Geld – eines der Themen, über die zu viel und gleichzeitig nicht offen genug gesprochen wird. Ohne wirklich tiefsinnig zu schreiben, denn dafür ist es definitiv an einem Samstag um 7 Uhr morgens noch viel zu früh, weihe ich euch in meine großen und kleinen Ausgaben in den letzten Wochen ein. Viel Spaß!
Flüge – Sochi – Moskau – Berlin
Zuerst einmal, um etwas chronologisch vorzugehen und an den letzten Eintrag anzuschließen; in Reisen zu finanzieren ist meiner Meinung nach immer eine Gute Idee. Das ist eine Tatsache, die sicherlich keiner bestreitet. In Russland ist es normal, auch sehr weite Strecken mit dem Zug zurück zu bringen. Die russischen Organisatoren der 19. Weltfestspiele der Jugend hätten mir mein Zugticket nach Sochi und zurück sogar erstattet. Nur hätte ich allein für eine Richtung ungefähr fünf Tage im Zug gegessen, worauf ich lieber verzichtete. Somit nahm ich um die 400 Euro in die Hand, ein Teil meines Auslandssemester-Stipendiums, um nach Sochi zu fliegen. In Sochi hatte ich dann so gut wie keine Ausgaben. Wir bekamen Frühstück-Mittag – Abendbrot gestellt und auch wenn das Essen nicht immer Bombe war, gerade wenn es darum ging, etwas ohne Fleisch zu finden, bin ich ohne zusätzliche Essensrationen ausgekommen, abgesehen natürlich vom Eis. Nur am Ende der Zeit war ich mit ein paar anderen Freiwilligen aus Moskau georgisch Essen, doch dazu später mehr. Sogar das Wäsche waschen war in Sochi kostenlos. Ich musste nur Waschpulver besorgen. Dadurch bin ich mit Dreckwäsche nach Sochi, die ich vor Ort sofort waschen konnte und nach zwei Wochen mit noch einmal gewaschener frischer Wäsche zurück nach Irkutsk. Ein Traum! Viel mehr Worte möchte ich über Sochi nicht verlieren. Wer sich mehr für das Festival, das große Treiben und die Hintergründe interessiert muss sich nun gedulden, bis ich mich im Schreibprozess meiner Bachelor-Arbeit befinde. Denn dafür hat sich diese Reise auf jeden Fall gelohnt! Das Thema – Trommelwirbel – für meine Bachelor-Arbeit ist gefunden! Meine ersten Worte über das Festival sind auch schon für die Universitäts-Zeitung der russischen Uni verfasst. Mal schauen, was und wie viel des Artikels sie letztendlich drucken. Der Plan ist, dass dies noch im November geschieht. Sobald es soweit ist, folgt ein Link, für alle die sich im Russischen versuchen wollen. Und damit ich nicht bis zum Sommersemester mit dem Forschen warten muss, werde ich als Abschlussprojekt für den russischen Marketing-Kurs untersuchen, inwieweit das Festival als Marketingstrategie für Putin und Russland gesehen werden kann.
Da Flüge buchen so viel Spaß macht und ich in der vorletzten Woche mit der Frage überhäuft wurde, ob ich Weihnachten wieder in Berlin sei, ging es weiter mit der Bucherei. Gleich zu Beginn – Weihnachten bin ich noch in Irkutsk, genauer gesagt in Russland. Am 17.12. endet die Uni. Bis dahin werden Kristina, Killian und ich alle unsere Tests, Projekte und Prüfungen hinter uns bringen. Kristina und Killian fliegen schon am 18.12. nach Berlin. Bedingt dadurch müssen wir bis dahin alles schaffen. Ich fliege erst am 25.12. in Irkutsk los und wer rechnet, der sieht, dass mir somit noch eine Woche nach Semesterende bleibt. Ideen für diese Woche gibt es, doch alle noch sehr schemenhaft und deshalb nicht der Rede wert. Flüge von oder nach Russland laufen in der Regel mit Zwischenstop in Moskau ab und wer sich jetzt an die moskauer Freiwilligen erinnert, der kann sich denken was kommt. Anstatt in Moskau gleich in die nächste Maschine zu steigen, steige ich aus! Bis zum frühen Morgen des 28.12. bleibe ich in Moskau. Übernachten darf ich bei Nastja (ein Name geliebt und gelebt), die ich beim Festival zusammen mit drei anderen Mädels und Andre, der sozusagen mein Chef bzw. Co-Worker war, kennenlernen durfte. Auf ihren Wunsch hin entschied ich mich dafür, noch ein paar Tage in Moskau zu bleiben – immerhin geht mein Visum bis zum 31.12.
