Ostergeschenke

Meine liebsten Schwestern zu Hause haben noch Osterferien, also zählt dieser Bereicht auch noch als Rückblick auf Ostern…

Die „Semana Santa“ wird auch hier in Chile gefeiert, weshalb der/die normale Arbeitnehmer*in wie auch der/die gemeine Schüler*in frei bekommt. Zu meinem Glück! So hatte ich die Möglichkeit, ein wunderbares Osterwochenende am Meer zu verbringen.

Ich hätte niemals gedacht, dass aus unserer vagen Idee („Lass uns doch über Ostern noch wegfahren!“ – allgemeine Zustimmung, aber keine Reaktion…) tatsächlich noch ein Kurzurlaub wird. Dank der tatkräftigen Umsetzung von Jacqueline und einer Portion Glück konnten wir noch ein AirBnb buchen und saßen am Freitagmorgen zu fünft im Auto. Ein echter Mädelsroadtrip, mit der „anderen“ Lea sicher am Steuer – das hätte ich mir ja niemals zugetraut. Superklasse gemacht!

Nachmittags kamen wir in Papudo an, einer von einer Reihe schmucker und teilweise sehr schicker Küstenorte, die vor allem in den Sommerferien von Urlaubern und Villenbeitzern überlaufen sind. An diesem etwas windigen, aber sonnigen Tag war der Strand fast leer. Und mehr braucht es nicht, um einen Haufen Mädchen sehr glücklich zu machen. Frische Luft, salziger Wind und eiskalter Pazifik um die Zehen tat unglaublich gut. Ich habe diese Tage fernab der Großstadt aus vollen Zügen genossen. Natur. Horizont. Wind. Felsen. Meerluft. Unterhaltungen, vegetarisches Kochen und Vino – eine Wohltat. Ein besseres Ostergeschenk hätten wir uns nicht machen können.

 

Aber der Osterhase wollte mir noch etwas Gutes tun. Am Montag bin ich nun endgültig umgezogen, ins Barrio Yungay. An manchen Straßenecken bewundere ich geheimnisvollen bunte Wandmalereien und Graffitis. Die alten Häuser tragen ihren abgeranzten Charme mit Stolz, während sich zwischendrin ein glänzendes Loft auftut – das erinnert ein wenig an die langsame Gentrifizierung einiger alternativer Viertel in Berlin, natürlich in geringerem Umfang. Ich liebe es, einfach durch die Straßen zu spazieren und das Leben einzuatmen, das ich in Vitacura ein bisschen vermisst habe. Im Umkreis von einem Kilometer kann ich mich gar nicht zwischen den verschiedenen kleinen Läden entscheiden, die frisches Obst und Gemüse, Brot, Getränke und alles, was der Haushalt sonst so fordert, anbieten.         Das Viertel beschert mir zwar einen längeren Arbeitsweg, aber ich bin glücklich, diese Entscheidung getroffen zu haben.

Nach einem herzlichen Abschied von meinen vorherigen Vermietern, die ich sehr liebgewonnen hatte, ist es so schön, umgeben von jungen Leuten zu leben. In meiner WG leben der chilenische Vermieter, eine Schwedin und eine US-Amerikanerin mit kolumbianischen Wurzeln. Die Umgangssprache ist Spanisch, gemischt mit einigen englichen Wortfetzen. Während der Freund der Schwedin zu Besuch ist, hört man auch schwedisch durch die Küchentür, eine ziemlich internationale Truppe. Allein das WG-Leben lohnt den Umzug. Wir leben eigentlich ganz ruhig nebeneinander, aber es ist Raum für gemeinsames Kochen, eingequetschte Gespräche in der Küche zwischen Gasofen und Spülbecken und Teetrinken im Wohnzimmer, das mit Pflanzen behängt und gemütlichen Sesseln zum Verweilen einlädt.

Nur so nebenbei – Arbeit gibt es natürlich auch für mich! Diese Woche ist allerdings ein Schultag wegen der Volkszählung beziehungsweise -befragung („censo“) und der heutige Tag wegen eines Wasserausfalls in der Schule ausgefallen. Das kommt mir ganz gelegen, sodass ich mich hier noch besser einleben kann. Trotzdem bin ich während der Schultage viel mit im Unterricht, bei zwei festen Deutschklassen. Letzte Woche durfte ich anfangen, einige der älteren Schülerinnen auf den Wettbewerb „Jugend debattiert“ vorzubereiten. Eine spannende Aufgabe für mich und umso motivierender, da die Mädchen freiwillig teilnehmen und so mal eine ganz andere Erfahrung im Umgang mit der deutschen Sprache lernen, als ewige Kurzreferate und Klassenarbeiten.

Die Bäume färben sich bunt, der Himmel tut sich für einige herbstliche Regentropfen auf und ich – bin ziemlich contenta.

                                 

 

Dieser Artikel hat 1 Kommentar

  1. Nun bin ich auch endlich mal zum Lesen gekommen! Lea das klingt traumhaft, deine Erzählungen lassen sofort Bilder in meinem Kopf auftauchen und ich habe das Gefühl das Salz des Meeres auf meiner Zunge zu spüren und den Wind in meinem Haar. Ich bekomme direkt Fernweh wenn ich höre, was für viele neue Erfahrungen du gerade machst (die Lea sitzt sicher am Steuer, mein voller Respekt! :D). Genieße das WG-Leben, ich glaube das ist genau das Richtige für dich im Moment 🙂 Bin gespannt auf deinen nächsten Blogeintrag!
    Pass gut auf dich auf, ich denke an dich :*
    Hannah

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