Sie ist wieder da

Leute, ich bin zurück! Sophie wieder in Russland, nur dieses Mal nicht in Perm, sondern in Irkutsk.

Ich beginne gleich einmal mit lauter tollen Nachrichten:

  1. Ich war duschen. YEAH! Eine Weile habe ich mich nicht getraut, die Duschräume im общежитие zu betreten. Wie ich nun weiß, eine unbegründete Angst. Sieht man über den Schimmel und die verkalkten (Rohre) ((Harry Potter Insider. P.s. Ich bin jetzt wieder bei Teil eins. Selbstverständlich auf Russisch) hinweg ist eigentlich alles ganz schick. Beeindruckend ist es schon, dass es einen einzigen Duschraum, natürlich mit mehreren Duschkabinen, für die weibliche Belegschaft gibt, die hier verteilt auf ein Haus mit einigen Etagen und scheinbar unendlich vielen Zimmern lebt. Das Klo und das Waschbecken teile ich mir hingegen nur mit einer 27-jährigen Amerikanerin, die um einiges jünger aussieht und ganz nett zu sein scheint. Gestern haben wir zusammen Mittag gegessen, nachdem wir gemeinsam endlich die Fljurorografija, das Röntgen unserer Lungen, hinter uns gebracht haben und nun wieder einmal sicher ist, dass ich keine Tuberkulose habe. Den Gesundheitstest habe ich noch nicht gemacht. Ein Wunder, dass ich überhaupt ins общежитие einziehen durfte und hier ohne Probleme seit inzwischen vier Nächsten schlafe. Heather durfte nämlich aufgrund der fehlenden Attestate nicht einziehen. So hatte ich Klo und Bad für mich allein. Eine Küche haben sie in diesem общежитие nicht. Wer kocht schon gerne? Und wenn dann doch bitte im eigenen Zimmer, mit selbst gekaufter Kochplatte . Deshalb gab es die letzten Tage über für mich lieber eine warme Mahlzeit in der Stadt und sonst Äpfel, Mohrrüben, getrocknete Aprikosen, Gemüsebrühe und einmal eine Tüte Chips, beim nach Hause spazieren.
  2. Ich habe mir eine Yoga-Matte gekauft! Das scheint mir angenehmer, als auf dem Laminatboden im общежитие zu liegen. Ich bin froh, dass ich meine liebe Adrienne überall mit hinnehmen kann, vor allem jetzt, da ich eine russische Nummer und Mobile Daten haben. Wer hätte gedacht, dass mein „Nein das ist kein Handy, das ist mein Tablet!“-Tablet, doch noch zu einem Handy wird. Gestern bin ich in zwei Fitness-Studios und auf verschiedensten Internetseiten von Tanz-, Pole-Dance- und Yoga-Studios gewesen, auf der Suche nach meiner dritten Heimat in der Stadt. Wobei das jetzt, wo ich weiß, wie einfach es ist zu duschen, nicht mehr ganz soo dringend ist. Mit meiner neuen Yoga-Matte, kann ich auch brav im Zimmer turnen. Nur hüpfen ist blöd, da unter mir sicher irgendjemand wohnt. Ansonsten war mein Sport in den letzten Tagen Spazierengehen. Hin und her und kreuz und quer durch die ganze Stadt. Wobei das Zentrum von Irkutsk schnell überschaubar ist. Ich kenne inzwischen mehrere Wege zur Uni und verschiedene Uferpromenaden an der Angara. Denn auch in Irkutsk gibt es einen Fluss, groß, wasserreich und von viel Grün umsäumt. Sowieso ist in Irkutsk noch Sommer. Ich bin richtig braun geworden! Am Donnerstag bin ich spontan mit einer Maschrutka nach Listwjanka gefahren, einem kleinen Städtchen direkt an der Mündung der Angara in den Baikal. Bei wunderschönstem Sonnenschein ging es einen Berg, zu einem wichtigen Stein und Aussichtspunkt hoch.  Zurück nach Irkutsk bin ich dann abends mit einem Boot, beziehungsweise einer Fähre, das hat nur eine 1h und nicht, wie im Vergleich zu Maschrutka, 1,5h gedauert. Dafür hat die Bootstour 450 Rubel gekostet und die Hintour nur 120 Rubel. 120 Rubel sind momentan nicht einmal 2 €.
