwas kratzte an seinem Herzen. Es war seine Vergangenheit, die anklopfte. Nein, er hatte jetzt dafür keine Zeit. Morgen würde er sich an den Strand legen, die Kopfhörer rein und einfach: sein. Herumliegen. So lange, bis ihm alle Glieder abbrannten. Weil er es konnte. Weil er es wollte. 

Ein anderer Morgen. Nun saß er am Steuer. Er führte den Wagen elegant durch die Kurven, vorbei an hupenden Motorrädern, schnellen Fahrradkurieren. Die Sonne schien auf die Palmen und auf seinen gebräunten Arm. Er bemühte sich darum, cool zu sein. Er weinte leicht. Weil er nun hier herumfuhr. An der Brücke zahlte er eine faire Maut und begab sich in die Stadt. Durch die Boxen plätscherte die Musik. Auf seinem Hemd war ein kleiner Fleck. 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert