Meine und Deine Stadt Perm

Ich muss ganz ehrlich sagen, das Gefühl, dass ich erst seit 2,5 Tagen hier bin, habe ich nicht. Der Tag heute war schon wieder so voll. Es scheint so, als würde hier viel mehr passieren. Doch ich glaube, das liegt vor allem daran, dass ich die Zeit sehr viel intensiver erlebe und versuche alles aufzusaugen und nichts zu vergessen. Wahrscheinlich werde ich am Ende dieses halben Jahres selbst vor dem Blog sitzen und alles noch einmal durchlesen um mich überhaupt zu erinnern, was ich alles erlebt habe.

Heute konnte ich ausschlafen, bis 10 Uhr! Tatsächlich gab es auch heute wieder Frühstück und zwar russische Pfannkuchen gefüllt mit KÄSE. Ich habe tapfer meinen Pfannkuchen gegessen, aber wenn ich nicht noch die `cini minis` aus Berlin als Zusatzgeschmack gehabt hätte, hätte ich den Pfannkuchen kaum runter bekommen.  (@Phuong: Es hatte also doch einen Sinn sie in die Tüte zupacken :* ) Als ich mich dann auf den Weg zur Schule gemacht habe war es vor allem kalt und nass. Lange werde ich meine rote Weste wahrscheinlich nicht mehr tragen können, außer ich ziehe 5 Schichten darunter an.

In der Schule habe ich mir dann mit den 2 deutschen Lehrerinnen (Silvia und Sarah) zusammen den Deutschunterricht in einer ersten Klasse angeguckt. Das war echt sehr niedlich! Die Kinder haben am Anfang ein Lied gesungen, das hab ich dann extra nochmal aufgeschrieben:

Guten Tag, Guten Tag, sagen alle Kinder;                                                                                    große Kinder, kleine Kinder,                                                                                                             dicke Kinder, dünne Kinder,                                                                                                           lustige Kinder, traurige Kinder,                                                                                                          gute Kinder, böse Kinder,                                                                                                                Guten Tag, Guten Tag, sagen alles Kinder!

Dazu gab es dann jeweils eine Geste. Das war wirklich putzig. Dann wurden Zahlen, Farben und ein paar Buchstaben geübt und wir 3 Gäste aus Deutschland wurden auch gleich wieder in den Unterricht eingebunden. Sehr interessant ist, dass fast alle Lehrerinnen (außer Rico hab ich bis jetzt nur weibliches Personal gesehen) in deren Unterricht ich saß zu den Schülern meinten: „Wir haben Besuch aus Deutschland, also seid still und arbeitet ordentlich.“, oder sowas ähnliches. Und das funktioniert!

Nach der Stunde war Mittagspause, doch da ich es immer noch nicht geschafft habe Geld zu wechseln hab ich auf das Mittagessen verzichtet, was wie sich später herausgestellt hat sehr weise war.

Zusammen mit den Austauschschülerinnen und noch weiteren Schülern ging es dann um 14 Uhr zur Stadtrundfahrt. Diese fand in einem älterem Bus, aus Deutschland (Bitte den Busfahrer während der Fahrt nicht ansprechen!), statt. Viel scheiben will ich dazu nicht, denn wer sich dafür interessiert kann sich einfach die Bilder angucken und die paar Stichpunkte darunter. Die Stadtrundfahrt ging ganze 3 Stunden, in denen wir auch immer mal wieder raus aus dem Bus und in die Kälte sind. Das ganze fand sogar auf Deutsch statt und wie konnte es anders sein, war unsere Reiseführerin eine ehemalige Schülerin der Schule 12, also der Schule an der ich jetzt bin.

