Morgens 6:15,
ich bin müde, die Luft ist schwül, der Nebel steigt vom Parkplatz vor dem Krankenhaus auf. Ich drehe mich noch einmal zu dem grauen Klotz um in dem ich die letzen 9 nächtlichen Stunden geschuftet habe. Eine Horde schwarzer Krähen steigt von dem düsteren Gebaude auf und kreist seine Runden. Wie die Aasgeier denke ich und bin froh endlich in mein Auto, das mich nach Hause bringt, steigen zu dürfen. Ich habe keine Lust mehr auf diese grauen Tage. Ich muss hier weg!
An diesem Tag noch schicke ich meine Bewerbung für Kulturweit ab. Ich stehe kurz vor Ende meiner Ausbildung als Gesundheits- und Krankenpflegerin(Krankenschwester). Mit Tatendrang und Idealismus habe ich die Stelle dort angefangen aber nun bin ich müde und sehe nur noch grau. Ich habe sehr viel Respekt vor allen, die dort jeden Tag ein und Ausgehen, ich mag auch die vielen Geschichten die man dort von den Menschen erfährt, auch vielleicht die Dankbarkeit aber auch die Freude über kleine Fortschritte und nicht zu vergessen die medizinischen Aspekte, einfach superinteressant, vor allem aber die Schokolade die man zum Abschied geschenkt bekommt. Nicht aber die starren Hierarchiestrukturen, Stresssituationen in denen kein Stress nötig wäre,Materialmangel den Zeitdruck, den rauhen Ton der daraus entsteht, wenn kein Arzt kommt, weil keiner Zeit hat, weil keiner sich zuständig fühlt. Da mag ich nicht mehr mitmachen.
Jetzt ein Jahr später bereite ich mich auf mein Jahr in China mit Kulturweit vor. Immer noch arbeite ich ,nun als Examinierte, in verschiedenen Krankenhäusern. Täglich fragt mich die ein oder andere Schwester: „China? Aber die starren Hierrarchiestrukturen, meinst du nicht es gibt Stress wenn du dich inadäquat äußerst?“ oder „Ich habe einen Artikel über den rauhen Ton an Chinas Schulen gelesen“ und „Wie ist eigentlich die medizinische Versorgung?“Auch Freunde und Verwandte stutzten erst.
Ich auch, über die doch teilweise ablehnende Haltung auf die ich stoße.
Mag ich da mitmachen? Bin ich leichtsinnig oder lebensfroh?
Ich freue mich auf Ningbo!
Ich freue mich auf jeden Fall drauf zu sehen wie die Realität aussieht und möchte den Geschichten der Menschen lauschen und dann auch davon berichten. Ein ganz wenig chinesisch kann ich schon. Mit etwas mehr Zeit, einem Jahr um genau zu sein, kommt da bestimmt einiges zusammen.
Kein Bock mehr auf grau in grau… Ich will rot sehen!
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