Irgendwo zwischen Schülerin und Lehrerin

Eigentlich war der Sinn von diesem Blog ein regelmäßiger Eintrag, aber wie es halt so kommt, geht es leider immer wieder unter… Deswegen möchte ich mir jetzt die Zeit nehmen, mehrere Berichte hintereinander zu schreiben und so von den letzten Ereignissen zu berichten.

Als erstes zu meinem Projekt, das ich vor kurzem in der Schule durchgeführt habe. Zusammen mit der albanischen Praktikantin habe ich einen Lesewettbewerb an der Sami Frasheri organisiert. „Lesewettbewerb“ klingt etwas langweilig meint ihr jetzt? Damit genau das nicht der Fall ist, haben wir das Ganze etwas anders aufgezogen. Natürlich ging es dabei zum einen darum, die Schüler für das Lesen zu begeistern, und zum anderen, um die Verbesserung der Aussprache der Schüler. Das Besondere bei diesem Lesewettbewerb war aber das Training mit den Schülern vor dem eigentlichen Wettbewerb. So gab es nicht nur stures Vorlesen sondern auch Trainingseinheiten z.B. zur Körpersprache, bei denen wir unter anderem Pantomime-Spiele gemacht haben, und zur Satzmelodie. Die Schüler, die Praktikantin und ich waren alle begeistert bei der Sache und so sind dann auch ein paar witzige Videos entstanden! Für mich war es eine meiner ersten Erfahrungen, bei der ich allein vor einer Klasse stand und Unterricht gemacht habe – und das bei Schülern die nur ein oder zwei Jahre jünger sind als ich! Da ich aber viele interaktive Einheiten hatte und die Schüler jedes Mal wirklich mitgemacht haben, war das komische Anfangsgefühl schnell wieder weg. Es hat mir sogar viel Spaß gemacht – vor allem, weil ich nicht wirklich als Lehrerin fungiert habe sondern Teil der Gruppe war und wir gemeinsam auf etwas hingearbeitet haben.

Auch wenn das Projekt an sich gut lief, gab es doch die ein oder andere Schwierigkeit. Ein Problem war z.B., dass die anfängliche Euphorie immer weniger wurde und so auch die Schüleranzahl bei den Unterrichtseinheiten. Am Ende hatten wir sogar Sorge, dass niemand mehr zu dem Wettbewerb kommt. Wie sich herausstellte, gab es ein gewisses „Missverständnis“ bei den Schülern, sodass die meisten dachten, die Teilnahme sei nicht verpflichtend und sie könnten auftauchen wann und wenn sie Lust dazu haben. Als noch frischgebackenen Schulabsolventin, sind sie bei mir da natürlich nicht auf völliges Unverständnis gestoßen, dennoch fand ich es sehr schade, dass die Begeisterung für die Sache so schnell nachgelassen hat. Doch schlussendlich waren es doch genügend Schüler, damit der Wettbewerb stattfand und wir konnten die beste Leserin küren.

Dieses Projekt zeigte mir, dass ich mich an der Schule irgendwo zwischen Schülerin und Lehrerin befinde. Aufgrund von dem kleinen Altersunterschied fehlt mir eine gewisse Autorität, die ich aber auch nicht immer haben möchte, einfach weil es mir um die Schüler geht und ich mir teilweise komisch vorkomme, wenn ich die Autorität für mich in Anspruch nehme. Nur manchmal ist Autorität wichtig, um bestimmte Sachen auch durchführen zu können. Wenn einen niemand ernst nimmt, kann man auch nichts auf die Beine stellen und man steht am Ende alleine da. Daher habe ich trotz der ein oder anderen Schwierigkeit viel aus dem Projekt auch für mich gelernt.

Nach den Weihnachtsferien werden wir dann vielleicht das Ganze auch noch für die 10. und 11. Klassen organisieren. Bis dahin werde ich jetzt erstmal mehr Hospitieren, vielleicht ein paar Sequenzen übernehmen und mich aber vor allem um die Schülerzeitung kümmern. Unsere erste Ausgabe für dieses Jahr ist schon fast fertig! Ich bin schon sehr gespannt auf das Endergebnis!

Kalofshi mirë!

5 Gedanken zu “Irgendwo zwischen Schülerin und Lehrerin

  1. Hallo Tamara,
    was für Bücher lesen die Kinder gerne?
    Wenn du in eine Situation kommst in der du Autorität zeigen willst, wie machst du das?
    Hattet ihr von seiten des Trägers ein Coaching in der Richtung?

    Hast du bei den Hospitationen eine bestimmte Aufgabe oder „sitzt du deine Zeit ab“?

    Viele liebe Grüße aus Almeria, Spanien

    • Hallo!

      Die Schüler waren anfangs etwas ratlos bei der Bücherauswahl. (Sie haben noch nie ein deutsches Buch in ihrer Freizeit gelesen.) Diejenigen die ich beraten habe, lesen z.B. gerne Sci-Fic u.ä.

      Ich muss ehrlich gestehen, dass ich da noch keine gute Variante gefunden habe, die immer funktioniert. Ich wollte mit der Antworte diese Woche abwarten, da ich mehrere Stunden übernommen hatte und schauen, ob ich vielleicht nach meinen Unterrichtsstunden eine gute Antwort geben kann. Ich muss aber auch sagen, dass ich auch nicht die strenge Lehrerin sein möchte, auch wenn es manchmal nervt, dass ich immer wieder um Ruhe bitten muss und warten muss bis es wirklich leise ist. Du merkst, bisher kann ich noch nicht sagen, dass ich meine Stellung gefunden habe und 100% klar komme.
      Kannst du mir da vielleicht Tipps geben?

      Nein, dazu gab es leider kein Coaching. Wir hatten einen Workshop, in dem uns ein Ehemaliger Spiele gezeigt hat, die wir im Notfall mit den Schülern machen können, wenn wir spontan eine Stunde übernehmen müssen. Das habe ich schon öfter umgesetzt und hatte bisher immer Erfolg damit. Aber ansonsten…vielleicht gab es einen solchen Workshop, an dem ich nicht teilgenommen hatte.
      Auf dem Zwischenseminar haben wir in Gruppen über das Problem gesprochen, aber es gab von den Trainerinnen leider keine Tipps o.ä.

      Bei den Hospitationen bin ich Teil des Unterrichts. Natürlich gibt es Stunden, in denen ich nichts mache, aber ich werde vom Lehrer eigentlich immer mit einbezogen und sei es nur mit der Frage „Stimmt das? Oder wie ist es in Deutschland?“.

      Was waren deine Aufgaben bei deinem FSJ?

      Viele Grüße,
      Tamara

  2. Sehr schön geschrieben! Probleme gibt es immer und sind nicht vorhersehbar… Immer optimistisch bleiben.
    Bis Freitag!!!

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