Das Ende der Welt

4. Mai 2010
von Lukas Arenz

„Diese Erde ist eine unbarmherzige Liebhaberin. Sie verhext. Sie ist eine Zauberin! Sie nimmt Sie in ihre Arme und lässt Sie nie wieder gehen.“

Die Worte eines Patagoniers zu Bruce Chatwin, dem berühmten Reiseautor.

Patagonien kann man nicht verstehen, wenn man nicht dort war.

Und wer dort war und nicht bleiben kann, den zieht es zurück.

Die Osterferien gaben mir die Möglichkeit nocheinmal zurückzukehren.  Nach Feuerland. Ans Ende der Welt. Dort wo sich das Festland in eine Vielzahl kleiner Inseln verliert, um am südlichsten Punkt des Kontinentes, dem Kap Hoorn, nocheinmal von den wilden Wogen des Meeres umspült zu werden.

Wieviele Schiffe zerschellten an den rauen Küsten und wieviele Seeleute ließen hier ihr Leben. Was muss Magellan verespürt haben, als er das erste Mal an der Küste Feuerlands vorbeisegelte und in den tiefen, dunklen, alten Wäldern die Feuer der Ureinwohner erblickte?

Es muss wahrhaft magisch gewesen sein. Eine Art des Entdeckens und Erlebens, die es heute nicht mehr gibt. Vor allem, wenn man in einem tösenden Flugzeug durch die Wolkendecke bricht und sich plötzlich im Anflug auf eine Landebahn mitten im Beagle-Kanal befindet. Das hat nichts abenteurliches, nichts aufregendes.  Auch am Ende der Welt gibt es Zivilisation.

Die südlichste Stadt der Welt heißt Ushuaia. Hier sollten wir (Markus war noch nicht zurück in Deutschland) den ersten Tag verbringen und auch übernachten.Weitere Pläne gab es vorerst nicht.

Ushuaia-Die südlichste Stadt der Welt

Ushuaia zählt immerhin stolze 64 000 Einwohner. Eine nette Stadt, eingebettet zwischen einer Bergkette und dem Beaglekanal.

Hier also die standardmäßigen Ankuftsangelegenheiten des ersten Tags erledigt. Hostel bezogen, Informationen eingeholt und eingekauft. Listo.

Das Hostel war übrigens außergewöhnlich gut. Gemütliche und warme Zimmer, nettes Personal, tolle Leute und ein super Frühstück. Und nicht zu vergessen. Ausblick auf den Beagle-Kanal.

Morgenstimmung - Ausblick vom Hostel

Ich glaub ich steh im Wald

Am nächsten Tag wurden die Wanderschuhe angezogen, denn jetzt war Schluss mit lustig. Zwei Tage Hardcore-Wandern hatten wir uns im naheliegenden Nationalpark vorgenommen. Der Sicherheitsmann vom Supermarkt vermittelte uns noch schnell seinen Onkel als billigeren Chaufeur (oder auch nicht, so sicher bin ich mir da nicht) und schon befanden wir uns mit vollem Gepäck und etwas Proviant mitten im Park. Schnell noch das absolut regenbeständige und legendäre Península Valdés Zelt aufgebaut und ab ging die Post.

Entlang am Ufer des Lago Rocas führte uns der Wanderpfad. Über große Wurzeln und vermosste Steine. Einer dieser Wälder deren Alter man ganz deutlich pürt. Kein Mensch auf dem Weg. Nur das dumpfe Geräusch der eigenen Schritte im Zauberwald und ein paar entfernte Vögel. Auf der anderen Seite des Sees ein Vulkan. Wolkenumwoben. Die stillen Wasser des Sees und die Geräuschlosigkeit. Wäre die Melanchonie eine Landschaft, dann könnte man sie hier finden.

Melanchonie

Melanchonie

Das Ende des Pfades wurde von einem Schild versperrt, welches die Grenze zu Chile markiert. Diese wurde natürlich umgehend überschritten, wer weiß wann man so schnell wieder illegal nach Chile kommt.

Die Grenze

Dort wo sonst niemand war, trafen wir Clément, einen Franzosen aus Paris. Wir teilten zusammen einen Mate. Obwohl er für den restlichen Tag mit uns zusammen wanderte, stellten wir erst ein paar Tage später in Ushuaia fest, dass Clément Schüler der Schule in Frankreich war mit der ich in der 9. Klasse einen Austausch hatte. Zufälle gibt’s eben doch immer wieder.