Wodka und Pole Dance
Zurück zum Geld. Am Donnerstag stand ich aufgeregt an der Kasse vom Supermarkt, zückte meinen Reisepass und kaufte, zusammen mit Kartoffel-Pilz-Warenikies, einer Tüte mit tiefgefrorenem Gemüse (ich hatte Heather zum bei ihr im Zimmer Kochen eingeladen) und eine kleine Flasche Wodka. Nun stellt sich die Frage, wofür der Wodka? Die Antwort lautet: Pole Dance. Noch in Berlin fasste ich den Plan, dass ich mich in Irkutsk im Tanzen an der Pole (Stange) probieren möchte und die neue Energie nach Sochi nutzend traute ich mich letzte Woche ins Tanzstudio. Das war eine der besten Entscheidungen in Irkutsk. Nach drei Pole Dance Stunden sind meine Beine und Füße zwar blau und schmerzen, plus Schrammen und Blasen vom Wandern, doch ich bin dafür umso glücklicher und ausgelasteter. Pole Dance ist eine Mischung aus zwei Dingen, die mir liegen: Tanzen, also Körperspannung und Kraft. Der Wodka dient ganz einfach zum Reinigen und Desinfizieren der Stange.
Feinstrumphose fürs Singen
Gestern war Tag der Universität, also unserer Baikal-Universität. Dadurch hatten alle frei und es gab, wie sollte es anders sein, ein Konzert. Auch bei diesem Konzert traten wieder die Ensembles/ Gruppen/ Kollektive der Uni auf. Da ich nun zum Folklore-Ensemble gehöre, hatte ich gestern meinen ersten kleinen Auftritt. Ein Lied haben wir gesungen, dessen Worte und Altstimme ich nicht zu hundert Prozent beherrschte, da ich noch am Tag davor davon ausging, dass wir zwei ganz andere Lieder singen. Doch was solls! Haare geflochten, bunte Bänder ins Haar, rein ins traditionelle Kleid, Hackenschuhe an, Perlenkette um den Hals und roten Lippenstift aufgetragen, schon kann es losgehen [Fotos auf Nachfrage]. Nur eine Sache musste ich vorher noch besorgen – die Strumpfhose in Hautfarbe.
Große Tassen
Eine große Tasse ist ein Segen. Wobei sich die Frage stellt, wie groß so eine große Tasse ist. Mein neuer Liebling, den ich mir in Sochi in einer gut geplanten Aktion besorgt habe, fasst mehr als einen halben Liter. Mit dieser Tasse bin ich jeden Morgen und jeden Abend ein glücklicherer Mensch. Diese Tasse wäre es definitiv wert gewesen, dafür Geld auszugeben. Leider ist sie nicht kaufbar. Was soll man da machen?
Essen
Wir schon erwähnt, esse ich in der Regel einmal am Tag eine warme Mahlzeit auswärts. Dafür habe ich inzwischen mehrere Orte, deren Speisen und Preise ich kenne und schätze. Oft allein, doch auch immer mal wieder zusammen mit Kristina und Killian, oder Heather, gönne ich mir dort ein warmes gutes Mittagessen. Heute gibt es jedoch eine mehrfache Premiere. Heather und ich gehen gemeinsam zu Kristina und Killian, um mit ihnen zusammen Sushi zu bestellen und unsere selbstgebackenen Karamel-Brownies plus Eis zu essen. Wenn das kein Festessen wird. Morgen geht es dann zum Wandern. Dafür heißt es wieder eines der unschlagbar günstigen Zugtickets kaufen. Bis dahin muss ich mir nur noch überlegen, wie ich meine linke Ferse vor einer Blase unter der Blase schütze. Aber auch das sollte machbar sein.
P.s. Bis zum neuen Jahr sind es nur noch acht Wochen. Somit bleiben mir keine acht Wochen in Russland mehr. Und auch wenn ich mich schon sehr auf die vielen tollen Menschen in Berlin und Umgebung freue, ist diese Tatsache irgendwie erschreckend und traurig. Zum Glück kostet sich erinnern kein Geld!