Warum man keine Pakete ans andere Ende der Welt schicken sollte

Wow, mittlerweile sind bereits fast 7 Wochen vergangen, seit ich uruguayischen Boden betreten habe. Die Zeit vergeht wirklich wie im Flug und gleichzeitig fühlt es sich so an, als würde ich schon ein halbes Jahr hier leben. Zeit ist eine seltsame Sache…
Seit meinem letzten Blogartikel hat sich auch schon wieder einiges getan. Ich kann jetzt recht stolz von mir behaupten, endlich eine Routine für das Kochen gefunden zu haben, was sich am Anfang für eine einzelne Person wirklich etwas schwierig herausgestellt hat, wenn ich nicht drei Tage Reis essen wollte. Mittlerweile macht es mir sogar Spaß, mir Sachen zuzubereiten und dafür einkaufen zu gehen (auch wenn mich so manche Preise hier wirklich immer noch vom Hocker hauen). 

Mit unserem Chef haben wir mittlerweile auch einige Aufgabenbereiche für uns genauer definiert und sind so dabei, Materialien aus dem Museumsarchiv, die auf Deutsch und Englisch sind, durchzugehen und spanische Zusammenfassungen zu erstellen. Auch die Führungen für Tourist*innen zu machen, ist immer wieder schön und abwechslungsreich. Die Phasen, in denen wir planlos in unserem Büro rumsitzen, werden auf jeden Fall zunehmend weniger. Und wenn bei 30 Grad samstags im Museum nichts los ist, wird von den Kolleginnen im Büro auch gerne mal ein Picknick ausgebreitet und Tarotkarten werden gelegt, um sich die Zeit zu vertreiben.
An einem Wochenende bekamen wir auch das erste Mal Besuch von zwei Freiwilligen aus Trinidad im Zentrum des Landes und wir konnten ihnen unsere Einsatzstelle zeigen. Ich nehme aus dem Austausch mit anderen ist schon immer sehr viel mit und in persona ist das Ganze dann natürlich nochmal um Welten besser. Darum freue ich mich schon sehr auf das Ende der kommenden Woche, wenn es für uns am 11.11. für 8 Tage nach Buenos Aires geht, wo wir nach dann über 6 Wochen endlich wieder fast alle der Freiwilligen aus Uruguay wiedersehen werden, mit denen wir auch die erste Zeit in Montevideo verbracht haben. In Buenos Aires werden wir das Zwischenseminar absolvieren und natürlich auch viel Zeit für Sightseeing einplanen (für Emil und mich steht ein Besuch im Asiamarkt auf jeden Fall fest auf der Agenda).

Am 25. Oktober hatte ich dann noch Geburtstag. Mein erster im Ausland und mein erster ohne meine Familie und Freund*innen. Aber im Endeffekt war es ein schöner Tag. Ich hatte mir freigenommen und verbrachte dementsprechend erstmal damit, mit Familie zu telefonieren, was schon locker den halben Tag in Anspruch genommen hat. Danach verbrachten Emil und ich den Nachmittag in einem Café hier in Fray Bentos mit traumhaft leckerem Red Velvet und Carrot Cake und endlich mal wieder einem Kaffee für mich (Ich bin hier etwas auf Entzug). Den Abend ließen wir dann gemütlich an der Rambla ausklingen.
Am nächsten Tag wurden wir dann noch von der südamerikanischen Spontanität überrumpelt und abends von unserem Chef zum Pizzaessen mit zwei weiteren Kolleginnen in ein verranztes, aber sehr leckeres, Restaurant in der Stadt eingeladen, um meinen Geburtstag nachzufeiern.

Jetzt aber mal zum Titel des Blogposts… Hinterher ist man immer schlauer, sagt man ja so gerne. Das durfte ich jetzt ziemlich eindrücklich erleben. Da ich in Deutschland schon mit Übergepäck zu kämpfen hatte, dachten meine Mutter und ich, es sei die bessere Option, ein Paket nachzuschicken, anstatt für das Übergepäck zu zahlen. Falsch gedacht… Das Paket kam zwar nach drei Wochen in Montevideo an, steckt nun aber im Zoll fest. Abgesehen davon, dass ich online erneut eine gesamte Zollinhaltserklärung mitsamt Angabe des Paketwertes (den wir auch nur schätzen können…) abgeben und 60 % dieses Wertes blechen muss, sind das größere Problem die Nahrungsergänzungsmittel/medizinischen Produkte, die im Paket sind. Und somit muss ich nun von einer Ärztin bescheinigen lassen, warum ich diese Sachen nehmen muss und dann noch eine Erlaubnis beim Gesundheitsministerium für das Einführen dieser beantragen. Wenn diese genehmigt wird, sollte das Paket dann hoffentlich bald ankommen. Aber da glaube ich erst dran, wenn es dann auch wirklich hier ist…
Deswegen ein gut gemeinter Tipp, niemals Pakete um die halbe Welt schicken, wenn es nicht unbedingt sein muss, den Stress spart man sich echt lieber! 

Auch sozial finde ich hier langsam Anschluss. Die Uruguayos sind wirklich unglaublich herzliche und hilfsbereite Menschen, nur Leute gerade in meinem Alter kennenzulernen, war bisher irgendwie noch etwas schwierig. Am Wochenende kam es aber zu einem Treffen mit einem Kumpel des letzten Freiwilligen hier, mit dem ich mich auf Anhieb gut verstanden habe. Und diese Woche werde ich mich mit einer Bekannten einer Kollegin treffen. Die wichtigste Frage natürlich zuerst: „Trinkst du Mate?“ Das ist hier das Nonplusultra für soziale Interaktionen. Gut, dass ich mich bereits an den bitteren heißen Tee gewöhnt habe. Irgendwie ist es auch eine total schöne Geste, sich den Becher zu teilen und immer wieder zu fragen, ob die andere Person Wasser aus der riesigen Thermoskanne nachschenken möchte. Zum Spanisch üben sind diese Treffen natürlich auch perfekt und ich fühle mich immer sicherer, die Sprache auch in ungewohnten Kontexten zu sprechen und mich über neue kompliziertere Themen zu unterhalten.
Am Halloweenwochenende haben wir dann auch mal den Club hier ausgecheckt, die Location mit dem riesigen Outdoor-Bereich direkt am Fluss bekommt von mir auf jeden Fall eine 10/10. Dadurch, dass es noch eine andere Party in der Stadt gab, war zwar nicht so viel los, wie es vielleicht hätte sein können, aber es lohnt sich auf jeden Fall wiederzukommen. Gerade jetzt, wo es auf den Sommer zugeht, findet hier in der Stadt an den Wochenenden wohl einiges statt, man muss nur wissen, wo man hingehen kann. Und sich natürlich an die Ausgehzeiten gewöhnen. Vielleicht sollte ich doch nochmal ausprobieren, vorher zu schlafen? Oder lieber gar nicht? Mal gucken…

Auf jeden Fall zeigt mir diese Kleinstadt am Río Uruguay immer mehr, warum ich hier noch ein paar Monate länger bleiben sollte.

 

 

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