  3. Der Text der Wirtschaftshausarbeit ist fertig geschrieben! Heute saß ich nach dem ersten russisch Kurs, in dem ich eigentlich sinnloser Weise saß, da er gar nicht auf meinem Stundenplan steht, der Kurs, den ich aber besuchen wollte/ sollte, neuerdings am Freitag und nicht am Samstag stattfindet und ich sonst umsonst das erste mal hier mit dem Bus zur Uni gefahren wäre, nachdem ich fast verschlafen hätte, weil ich schon um 7.30 los wollte und erst 7.28 aufgestanden bin,… also heute saß ich den Großteil des Tages über in einer Boulangerie in der Ulitsa Karla Marksa (ich wohne übrigens in der Sovjetskaja, dort wo sie sich mit der Ulitsa Karla Libknekhta kreuzt) und habe die aus Deutschland mitgenommene Hausarbeit beendet. Jetzt heißt es nur noch Fehlerlesen und Kommentare ertragen und dann wird abgeschickt. Damit fällt mir ein großer Stein vom Herzen. Wenn ich dann endlich mit dem Uni-Moodle-Job angefangen habe, ein Projekt das ich morgen starten werde, und dieser nicht mehr wie das Damokles-Schwert über mir hängt, kann ich mich voll und ganz ins russische Studium werfen. Mein bzw. unser, Kristina und Kilian sind ja auch noch aus Potsdam und mit hier am Start, Stundenplan ist ziemlich voll. Doch ich bin mir sicher, dass das alles machbar ist. Immerhin habe ich bei der Vorlesung zur Währungs- und Exportkontrolle auch folgen können.
  4. Ich darf nach Hause kommen wann ich will! Mir wurde schon geschrieben, dass das Wohnheim Nr. 1 (meine neue Heimat) eines der besten Wohnheime ist. Dies ist ein Fakt mehr, der diese These stützt. Es gibt keine Schließzeiten im общежитие, die Türen sind immer offen und kein Kommandant sagt mir, wann ich ins Zuhause zu sein habe. Es fühlt sich gut an, so ein Stück Freiheit zurück zu gewinnen, bin ich doch die letzten Tage davon ausgegangen, dass ich um 22 Uhr spätestens wieder im общежитие sein muss. Besonders heute passt mir das sehr gut, weil ich mich entschlossen habe zu einem Freilichtkino-Kurzfilm-Festival zu gehen. Das geht „erst“ um 20 Uhr los und dafür muss ich ca. 40min, eine typische Entfernung hier, und über einen kleinen Fluss laufen. Dort ist dann, wie ich vermute ein kreatives Zentrum und hoffentlich viele Menschen und schöne Filmchen.

Soweit so gut. Ich denke, das reicht fürs Erste. Ich kann auch nicht sagen, wann ich wieder schreibe und ob. Wobei, wahrscheinlich schon. In diesem Sinne genießt das Leben und im besten Fall die Semesterferien. Fühlt euch gedrückt und lasst von euch hören.

P.s. Ich möchte noch erwähnen, dass ich viele dieser tollen Spaziergänge erst viel später gestartet und die meisten der versteckten Orte hier viel später gefunden hätte, ohne Anne und das von ihr selbst gestaltete Reisebuch mit exklusiver Karte. Ein Traum!

 

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Eine Antwort zu Sie ist wieder da

  1. Andreas sagt:

    Hallo Sophie, klingt toll! Und toll ist vor allem, dass Du wieder was schreibst!! Aber gibt es auch Bilder oder hab ich bei mir was falsch eingestellt, so dass ich sie nicht sehe?
    LG
    Andreas

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