Wir wollten den Gipfel des Cerro Guanaco erklimmen ein Unterfangen von 8 Stunden. Dann fing es aber an zu Regen. Wir entschieden uns umzukehren, denn der Weg wurde immer matschiger. Zudem wäre die Sicht, die bei gutem Wetter wohl fantastisch ist, bei Regen das genaue Gegenteil gewesen.

Der Hund

Lago Roca

Zurück am Campingplatz fand ein neuer Freund an uns gefallen. Ein verrückter, ausgehungerter Streuner, der uns nicht mehr allein lassen wollte. Dank dem Regen, war unser Zelt, das wirklich nur für warme und regenfreie Sommernächte konstruiert ist, klitschnass. Auf dem Zeltboden stand das Wasser. Beste Konditionen also für eine geruhsame Nacht. Vor allem nachdem sich der Hund mit irgendeinem (ich vermute Fuchs) im Gebüsch anlegte. Da es auch noch kalt wurde und wir nicht so Lust auf Bronchitis hatten, beschlossen wir den Parkrangern einen Besuch abzustatten und um Unterkunft zu bitten.Die Ranger waren aber nicht da und auch der Campingplatz war verlassen. Das Ganze wurde etwas unheimlich. Eine kleine Nachtwanderung zur nächsten Rangerstation folgte, die glücklicherweise besetzt war. Dort trieb sich auch der Campingplatzbesitzer rum. Nach kurzer Schilderung der Situation bot uns dieser einen Platz in einem Refugium an. Das war zwar kalt, aber trocken. Und mit Betten. Ging also nochmal gut.

Am nächsten Tag wurde wir dann mit Sonnenschein belohnt. Perfekt für die Wanderung entlang des Kanals.

Uferweg

Gut Gepäck (inkl. Matetasche natürlich)

-

Zurück in Ushuaia kehrten wir wieder im Hostel ein.

Der nächste Tag brachte ebenfalls stabiles Wetter und damit eine Bootsfahrt auf dem Beagle-Kanal. Unglaublich auch diese. Obowohl es auf dem Schiff wirklich kalt war, wollte man einfach nur an Deck bleiben. Links und rechts die Berge, vorbei an Kormoranen, Seelöwen und einem Leuchtturm. Das Wasser des Kanals ist auch seltsam. Es ist ungewöhnlich glatt, wirkt irgendwie schwer und schlägt kaum Wellen. Mehr wie graue Farbe zum Streichen.

Was soll man da noch kommentieren

Kormorane und Seelöwen

Der Flug der Kormorane

Endstation. Die Pinguininsel.

Magellanpinguine

Der nächste Tag war der Ostersonntag, der uns noch einmal hervorragendes Wetter bescherte. So beschlossen wir die unmittelbare Umgebung von Ushuaia zu erkunden und den Berg zum Glaciar Martial zu erklimmen.

Durch Schnee…
...,über Felsen...

...,vorbei an wilden Tieren...

…,über Felsen…

...zum Gletscher, der dann gar nicht mal so beeindruckend war.

Dann noch ein kleiner weiterer Aufstieg und schon war wieder eine klasse Sicht auf den Beaglekanal geboten.

Zufriedene Wanderer

Ein letztes Panorama

Das waren also die Kurzferien in Feuerland. Viel Natur, Ruhe und ein paar nette Leute. Was will man mehr.

Ich bitte die wilde Anordnung zu entschuldigen, dass liegt am Programm oder an meiner eigenen geistigen Beschränktheit.

Ebenfalls bitte ich die Panoramaflut zu entschuldigen. Ich bin einfach zu stolz auf die Bilder.

4 Kommentare
  1. 4. Mai 2010
    MCA permalink

    Sehr nice. Vor allem die Bilder.

  2. Profilbild
    4. Mai 2010

    Im Gegenteil!

    Vielen Dank für die Panoramaflut, ich hatte im Sommer leider nicht die Zeit um nach Ushuaia zu reisen, fühle mich jetzt aber so, als ob ich selbst da gewesen wäre!
    Klingt toll!!
    Liebe Grüße aus dem sehr herbstlichen Patagonien!lotte

  3. 4. Mai 2010

    großes Kino deine Bilder. I like! Stay Tuned! Grüße aus Hanoi. Pia*

  4. 4. Mai 2010
    Annette permalink

    NEID!

Die Kommentare sind für diesen Artikel geschlossen.

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