Zuhause ist nun schon echt weit weg.
Abschiedsgrillen in Hamburg (9.03.12)
Es gab viele gute Wünsche aber auch viele, viele Tränen. Die Wünsche habe ich leider in der Aufregung vergessen, aber Tränen haften noch an meiner Brille. Peinlich denke ich, und erinnere mich doch noch an einen guten Rat. Er kam von meinem kleinen Bruder, 6 Jahre alt:
„Guten Flug, und lass dich nicht blitzen“.
Alle schmunzelten. Ich habe an dieser Stelle meinen Eltern dann doch besser verschwiegen, dass sie bald Post bekommen werden, weil ich am Werbellinsee zu schnell war.
Am Flughafen in Hamburg gab es noch große Aufregung. Mein Handgepäck wurde gewogen. Und es stellte sich heraus, dass ich 7 kg loswerden musste, wenn ich nicht 750 Euro drauf bezahlen wollte. Dafür hätte der Koffer dann aber einen eigenen Sitzplatz verdient fand ich.
Doch die dramatische Geschichte mit dem Koffer nahm hier erst ihren Anfang.
Nach langer Reise in Ningbo am Bahnhof angekommen, muss ich feststellen, dass es weder eine Rolltreppe noch einen Fahrstuhl gibt, der mich und meine rund 40 kg die Treppen vom Bahngleis hinaufbringen könnten. Ich versuche also mühsam meine beiden Koffer hinauf zuhiefen.
Ziemlich mühsam, ziemlich erfolglos.
Gott sei Dank kommt ein Mann, nimmt mir, leider den leichteren Koffer, ab und flitzt geschwind die Treppe hinauf. Ganz schön flott, aber auch echt nett denke ich noch als ich ihm hinterherschaue. Doch plötzlich ist er weg. Verschwunden! Mit meinem Koffer! Alle meine Fotos von Freunden drin, meine ganze Schokolade, meine Schuhe!
Und ich, ich stehe unten, mit meinem 32 kg schweren Koffer, den ich niemals die Treppe allein hochbekommen werde, und …bin schon wieder den Tränen nahe.
Glück im Unglück gehabt. Ein anderer Mann hilft mir den Koffer hoch zutragen. Mit dem schweren Gepäckstück kommt er ja schließlich nicht so schnell davon,denke ich und lasse mir helfen.
Oben angekommen weiß ich eigentlich wirklich nicht so genau wohin ich eigentlich will. Die Lehrerin der Schule hatte gesagt, sie würde mich abholen, doch hier ist weit und breit keiner zu sehen, der mich abholen wollen würde. Und weit und breit kein Mann der mit meinem kleinen deutschen Ikeakoffer auf mich wartet.
Mist denke ich, und schließe mich der Masse an, die auf der anderen Seite des Bahnhofes eine Rolltreppe (Puhhh!) hinunterfährt. Da ich vor Verzweiflung langsam tränenüberströmt bin, sprechen mich sehr nette Menschen an und begleiten mich zum Ausgang des Bahnhofes.
Endlich sehe ich auch ein Schild mit meinem Namen drauf. Es winkt hinter der Absperrung durch die man gehen muss, um noch einmal seine Fahrkarte vorzuzeigen. Es erklärt sich nun, dass keiner am Bahnsteig stand, da man nur mit Fahrschein durch die Absperrung kommt.
Ich falle den beiden Lehrerinnen in die Arme, vor Glück und vor Erleichterung. Bei einem Blick über die Schulter der Lehrerin entdecke ich, wie der Mann mit meinem Koffer auf mich zukommt und ihn mir mit einem Lächeln entgegenstreckt. Er hatte bestimmt 10 min hinter der Absperrung auf mich gewartet und sich einfach neben die beiden mit dem Schild, auf dem ein ausländischer Name stand, gestellt. Er hatte wohl kombiniert, dass ich dazugehören muss.
Dankend nahm ich den Koffer an mich und schon war auch der Mann wieder flink in einer Menschentraube verschwunden. Und so nahm die Geschichte mit dem Gepäck doch noch ein gutes Ende.
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