70% / ES SCHNEIT

Zwei Umzüge habe ich hinter mir.

Während ich das schreibe, fällt draußen Schnee. Es bildet sich keine Schneedecke auf dem Boden, aber es wird deutlich, der Winter ist nah. Es wird von Tag zu Tag kälter.

Für das erste halbe Jahr nach meiner Ankunft in UB mietete ich ein geräumiges Zimmer, das Teil einer gemütlichen Wohnung mit Ofen, kleiner Sauna und geräumiger Küche war. Die Wohnung liegt im Zentrum der Stadt. Es sind 10 Minuten bis zum Hauptplatz, dem Sukhbaatar/ Khan Square. Die Vermieter kamen mal öfter, mal seltener, tagsüber, zum Arbeiten in der Wohnung vorbei. Davon abgesehen war ich allein. Neben meinem Zimmer, dessen Fenster zur Straße führt, gibt es auch einen Raum mit mehreren Doppelstockbetten für Tourengäste und einem Raucher-Wintergarten/Balkon.

Da meine ehemalige Vermieterin aus Tuwa kommt, waren die Gäste auch mehrere Male Tuwiner. Die Republik Tuwa liegt in Süd-Sibirien (Russland), in der Nähe des Altai Gebirges und ist Kerngebiet des Schamanismus. Viele Tuwiner leben als Nomaden. Bekannt sind vor allem die Rentiernomaden, in der Nord-Mongolei, rund um den Khuvsgul See.

Der Vater meiner Vermieterin, Galsan Tschinag, schreibt auf deutsch über die Mongolei und sein Leben als Tuwiner, Nomade und Schamane.

Empfehlen kann ich das Buch: die neun träume des dschingis khan.

Ein Teil der Band Yat-Kha war für einige Tage zu Gast. Mit dem Pferdekopfgeigenspieler Scholban redete ich eine gute Nacht lang, unter anderem über die Traditionen seines Volkes. Ein interessanter Einblick!

 

Vor etwa 2 Monaten verließ ich die schöne Ecke, über die ich schon einmal in einem Eintrag geschrieben habe, und zog für einen Monat in ein Hostel. The Garage Hostel, weiter im Westen der Stadt, 5 Busstationen entfernt. Das Hostel wird von den Freunden betrieben, die ich an meinem ersten Tag in Ulaanbaatar kennengelernt habe. Batsaikhan (Bagi) und Uyanga.

Den Namen des Hostels habe ich spendiert, nachdem wir mit der Idee des Grillens in der Garage bis zur Renovierung des gesamten Hauses und Umfunktionierung zum Hostel gekommen sind. Die Garage ist jetzt, 3 Monate nach der Renovierung und Inbetriebnahme als Hostel, ein Chill-Out/Raucherraum. Der Raum ist unglaublich gemütlich und lädt dazu ein dort gesellig seine Nächte zu verbringen.

Das gesamte Hostel fühlt sich auch eher nach einer WG an. Hier habe ich unter anderem Karl Bushby und zwei weitere Mitglieder der Expedition steppes to the west, der längsten Kamelreise aller Zeiten, kennengelernt. Es geht von der Mongolei, durch China, zurück bis nach Großbritannien. Das Team der Expedition läuft und führt 10 Kamele mit sich. Der Weg führt entlang der Seidenstraße und darüber hinaus. Bei einem Besuch in dem Camp außerhalb der Stadt konnte ich die Kamele, sowie die freundlichen Viehzüchter-Nachbarn des STTW- Camps kennenlernen.

Karl Bushby, läuft allein seit 18 Jahren um die Welt und macht damit die längste unterunterbrochene Reise zu Fuß.

https://www.steppestothewest.com/

Im Hostel nächtigte ich direkt neben Küche, was wenig Privatsphäre und viel Lautstärke mit sich brachte und mir nach einer Weile ein wenig auf die Nerven ging.

Deswegen zog ich, sobald sich mir die Gelegenheit bot, erneut um. Meine jetzige und vorerst endgültige/letzte Bleibe in der Mongolei hat 2,5 Zimmer und liegt in der Nähe des Bahnhofs und am wichtigsten fünf Minuten entfernt von dem neuen Schulgebäude meiner Schule, was mir vor allem im Winter, bitterlich lange, eisige Wege ersparen soll.

Eine Woche nach dem Einzug machte ich mich zum zweiten Mal auf den Weg nach Bayan Ulgii. 2 Tage Busfahrt hin, 2 Tage Busfahrt zurück. Viele Stunden auf meinem Busfahrtszeit-Konto in der Mongolei. Und wofür die Qual?

Das 18te Golden Eagle Festival. Ausgetragen wird es im Nachbarort Bugar oder Bugat, 8 Kilometer von der Stadt Ulgii entfernt.

Im Bus war ich zum Glück nicht allein. Yoni, den ich in The Garage kennengelernt habe und Adam, nach meinem Umzug, in der Mongolei angekommener Freund, begleiteten mich.

Untergekommen bin ich im gleichen Guesthouse, wie beim letzten Mal. Yoni und Adam verbrachten die beiden Tage des Festivals wegen Mandelentzündungen dummerweise im Bett.

Für das Festival lasse ich meine Fotos sprechen.

 

STTW