Und du glaubst nicht an Wunder

Was ne Woche. Am Wochenende war ich zwar wieder ein bisschen allein allein aber ich habe die Gelegenheit genutzt und bin an den See gefahren, habe viel Zeit in der Innenstadt verbracht und war einfach mal da. Keine Gedanken, keine Pflichten. Einfach nur da sein. Das war schön muss ich sagen, hat aber nach dem 2. Tag Langeweile in mir hervorgerufen, die wieder zu diesem doofen Gedanken führt : Du musst was machen und was neues sehen. Jeden Tag! Ich glaube der Zwiespalt ist zur Zeit so Geo wie nie. Ja, klar. Ich freu mich auf Zuhause. Aber ich genieße das gerade so sehr. Ich habe seit 10 Jahren gesagt, dass ich genau das machen will, wenn ich mit der Schule fertig bin. Und ich kann mich noch nicht damit abfinden, dass es schon so bald vorbei sein soll. Das war mein „großes Ziel“ seit ein paar Jahren. Jetzt ist es da. Anders als erwartet. Vielleicht auch nicht ganz das, was ich eigentlich wollte. Aber immer noch genau das, was mein 9 Jähriges Ich jedem an die Stirn geklatscht hat. Hier bin ich nun. Und suche mir neue Meilensteine. Aber erstmal genieße ich den jetzigen.

Am Montag ist ein kleines Wunder passiert. Für die, die mich schon länger verfolgen oder auch schon den anderen Blog gelesen haben wissen es. Ich war bisher zu 3 Veranstaltungen in meiner Einsatzstelle. 2 mal zu DSD Prüfungen und zum Chor. Das wars. Mein Plan hier eigentlich :  vor einer Klasse stehen und mich selbst herausfordern. Die Realität der letzten 6 Monate: Mit Kaffee und Jogginghose vor dem Laptop sitzen, auf eine schwarze Wand voll mit Namen starren und Monologe führen. Mal wird mehr mit mir geredet, mal weniger. Ich wurde letzte Woche sogar gefragt was genau meine Aufgabe eigentlich ist. Noch immer bin ich in den meisten Augen eine Austauschschülerin. Einfach, weil sie meine Vorstellung (viel zu aufwendige PowerPoint Präsentation) nicht verstanden haben. Oder verpasst. Oder verschlafen. Oder einfach nicht zugehört. Ich weis es nicht, denn ich hatte ja bisher keine Möglichkeit eine direkte Rückmeldung zu bekommen. Keine Mimik. Kein Augenbrauen hochziehen. Kein Blick der sagt „was will die von uns?“ Sondern nur eine schwarze Wand mit Namen. Und dann kam der Montag und das Wunder geschah. Ich ging in die Schule. Für zwei Stunden habe ich den DSD Kurs der ersten (in Deutschland wären sie in der 9.) Klassen bespaßt. Ich habe mit einen Plan gemacht, den ich nicht eingehalten habe (machen das Lehrer?). Ich jedenfalls habe es getan. Mir war die Grammatik egal, ich wollte auch keine Texte hören. Ich wollte einfach ein normales Gespräch haben mit Frage, Antort und Gegenfrage. Und genau das habe ich gemacht. Wir haben dabei über wirklich alles geredet. Über Spielideen, darüber, wie das Gesetz in Polen zu bestimmten Dingen ist oder warum einer meiner Schüler unbedingt nach Rio de Janeiro möchte. Über manches, worüber wir redeten, schildere ich hier nicht. Was ich aber sagen kann? Es hat so unglaublich viel Spaß gemacht. Ich war noch nicht einmal aufgeregt. Es hat sich einfach natürlich und gut angefühlt. Ich kam ins Gespräch, ich habe trotzdem Übungen mit ihnen gemacht und das aller wichtigste: Wir haben zusammen gearbeitet und gelacht. Na klar, wird das nicht in jeder Klasse so sein. Aber ich bin wirklich glücklich , dass mein erster Eindruck eben genau der ist.

Naja und einen Tag später, saß ich wieder in Jogginghose mit Kaffee vor dem Laptop und starrte in eine schwarze Wand. Aber ich habe Selbstbewusstein und auch Reflexion bekommen durch die Stunden am Montag. Es hat sich so gut angefühlt.

Am Mittwoch habe ich dann erfahren, dass die nächste Woche auch eher ohne Unterricht stattfinden wird. Also beschließt klein Leana mal zu fragen, wer denn Lust hat mich in Obhut zu nehmen.  Vielleicht reise ich in letzter Zeit ein bisschen viel. Ist gut möglich, dass es ein bisschen zu viel ist. Darum habe ich mir auch Gedanken gemacht. Aber ich lebe nun mal jeden Tag intensiv. Beziehungsweise ich versuche es. Und wenn schon Corona mir viel vermiest, dann wenigstens nicht innerhalb des Landes zu reisen. Ich halte mich an alle Bestimmungen und bin vorsichtig — natürlich! Aber ich möchte es einfach voll ausschöpfen. Manchmal habe ich dann ein schlechtes Gewissen. Woher kann ich garnicht genau sagen. Einfach so ein Bauchgefühl.

And I don’t know the right tracks for this trait, this is something I can’t explain ~ Sunrise Avenue

Ich freue mich auf die nächsten Wochen. Warum, erzähl ich, wenn es so weit ist.

Bis dahin verliebe ich mich weiter in die wunderschöne Stadt Lublin und das Land.

Bleib gesund, bleib lieb,

Leana