Die Fahrt endete am Gorki-Park und dort trennte sich dann auch die Gruppe. Die Schülerinnen fanden sich mit ihren Partnern zusammen (sonst waren die Gruppen meist gut voneinander zu unterscheiden: deutsche Schülerinnen – russische Schüler) und ich bin mit den 2 Lehrerinnen und der russischen Deutschlehrerinn die sich um diesen Austausch kümmert zum „Permer Stolz“, der Oper gelaufen. Dort haben wir dann gewartet, 20 Minuten in der Kälte (ich werde mich morgen ganz sicher mehr anziehen…). Denn  von dort aus  ging es dann ins Restaurant. Die Direktorin der Schule lud zu Ehren der deutschen Gäste (damit waren vorrangig die beiden Lehreinnen gemeint) zum Essen ein. So saß ich heute also gut 4 Stunden mit 5 russischen sowie 2 deutschen Damen und mit Rico zusammen an einem Tisch, an dem hauptsächlich Russisch gesprochen wurde. Ich hab nicht wirklich viel verstanden und wenn sie dann manchmal ins Deutsche gerutscht sind musste ich oft feststellen, dass ich nicht einmal mitbekommen hatte um welches Thema es gerade ging. Das war nicht schlimm, nur einfach ziemlich anstrengend, denn eine fremde Sprache macht müde.  Und das vor allem, wenn man dazu noch eine Menge isst und wir haben eine ziemlich große Menge gegessen. Ich weiß ja nicht für wie viele Leute das Menü bestellt war, oder ob es einfach nur daran lag, dass wir bis auf Rico nur Frauen an dem Tisch waren. Es war zu viel! Aber wirklich sehr lecker! Wahrscheinlich hat das jeder schon mal erlebt: da steht viel auf dem Tisch und man isst und isst, nur um dann fest zustellen, dass noch ein Gang kommt und noch einer und noch einer und noch einer… Am Schluss kam dann alles in „Container“, was im russischen zum Glück für kleine Boxen steht, in die man das übrig gebliebene Essen packt.

Nach dem Essen kam dann das Highlight des Tages. Eigentlich wollte ich schon gestern beim Frühstück fragen, wie eigentlich die genaue Adresse von der Wohnung ist. Aber das hab ich natürlich verplant. So gab es ein kleines Durcheinander als ich nicht genau sagen konnte, wo ich denn nun wohne. Es hat ihnen auch nicht geholfen, dass ich den Weg von der Schule aus wusste und auch halbwegs beschreiben konnte. Wenn ich das richtig mitbekommen habe, wurde sogar eine kleine Telefonlawine gestartet um an die richtige Adresse zukommen, obwohl wir es dann doch ziemlich schnell dank googlemaps rausgefunden hatten. Nun wissen wirklich alle aus der Runde wo Nina, also die eine Deutschlehrerin und meine Gastmutter, wohnt.

Netter Weise wurde ich, zusammen mit Svenja und Sarah, mit dem Auto nach Hause gefahren. Dort haben mein Gastvater und Nadja schon auf mich gewartet und ich habe versucht ihnen zu erklären warum ich erst so spät wieder gekommen bin. Kurze Zeit später saßen wir dann nochmal zu dritt am Tisch und haben Tee getrunken. Dabei hat sich heraus gestellt, dass nicht einmal die beiden wissen, wie ihre ganz genaue Adresse ist. Zu mindestens bei der Postleitzahl hakte es, aber die wollen sie bis morgen herausgefunden  haben.  Mein Gastvater wird immer mutiger und versucht ständig mich irgendwelche Dinge auf Russisch zu fragen. Manchmal verstehe ich was er von mir will, aber meistens muss Nadja dann irgendwie zwischen uns vermittel, aber auch das ist oft schwierig. Auf jeden Fall ging es heute um das Thema Ski- und Snowboard fahren, was ich gar nicht so schlecht finde!

Inzwischen ist bei mir schon wieder ein neuer Tag angebrochen, während ihr wahrscheinlich gerade Abendbrot esst. Deshalb werde ich jetzt einfach nur den Text hochladen; Korrekturlesen, Fotos und ein paar Infos zu Perm und seiner Geschichte kommen später.

Gute Nacht!

P.s Yara, deine Lichter flackern heut auf dem Klavier und das sieht wirklich sehr sehr schön aus! Danke dir dafür nochmal!

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Eine Antwort zu Meine und Deine Stadt Perm

  1. Andreas sagt:

    Liebe Sophie, ich finde es toll dass Du so viel und so gut schreibst. Leider ist es diesmal bei dem Text geblieben – da steht zwar, dass zu dem Eintrag 21 Bilder gehören, aber ich kann sie nicht sehen. Kannst Du mal schauen, ob irgendwo ein Häkchen fehlt (oder ob mein computer doof ist??)?
    Lg Andreas

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