Ba-ma-za-ga

„Sa pi-bi-la.“
Verwirrte, unsichere Blicke werden ausgetauscht.
„Sa pi-bi-la“
Flüstern geht durch den Raum.
„Hieß das nicht etwas irgendetwas mit Essen?“
„Keine Ahnung, -la ist das Wort das eine Ja/Nein-Frage anzeigt…oder?“
Einige Laute und Silben purzeln unbeholfen in den Raum. Ein Mutiger traut sich und sagt: „Sa…mä….Oh, sorry no, again: Sa…ma-pi-ba…bu?“

So, oder so ähnlich verliefen viele erste Minuten unseres Sprachkurses, den ich die letzten drei Wochen besucht habe. Heute war die letzte Stunde. Inzwischen sind die verwirrten Blicke ein bisschen weniger geworden und auch das anfängliche, unbeholfene Herumstottern hat sich zum Teil in souveräne Antworten wie „Sa pi-bi!“ („Ja, ich habe schon gegessen“) oder „Sa ma pi-ba-bu!“ („Nein, ich habe noch nicht gegessen.“) verwandelt.

Dennoch bleibt Burmesisch für mich und meine Zunge eine große Herausforderung.

Burmesisch ist die Amtssprache von Myanmar, rund 35 der 50 Millionen Einwohner beherrschen sie. Linguistisch betrachtet gehört Burmesisch zur Gruppe der tibeto-birmanischen Sprachen. Es ist eine sogenannte Lautsprache. Das heißt ausschlaggebend für die Bedeutung eines Wortes – und auch ausschlaggebend für die Schwierigkeiten von Europäern mit der Sprache – ist die korrekte Betonung der Silben. Verantwortlich für diese unterschiedlichen Betonungen sind 8 Vokale und drei verschiedene Tonlagen, die in Kombination mit einem der 32 Konsonanten auftreten und so die Dauer, Intensität und den Klang einer Silbe modellieren. Wie eine Besessene versuchte ich gemeinsam mit dem Rest meines Sprachkurses diese drei verschiedenen Tonhöhen richtig zu artikulieren. Zum Beispiel der Konsonant „k“ in Kombination mit dem Vokal „a“: Erst die ‚normale‘ Variante (ka), dann die ‚gedrückte, deprimierte‘ (kaa) und schließlich die ‚agressive‘ (kaaa).

In der Praxis kommt dann noch die Schwierigkeit hinzu diese Tonunterschiede ohne visuelle Unterstützung heraus zuhören. Bisher klingt für meine ungeschulten Ohren vieles sehr, sehr ähnlich. Das führte dann z.B. dazu, dass bisherige Versuche souverän mit den Taxifahrern zu verhandeln an der Fehlinterpretation einer einzigen Silbe gescheitern:

„Ne kaun la,“ sage ich zum Taxifahrer und er antwortet „Ne kaun ba-deh“. Damit ist der Einstieg und die Begrüßung („wie geht’s?“ „Es geht gut“) schon mal geschafft.
„Myni-gone thwa-meh,“ kündige ich mein Fahrziel an. Und frage nach dem Preis: “Beh lau leh”
„hhnNgaa-taun,“ sagt der Taxifahrer und ich komme ins Schwitzen. War das jetzt ein nasal gesprochenes „hnga-taun“ und heißt dementsprechend 5000Kyat? Oder war es eher das ‚hhhngaaa‘, bei dem die Zunge an die Zähne stößt, und heißt 2000 Kyat?)
„Thou-daun!“, sage ich entschlossen – bestimmt wollte er 5000Kyat verlangen und ich handle jetzt noch einen fairen Preis für 3000Kyat aus! Aber irgendwie schaut der Taxifahrer jetzt verwirrt, grinst und wiederholt dann mit Unterstützung seines Zeige- und Mittelfingers sein Angebot: „hna-taun!?“
Das war wohl doch das „Hnnga-toun“ welches 2000 heißt. Ups. Ich lache, der Taxifahrer lacht auch, ich steige ein und bedanke mich: „Ya-ba-de. Ce-zu-ba.“

Es wird also noch eine Weile dauern bis meine Ohren, meine Zunge und mein Hirn sich einigermaßen in diese neue Sprache eingefunden haben. (Von Lesen und Schreiben ganz zu schweigen…) Aber ich werde dran bleiben und sage jetzt schon mal „Ce-zu-ba“ zu all den Taxifahrern, die mich, trotz meines Angebots mich für mehr Geld zu kutschieren, nicht übers Ohr hauen!

Tata,
Nadja

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